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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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ich wäre auch so ein robuster Helmträger, weit weg von diesem Geruch nach Scheiße. Dickie sprach weiter mit sich selbst. Das Nächste, was rauskommt, dachte ich, wird eine Rose sein. Doch schließlich kam unser Anführer:
    »Was ist los mit euch, Jungs?« fragte er.
    Wir antworteten, das Aroma sei schuld.
    »Ja, nun, Sie können eine Menge aus diesem Aroma lernen. Mit etwas Glück werden Sie in drei Monaten in der Lage sein, in der Mitte dieses Zimmer zu stehen und Ihre vier Diagnosen zu stellen, während die verschiedenen Darmgerüche gegen Ihr Riechhirn donnern. Also, heute war da eine Steatorrhoe, ein Kolonkarzinom, eine Mesenterialarterienstenose, die zu einer Kolonischämie und Durchfall führt und die letzte …? Jawohl! Kleine Gasportionen, die sich an einer lange bestehenden Verstopfung vorbeiquetschen.«
    »Hören Sie, Dickie«, sagte Hooper, »sollten wir nicht hier, vor die Tür des Rosenzimmers einen Kasten stellen, mit Einwilligungsformularen zur Obduktion?«
    »Regel Nr.  1 : Gomers sterben nicht«, sagte Dickie.
    »Hooper, was zum Teufel hast du mit deinen Autopsien?« fragte ich.
    »Der Schwarze-Krähe-Wettbewerb«, erinnerte Hooper.
    »Das war ein Scherz«, sagte ich.
    »War es nicht. Die Autopsie ist die Blume, nein, die Rose der Medizin.«
    Als Hooper den Korridor hinunterging, dachte ich, wie glücklich er zu sein schien, seit sein Familienstatus endgültig zu EK geworden war und er seine israelische Pathologin dazu gebracht hatte, seine Autopsien noch am selben Tag durchzuziehen. Bei seiner Jagd auf die Schwarze Krähe haßte Hooper die scheinbar unsterblichen Gomers und suchte sich jüngere Patienten aus, die sterben konnten. Besonders umhegte er die jungen Patienten aus den oberen gesellschaftlichen Schichten, die einem kürzlich im
Journal of Pathology
erschienenen Artikel zufolge, häufig eine Obduktionserlaubnis erteilten. Gelegentlich sagte jemand zu Hooper, er sei etwas zu sehr auf den Tod versessen, aber dann grinste er sein jungenhaftes kalifornisches Grinsen, hüpfte wie ein Musketier auf und ab und sagte:
    »He, da gehen wir schließlich alle hin, oder?«
    Der Tod war für den forschen Kerl aus Sausalito zur Rettungsleine geworden.
    Dickie war aus dem Gestank des Rosenzimmers direkt zum Frühstück gegangen, und Eddie und ich blieben allein. Er sah mich verstört an und sagte:
    »Ich kann das nicht fassen. Das sind alles Gomers hier.«
    »Das ist eine phantastische Gelegenheit, deine sechsundzwanzig Jahre Ausbildung und Reife zur ärztlichen Versorgung einer bedürftigen, geriatrischen Bevölkerungsgruppe zu nutzen.«
    Im-Kopf-an-Kopf Rennen mit Hooper um die Schwarze Krähe hatte Eddie sadomasochistische Züge entwickelt. Er fuhr völlig darauf ab, daß seine Patienten ihm manchmal »wehtaten« oder er ihnen »wehtat«. Ich versuchte, das Thema zu wechseln und sagte:
    »Ich hab gehört, deine Frau bekommt ein Baby?«
    »Was?«
    »Ein Baby. Deine Frau. Sarah, erinnerst du dich?«
    »Ja, die Frau bekommt ihr Kind. Bald.«
    »Es ist nicht nur ihres, es ist auch deins!« brüllte ich ihn an.
    »Ja. Sag mal, hast du das gesehen? Alles Gomers. Wenn man drei von denen in Kalifornien entdecken würde, würden sie den Staat dichtmachen. Die stinken, und ich hasse Gestank. Gomers und Gomers und noch mehr Gomers. Und«, er sah mich verwirrt und beinahe flehend an, »… und Gomers. Ich meine – verstehst du, was ich meine?«
    »Ja, ich verstehe«, sagte ich. »Keine Sorge, wir werden uns gegenseitig helfen.«
    »Ich meine … Gomers, hier sind einfach nur Gomers und nichts als Gomers.«
    »Schatz«, sagte ich und gab es auf, »das hier ist Gomer-City.«
     
    Der Fisch war bemerkenswert. Die Hände in den Taschen, den Kopf in den Wolken, war er auf seine eigene Art so abgedreht, daß man fast immer, wenn man mit ihm sprach, weglaufen wollte, um jemandem davon zu erzählen, weil diese Gespräche so seltsame Dinge mit dem eigenen Gehirn machten, als hätte jemand dort einige Windungen geradegezogen. Wäre dieses wirre Zeugs nicht vom
Chief Resident
gekommen, hätte man schwören mögen, es wäre von einem Verrückten. Am ersten Tag unserer Visite kam er auf uns zugeschlendert und wurde von dem Dicken zwischen Harry dem Pferd und Jane Doe begrüßt.
    »Hallo, Jungs, wie geht’s?« sagte er, wich unseren Blicken aus und wartete nicht darauf, daß wir ihm sagten, wie es uns ging.
    »Gehen wir zu den Patienten, ja?«
    »Willkommen, Fish«, sagte Dickie. »Wir sind beide Gastroenterologen, und

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