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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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hingehen. Oh, ja, der Räuber ist gefaßt«, sagte der Commissioner und knackte mit den Fingerknöcheln.«
    Und er ist, nachdem wir ihn vernommen haben, zu einer privaten Vernehmung nach draußen gebeten worden, wenn Sie verstehen, was ich meine. Eine lange und sorgfältige private Vernehmung, denn Sie sind uns ein lieber und teurer Polizist. Jawohl. Hab ich ihm nicht selbst einige harte Fragen gestellt? Ah, ja, alles Gute, mein Junge, ich gehe jetzt zu Ihrer Frau und werde sie mit meinem wunderbar jugendlichen Aussehen und meinen Manieren eines Fernsehbullen besänftigen. Auf Wiedersehen, und dem jungen Gelehrten hier, der Ihnen das feine, rote Leben gerettet hat, Shalom, und Gott segne Sie.«
    Dschungel, der reinste Dschungel. Gilheeny wurde in den OP gefahren, und Quick setzte sich für den Rest des Tages zu uns. Er war völlig fertig. Abe, der den größten Teil dieser Ereignisse mitangesehen hatte, knallte total durch. Trotz Cohens Bemühungen kreischte er immer und immer wieder: »Ich bring sie um, ich bring sie um …!« und wurde schließlich in einer Zwangsjacke in die Staatliche Anstalt gebracht.
    Der Tag verging, die Nacht kam. Gilheeny kam durch. Quick ging nach Hause. Abe war fort. Ich taumelte durch die Nacht, und gegen zwei Uhr morgens, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel, dachte ich schließlich in einer Art Fluchtekstase, dies sei der richtige Augenblick, um zu sterben. Um drei Uhr wurde ich geweckt und war nicht tot. Ich versuchte, die Klemmappe zu lesen: Verheiratete Frau, dreiunddreißig Jahre alt; Beschwerden: Als ich nach Hause ging, wurde ich vergewaltigt. Nein. Also, jetzt macht mal einen Punkt! Da draußen ist es zehn Grad minus. Ich ging und sah sie mir an: Um elf Uhr abends war sie von der Wohnung einer Freundin nach Hause gegangen, als ein Mann aus einer Einfahrt sprang, ihr eine Schußwaffe an den Kopf hielt und sie vergewaltigte. Sie stand unter Schock, war verwirrt. Sie war nicht in der Lage gewesen, zu ihrem Mann nach Hause zu gehen. Sie hatte in einem Imbiß gesessen, der die ganze Nacht geöffnet hatte und war dann schließlich hierher gekommen.
    »Haben Sie Ihren Mann schon angerufen?«
    »Nein … ich schäme mich so«, sagte sie, hob zum ersten Mal ihren Kopf und sah mir ins Gesicht. Zuerst waren ihre Augen trockene, kalte Wände und dann zerbrachen sie zu meiner Erleichterung in Tränen, und sie schrie und schrie und schrie alles heraus. Ich nahm sie in den Arm und ließ sie sich ausweinen und weinte mit ihr. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, fragte ich sie nach der Telephonnummer ihres Mannes. Und nachdem ich die Routineuntersuchungen bei Vergewaltigungen abgespult hatte, rief ich ihn an. Er hatte sich zu Tode gesorgt und war froh, daß sie noch lebte. Noch konnte er nicht wissen, daß ein Teil von ihr tatsächlich gestorben war. In wenigen Minuten war er da. Ich saß in der Stationszentrale, als er zu ihr in das Zimmer ging, und ich saß dort, als beide herauskamen. Sie bedankte sich bei mir, und ich sah ihnen nach als sie den langen, gekachelten Gang hinuntergingen. Er wollte seinen Arm um sie legen, aber sie schob ihn weg. Eine Geste voller Abscheu darüber, daß ein Mann ihren Körper ruiniert hatte. Getrennt gingen sie hinaus in den Dschungel. Abscheu. Übelkeit. Genauso fühlte ich mich, aufgewühlt, zornig, die dargebotene Hand zurückstoßend, weil die Hand nicht helfen kann. Es ist ein Mythos, daß die lebende Hand Totes noch erreichen kann.
    Das Finale in jener Nacht war ein besoffener, homosexueller Süchtiger mit einer möglicherweise tödlichen Überdosis von irgendetwas Unbekanntem. Er war im Koma, dem Tod nahe. In weißer Hose, weißen Schuhen, einem weißen Matrosenoutfit mit rotem Taschentuch und einer weißen Matrosenmütze, die Fingernägel weißlackiert. Ich dachte an Methadon und gab ihm einen Opioid-Antagonisten intravenös. Er tauchte aus dem Koma auf und wurde aggressiv. Er zog ein Messer aus der Tasche. Ich dachte, er würde sich auf mich stürzen. Aber nein, er packte den Braunülenschlauch und schnitt ihn ab. Dann stand er auf und ging zu der automatischen Tür. Ich hatte, um einen sicheren Zugang zu haben – sollte er den Bach runtergehen – eine großlumige Kanüle gelegt und jetzt floß sein Blut aus dem Zugang und tropfte in großen roten Tropfen auf den polierten Fußboden.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte ich. »Lassen Sie mich wenigsten die Nadel herausnehmen, bevor Sie gehen.«
    »Nein«, sagte er und zückte das Messer, »ich

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