House of God
das hier, ist das hier nicht tolles Gastro-Material, eh?«
Jane Doe ließ einen langen, feuchten Furz.
»Was hab ich gesagt, Fisch«, sagte Dickie, »der Gastrointestinaltrakt!«
»Der Gastrointestinaltrakt ist mein Spezialgebiet«, sagte der Fisch, »besonders Flatulenz. Ich hatte kürzlich Gelegenheit, die Weltliteratur über die Flatulenz bei Lebererkrankungen zu besprechen. Flatulenz bei Lebererkrankungen wäre ein sehr interessantes Forschungsthema. Vielleicht ist jemand vom Hauspersonal an einem solchen Projekt interessiert?«
Niemand war interessiert.
»Gestatten Sie mir eine Frage«, sagte der Fisch und sah Hooper an. »Welches Enzym fehlt bei Lebererkrankungen und läßt die Patienten unter Flatulenz leiden?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Hooper.
»Gut«, sagte der Fisch. »Wissen Sie, es ist so einfach, eine Frage zu beantworten. Nun, viel schwerer ist es, hier bei der Visite offen ›ich weiß es nicht‹ zu sagen. In einigen Krankenhäuser, wie dem MBH zum Beispiel, würde man die Nase rümpfen, wenn einer sagt, ›ich weiß es nicht‹. Aber ich möchte, daß das
House of God
ein Ort ist, wo ein
Intern
stolz sein kann, wenn er sagt ›ich weiß es nicht‹. Gut, Hooper. Eddie? Welches Enzym ist es?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Motorrad-Eddie.
»Roy?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich.
»Dickie?« fragte der Fisch beklommen.
Nach einer angespannten Pause antwortete Dickie:
»Ich weiß es nicht.«
Der Fisch war etwas durcheinander, daß alle mit »Ich weiß es nicht« geantwortet hatten. Jane Doe furzte wieder, und der Fisch sagte irritiert:
»Ich liebe den Gastrointestinaltrakt wie kaum ein anderer, aber es ist nicht gerade professionell, jemanden mit einer so lausigen Darmkontrolle mitten auf dem Korridor sitzen zu lassen. Zu lässig. Setzen Sie sie in ihr Zimmer.«
»Oh, das geht nicht«, sagte Dickie, »in ihrem Zimmer wird sie richtig gewalttätig. Aber, keine Sorge, ich arbeite daran, das Furzen abzustellen. Ein Teil des TDK -Programms.«
» TDK ? Was ist TDK ?«
»Totale Darm-Kontrolle. Teil eines Forschungsprogramms im VA .«
»Entschuldigen Sie, Fisch«, sagte Eddie, »aber vielleicht können Sie uns die Antwort auf die Frage nach dem Enzym geben?«
»Oh? Nun, ich weiß es nicht.«
»Sie wissen es auch nicht?« fragte Eddie
»Nun, nein, und ich bin stolz, das zu sagen. Ich hoffte, einer von Ihnen würde es wissen. Aber ich sage Ihnen eins: Morgen bei der Visite werde ich es wissen.«
Die Verlegung der Gomers von Gomer-City war eine schwierige Angelegenheit, und die Soziale Cervix war es auch. Bald nach unserem Sexkarneval im Herbst hatte sich meine Beziehung zu Premarin-Selma abgekühlt. Bei der Visite mit dem sozialen Dienst an diesem ersten Tag waren Selma und Rosalie Cohen freundlich, aber zurückhaltend. Ich hatte nichts dagegen. Ich war vollkommen mit dem beschäftigt, was ich bisher auf der »schlimmsten« Station gesehen hatte, und es fiel mir schwer, mich auf die Visite zu konzentrieren. Ich hörte Eddie etwas murmeln wie: »Ich erhob meinen Blick, und alles, was ich sah, waren Gomers«, und die Schwestern wollten, daß wir die dreiteiligen Verlegungsformulare durchgehen, und diskutierten Fragen wie: »Eingerieben: Ja/Nein/Datum« und »Inkontinenz: Blase, Darm, Datum des letzten Einlaufs«. Gegen Ende der Visite wurde mein Blick von einem jungen, blonden, phantastisch gebräunten Typen eingefangen, der in einer Ecke saß und sich gelegentlich die Stirnlocke aus seinen babyblauen Augen flippte.
Später saßen Hooper, Eddie und ich im Dienstzimmer und probierten neue Spiele mit unseren Stethoskopen aus. Ich stellte die Frage:
»Warum sind nur Gomers auf dieser Station?«
Hooper und Eddie sahen sich verwirrt an. Niemand wußte es.
»Warum wählst du nicht
Hilfe
und fragst nach?« schlug Hooper vor.
»Ich soll was wählen?«
»
H-i-l-f-e.
Der Typ im blauen Blazer. Das ist ein neuer Service im
House.
Wenn du bei irgendwas Hilfe brauchst, wähle
Hilfe:
«
Ich wählte
Hilfe
und sagte:
»Hallo, ich brauche Hilfe … Nein, ich bin kein Patient, ich gehöre zum gegnerischen Team, zu den Ärzten, und ich brauche jemanden von den Blauen Blazern … Welchen? Verdammt! Ja, vierter Stock … Ciao.« Ich wandte mich an die anderen: »Jede Etage hat ihren eigenen Blauen Blazer, unserer heißt Lionel.«
»Erstaunlich«, sagte Eddie. »Ich möchte wissen, wieviel diese Kasper verdienen.«
Der Blaue Blazer erschien. Es war derselbe Blazer wie bei der Visite, und er
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