House of God
ergießen. Gracie und ich und Eddie und Hooper lachten auch, und mit Tränen in den Augen meinte der Dicke schließlich:
»Nicht bloß ein bißchen Durchfall, Mann. Ein gewaltiger Durchfall. Eine große, ansteckende Diarrhöe. Diese erste Hälfte von TDK , dieses VA -Antibiotikum, kann in jedem Darm eine Diarrhöe hervorrufen. Wenn ich gewußt hätte, wie schlimm diese Nebenwirkung sein würde, hätte ich es nie verschrieben. Darum muß ich die andere Hälfte finden, die Heilung. Wißt ihr, dieser Durchfall ist der ansteckendste und unbeherrschbarste Hurensohn in der gesamten Welt der Gastroenterologie.«
Am Ende dieses Tages machte ich Übergabe mit Motorrad-Eddie, der Dienst hatte, und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei:«
Verglichen mit Kalifornien zieht einen das hier ziemlich runter. Meine dritte Aufnahme ist unterwegs, und ich bin jetzt schon am Boden zerstört.«
»Warum?«
»Sie kommt von Albany. Dreihundert Meilen. Im Taxi.«
»Im Taxi?«
»Im Taxi. Ein vollkommen dementer, weggetretener Gomer. Laut Akte hat sie seit einer Woche keinen Tropfen Harn gelassen und ist zu dement, um ihre Einwilligung zur Dialyse zu unterschreiben. Sie hat ihre Familie derart genervt, daß man sie in Albany heimlich still und leise in ein langsam fahrendes Taxi abgeschoben hat, das nun bald hier eintreffen wird. Sie ist zur Dialyse hergeschickt worden.«
»Wenn sie dort nicht unterschrieben hat, warum sollte sie dann hier unterschreiben?«
»Na, wie hast du so schön gesagt? Schatz, hier ist Gomer-City. Sie wird Privatpatientin des Leggo. Der größte Tag in ihrem Leben.«
Auf meiner Fahrt nach Hause sah die Sonne so kalt und stählern aus wie der tiefe Winter, schneidend, flach und zornig über grauem Eis. Mir war kalt, ich fühlte mich schutzlos und verwirrt. Ich hatte gehofft, daß der Dicke mich retten würde, und der sagte nun lediglich, ich sollte mich nicht über den Blazer aufregen.
»Er meint, ich soll es locker nehmen, aber ich kann es nicht locker nehmen«, sagte ich zu Berry. »Ich meine, du sagst mir immer, ich soll meine Gefühle aussprechen, und deshalb fürchte ich, wenn ich es locker nehme, drehe ich durch. Wie kann ich auf euch beide hören?«
»Vielleicht gibt es da einen gemeinsamen Nenner«, sagte Berry. »Aber ich kann verstehen, wie groß deine Angst davor ist, dort um dein Überleben zu kämpfen, ohne mit dem Dicken auf der gleichen Wellenlänge zu sein. Was sagt er denn über die ganzen Gomers?«
Voller Trauer bemerkte ich, daß selbst Berry diese jammervollen, alten Wesen jetzt Gomers nannte:
»Er sagt, er mag sie«, sagte ich.
»Das ist kontraphobisch. Sekundärer Narzismus.«
»Was soll das heißen?«
»Kontraphobisch ist man, wenn man genau das tut, wovor man sich am meisten fürchtet. Der Typ, der hohe Brücken anstreicht, weil er Höhenangst hat. Primärer Narzißmus ist der Versuch, sich selbst zu lieben, wie Narziß am Wasser. Aber der kann sein eigenes Spiegelbild nicht umarmen und versagt. Sekundärer Narzißmus heißt, er umarmt andere, und die lieben ihn dafür, und dadurch liebt er sich noch mehr. Der Dicke umarmt die Gomers.«
»Er umarmt die Gomers?«
»Und alle lieben ihn dafür.«
… jeder liebt seinen Arzt, und ich bin sicher, daß Dich Deine Patienten lieben. Ich hoffe, Du bist fleißig und weißt, daß Du einen phantastischen Beruf hast.
Ich habe mir über Kabel die Knicks angesehen, und sie haben bewiesen, daß Basketball grundsätzlich ein Teamspiel ist …
Der Dicke hatte uns sein »A-Team« genannt. Aber was würde aus dem Team werden, wenn der ABI anfing, den Trainer in Frage zu stellen?
15
»Ich möchte essen«, sagte Tina, die Frau, die im Taxi geschickt worden war.
»Sie dürfen nicht essen«, sagte Motorrad-Eddie.
»Ich möchte essen.«
»Sie dürfen nicht essen.«
»Warum darf ich nicht essen?«
»Ihre Nieren arbeiten nicht.«
»Tun sie doch.«
»Tun sie nicht.«
»Tun sie doch.«
»Tun sie nicht. Wann haben Sie das letzte Mal gepinkelt?«
»Weiß ich nicht mehr.«
»Sehen Sie? Sie arbeiten nicht.«
»Ich möchte essen.«
»Wenn Ihre Nieren nicht arbeiten, dürfen Sie nicht essen! Sie werden für die Dialyse unterschreiben und ein mieses Leben haben.«
»Dann will ich sterben.«
»Das klingt schon besser, Lady, das klingt schon besser!«
Eddie und ich drückten uns an dem Taxifahrer aus Albany vorbei, der sich bemühte, seine zweihundert Dollar plus Trinkgeld zu kassieren, und setzten uns zum Kartenflip zum Dicken.
»Karte eins«,
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