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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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überrollten. Neben seinem Bett hatte ein Revolver gelegen, eine geladene Vierundvierziger ohne Futteral.
    Ich fuhr auf den Parkplatz des
House of God
und eilte zur Notaufnahme. Als ich Potts am Telephon sagte, es täte mir leid, daß sein Vater gestorben sei, sagte er:
    »Mir nicht. Er starb nach einer Prügelei mit einem anderen Betrunkenen in der Gosse. Ich habe mir immer gedacht, daß er so enden würde. Irgendwie fühle ich mich erleichtert.«
    »Erleichtert?«
    »Ja. Du mußt verstehen, Roy, jahrelang ist er in mein Zimmer gekommen, wenn er glaubte, ich schliefe. Er stand da und starrte mich an. Manchmal habe ich den Lichtschimmer auf dem Lauf des Revolvers gesehen, den er in der Hand hielt. Ich fahre nur zur Beerdigung, um Mutter zu sehen. Tut mir leid, daß du für mich einspringen mußt. Ich mache es wieder gut.«
    Und nun hatten wir einen bitterkalten Sonntag in der Mitte der Totenwoche zwischen Weihnachten und Neujahr, und ich erwartete während meiner Vierundzwanzig-Stunden-Schicht nur wenige schwere Verletzungen und hauptsächlich unbedeutenden Kleinkram, Patienten, die versuchten, ins
House of God,
ins Warme zu kommen. Wie kurzsichtig, zu glauben, daß ich an diesem Sonntag nur das zu sehen bekäme, was dieser Sonntag hervorbrachte! Zweitausend Jahre waren seit Christus vergangen, vor ein paar hundert Jahren hatte ein Überflieger aus der Renaissance das Krankenhaus erfunden, vor fünfzig Jahren hatte ein toller Jude das
House
erfunden, vor zwei Monaten hatte Gott es wieder Winter werden lassen, vor wenigen Tagen hatte ein Fernsehprogrammchef ein wahnsinnig aufregendes Profi-Football-Spiel abgeschaltet, um eine Neuverfilmung dieser teutonischen Granate
Heidi
zu zeigen und damit den Blutdruck der Männer quer durchs ganze Land in die Höhe getrieben, und letzte Nacht hatten zwei äußerst wichtige Ereignisse stattgefunden: Erstens hatte es, zur »Aufklärung des Publikums« eine Fernsehshow über »die Anzeichen eines Herzanfalls« gegeben, zweitens war eine Samstagnacht in der Stadt im Eimer. Jetzt würden sie mich drankriegen. Die Frage war nur wie und wie sehr.
    Schon um acht Uhr morgens war der Warteraum voll, in der Mehrzahl von Frauen, die meisten schwarz. Der irre Abe sprang zwischen ihnen hin und her und kreischte mich an:«
    Euer Problem ist die Beschneidung, euer Prob …«
    In der Stationszentrale war alles durcheinander. Howard Greespoon saß bleich bei Gath, Elihu, Cohen und den beiden Polizisten und trank eine Tasse Kaffee, was ich ihn noch nie hatte tun sehen, denn seine Computerdaten wiesen eine direkte Beziehung zwischen Kaffee und Blasenkrebs aus. Howie erzählte den anderen gerade, was passiert war:
    »Vor einer Stunde gehe ich in den Waschraum im zweiten Stock und bin auf der Toilette, als ein Typ die Tür aufreißt, ein Gewehr reinhält und mein Geld will. Ich gebe ihm drei Dollar, und dann mache ich etwas ganz Dämliches, ich gebe ihm auch noch meinen Collegering. Wie konnte ich das tun? Ich habe diesen Klassenring geliebt, wirklich. Er hat ihn gar nicht haben wollen. Ich hab ihn ihm einfach gegeben. Warum? Warum?!«
    »Bemerkenswert«, sagte Gilheeny, »aber besser, der ist weg und Sie sind hier, als umgekehrt.«
    Howie ging, aber die Polizisten blieben noch, und Quick sagte erklärend:
    »Es ist Terrorsaison, man hat uns gebeten, noch einmal acht Stunden Dienst zu tun, bis vier Uhr nachmittags. Sechzehnhundert im Militärjargon, nicht wahr, Offizier zur See Gath?«
    »Ay ay, Mama«, sagte Gath. »Ich könnte mal wieder brauchen, daß was Richtiges hier reinkommt, statt immer nur Scheidenjucken. Ich bin so mies drauf, ich könnte mit der Peitsche auf Bärenjagd gehen.«
    »Eine bemerkenswerte Aussage, besonders vor dem Hintergrund, daß Quick und ich in der vergangenen Nacht über Polizeifunk zu einer angeblichen Schießerei in einer Nacktbar gerufen wurden«, sagte Gilheeny. »Wir gingen hinein, die Musik hörte auf, alle Köpfe drehten sich uns zu. Das Gesetz. Stille. ›Zu ruhig‹, flüsterte ich Quick zu, während wir beobachteten, wie der Barkeeper langsam den Boden wischte und jede Schießerei in seinem Etablissement abstritt. Dann fand Quick die Spur.«
    »Was der Barmann da aufwischte, war rot. Bier ist nicht rot, aber Blut ist rot«, sagte Quick.
    »Ich entdeckte dann drei Männer, die zu dicht an der Wand zusammensaßen, und befahl ihnen aufzustehen. Sie taten es, und der Mann in der Mitte fiel vornüber, tot. Ihre Überraschung war so groß, daß wir sie nicht einmal

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