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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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hätte«, seufzte er, »wenn ich doch G. Gordon Liddy wäre.«
    Ich wußte, daß er ein
Fellowship
in der Gastroenterologie antreten würde, daß er der einzige Absolvent des
Brooklyn College
war, der es ins
House of God
geschafft hatte, und daß er das einzige echte Genie war, das mir je begegnet war. Dick und temperamentvoll wie er war – einen schmalen goldenen Ring an einem fetten Finger einer feisten Hand und einer glitzernden Goldkette um einen gewaltigen, gummiartigen Hals, der kaum noch vorhanden war, so daß der massige, glatte, schwarzhaarige Schädel direkt auf den runden Hügeln seiner Schultern zu ruhen schien, stand seine gute Laune in seltsamem Widerspruch zu dem schneidenden Winter, der die Stadt von Januar bis zum Tauwetter in seinen gefrorenen Zangen festhielt. Von anderen
Interns
wußte ich, daß die nächste Station, Station- 4  Nord, die schlimmste war. Mit dem Dicken als
Resident,
so hoffte ich, würde sich das ändern.
    »Diese Station wird die schlimmste sein«, sagte der Dicke, Kreide in rundlichen Fingern, die »die Schlimmste« an die Tafel des Dienstzimmers schrieben. »Diese Station hat schon manchen anständigen jungen Mann zerbrochen.« »Zerbrochen« erschien auf der Tafel. »Trotzdem habe ich es letztes Jahr geschafft, und in diesem Jahr werden Sie diese drei Monate mit mir durchhalten.«
    »Was macht diese Station so schlimm?« fragte Hyper Hooper.
    »Raten Sie«, sagte der Dicke.
    »Die Patienten?«
    »Von der schlimmsten Sorte.«
    »Die Schwestern?«
    »Salli und Bonni, beide tragen Hauben und Metallabzeichen aus der Schwesternschule wie Politessen. Zu den Gomers sagen sie Sprüche wie: Jetzt essen wir aber schön unseren Pudding, Kamerad. Von der schlimmsten Sorte.«
    »Wer macht Visite?«
    »Der Fisch.«
    Motorrad-Eddie, der dritte
Intern,
ließ ein langes, gedehntes Grunzen der Verzweiflung hören.
    »Das halte ich nicht aus«, sagte er. »Den Fisch halte ich nicht aus. Er ist Gastroenterologe, und ich kann es nicht mehr hören, wenn einer über Scheiße redet.«
    »Wenn man Sie hört«, sagte der Dicke, »könnte man meinen, in Kalifornien wird nicht geschissen.« Dann wurde er ernst und beugte sich vor: »Das erinnert mich an meine Bewerbung für’s
Fellowship.
Ich versuche, mein
Fellowship
zum ersten Juli zu bekommen. Der Leggo hat den entscheidenden Brief aber noch nicht geschrieben. Er sagt, er will abwarten, wie ich diese Station führe. Also versauen Sie mir diesen Brief nicht, klar? Dies ist eine ›Erhaltet dem Dicken sein Fellowship‹-Rotation, verstanden?«
    »Wo wollen Sie hin?« fragte Hooper.
    »Wohin? L.A., Hollywood.«
    Motorrad-Eddie grunzte und bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
    »Der Große Darmangriff auf die Stars«, sagte der Dicke, und in seinen schwarzen Augen funkelten Sternchen.
    Der Dicke war scharf auf Geld. Er war arm aufgewachsen. Seine Mutter hatte während der hohen Festtage Töpfe mit Wasser zum Kochen auf den Herd gestellt, selbst wenn nichts da war, um daraus eine Suppe zu kochen, denn, sollte jemand vorbeikommen, köchelte da wenigstens die Illusion einer Suppe. Seine Familie förderte sein Genie, und er stieg auf wie ein Flatbush Meteor, walzte sich durch den naturwissenschaftlichen Zweig im Brooklyn College, kämpfte sich mit spitzen Messern durch die Einstein Medical School und landete im besten
Internship
der Besten Medical School, im
House of God.
Jetzt sollte es, wie er sagte, ganz nach oben gehen, und anscheinend wirkte Hollywood von Flatbush aus wie der absolute Gipfel.
    »Stellen Sie sich vor«, hatte er gesagt, »Sie machen eine Sigmoidoskopie bei Groucho Marx? Bei Mae West, Fay Wray oder Kong! Bei all den Stars, die meinen, der Dickdarm sei mit Kölnisch Wasser gefüllt.«
    Ich horchte auf, als der Dicke sagte:
    »Diese Station ist der Gastroenterologenhimmel, doch selbst für einen Gastroenterologen ist sie die Hölle. Wie werden Sie hier überleben?«
    »Indem wir uns umbringen«, sagte Motorrad-Eddie.
    »Falsch«, sagte Dickie ernst. »Sie werden sich nicht umbringen. Sie sind mein A-Team, Sie wissen inzwischen, was Sache ist. Sie werden überleben, indem Sie mitziehen.«
    »Mitziehen?« fragte ich.
    »Richtig. Wie beim Kartenspiel:
Finesse,
Männer,
Finesse.
«
    Finesse?
Ich driftete wieder ab und dachte, daß dies ein bißchen anders klang als das, was der Dicke uns früher gesagt hatte. Wie konnte diese Station die Schlimmste sein? Wir brauchten kein Nichtstun vor dem Dicken zu verbergen und nach alldem, was ich auf

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