Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
Vom Netzwerk:
sah genauso phantastisch aus wie zuvor. Wir begrüßten ihn und baten ihn, sich zu uns zu setzen. Mit einem dynamischen, eleganten Flipp seines Handgelenks und seiner Stirnlocke nahm er Platz. Er schlug die Beine übereinander, auf eine flotte Art, die zeigen sollte, daß er ein toller Typ war, der es verstand, sich hinzusetzen und die Beine übereinander zu schlagen.
    Etwas Seltsames geschah. Wir fragten den Blauen Blazer darüber aus, was es mit ihm und mit
Hilfe
auf sich hatte, und wieviel für
Hilfe
bezahlt wurde und: »Warum sind auf dieser Station nur Gomers?«
    Lionel beantwortete jede Frage mit aufrichtiger und beruhigender Stimme und schien ein unerschöpflicher Brunnen an Informationen zu sein, die er erfreut weitergab an uns hart arbeitende
Interns,
»ohne die das
House of God
wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde«. Und doch war jede beruhigende Antwort wie Zuckerwatte, denn kaum war sie gegeben, war sie auch schon wieder weg. Lionel hatte gar nichts Wesentliches gesagt. Es war entscheidend für unser Überleben in Gomer-City, daß wir Antworten erhielten, denn wenn wir jeden Gomer abschoben und für jeden abgeschobenen Gomer ein neuer erschien, warum, zum Teufel, sollten wir uns anstrengen? Wir wurden ärgerlich, und unsere Fragen wurden gemein. Das brachte noch weniger, und gerade als wir drei anfingen zu kochen, kam Dickie herein. Er erkannte die Situation, sagte ein paar beruhigende Worte zu Lionel, der schnell hinaushuschte, wandte sich dann an uns und fragte.
    »Was macht ihr Jungs hier?«
    Wir erzählten es ihm.
    »Ja?« fragte Dickie und setzte sich grinsend. »Ja und?«
    »Der Wichser hat uns nicht gesagt, was
Hilfe
eigentlich tut, und wieviel er verdient. Wo ich herkomme, bezahlt man für Hilfe das, was sie wert ist, nämlich einen Dreck«, sagte Eddie.
    »Nehmen Sie es leicht«, sagte Dickie. »Lassen Sie ihm doch seinen Spaß. Sich wegen solcher Scheißer aufzuregen ist witzlos.«
    »Ich möchte wissen, warum hier nur Gomers sind«, sagte ich.
    »Ja? Nun, ich auch und jeder andere hier, und wissen Sie was? Sie werden es nie erfahren. Warum also wütend werden?«
    »Ich werde nicht wütend«, sagte ich. »Ich
bin
wütend.«
    »So? Und wozu soll das gut sein?
Finesse,
Basch,
Finesse.
«
    Gracie von der Diätberatung steckte ihren Kopf zur Tür herein. Sie trug eine Infusionsflasche mit einer gelben Flüssigkeit, hielt sie hoch und sagte:
    »Der Extrakt ist fertig, Schatz.«
    »He, prima«, sagte Dickie, »probieren wir es aus.«
    Wir folgten dem Dicken und Gracie den Korridor hinunter und sahen zu, wie Gracie Jane Does Infusionsflasche gegen die Flasche mit dem »Extrakt« austauschte. Dickie benutzte die umgekehrte Stethoskoptechnik und schrie Jane ins Ohr:
    »Hiermit hört Ihr Durchfall auf, Janie. Das wird Sie dichtmachen!«
    »Was ist das für ein Extrakt?« fragte ich.
    »Oh, das ist etwas, was ich erfunden habe und Gracie hergestellt hat. Ein Teil des TDK , gehört zum VA -Forschungsprojekt, das ein Vermögen einbringen wird.«
    »Frisches Obst ist Gottes eigenes Abführmittel«, sagte Gracie, »und wir hoffen, das hier ist das Gegenteil. Es ist rein organisch. Wie Laetrile.«
    Ich fragte den Dicken nach seiner Forschungsarbeit am VA und er erzählte mir, daß irgend so ein Halunke dort ein großes Forschungsprojekt von der Regierung genehmigt bekommen hatte, um ein neues Antibiotikum an diesen ewigen Versuchskaninchen, den aufgegebenen Veteranen mit Kriegsneurose, auszuprobieren. Der Dicke hatte mit dem Ganoven einen Vertrag gemacht, wonach der Dicke für jeden Veteranen, dem er das Antibiotikum verschrieb, seinen Anteil erhielt. Er hatte es allen verschrieben.
    »Wie hat es angeschlagen?« fragte ich und merkte im selben Augenblick, daß das eine dumme Frage war, denn es war ja gar nicht verabreicht worden, um zu wirken.
    »Großartig«, sagte Dickie, »bis auf eine Nebenwirkung.«
    »Nebenwirkung?«
    »Ja, sehen Sie, es hat die Darmflora ausgerottet. Einer der latenten Darmviren übernahm die Kontrolle und verursachte eine gewaltige Diarrhöe, die durch nichts kontrolliert werden kann. Noch nicht. Darum setzen wir große Hoffnungen in diesen Extrakt.«
    »Ja, aber was ist schon ein bißchen Durchfall?« fragte Hooper.«
    Ein bißchen Durchfall?« sagte Dickie und riß die Augen auf.«
    Ein bißchen …« Er lachte, lustige pummelige Schübe von Gelächter, die größer und größer wurden, bis er sich den Bauch halten mußte, als würde der bersten und sich über die Fliesen

Weitere Kostenlose Bücher