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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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sagte Dickie, »Golda M.?«
    »Toller Fall«, sagte Eddie, »die Läuselady. Neunundsiebzig Jahre alt, ist in ihrer Wohnung auf dem Fußboden gefunden worden. Hat Grimassen geschnitten wie ’ne Barbiepuppe in
Der Exorzist.
Pflaumengroße Lymphknoten am ganzen Körper; glaubt, sie sei auf der Trambahn in St. Louis und hat Läuse.«
    »Läuse?«
    »Richtig. Diese Krabbeltierchen. Die Schwestern weigern sich, ihr Zimmer zu betreten.«
    » OK «, sagte der Dicke, »kein Problem. Um sie abzuschieben, müssen wir den Krebs oder die Allergie finden. Wir brauchen Hauttests: TB , Candida, Streptokokken, Fliegenscheiße, Ei Fu Yong, das funktioniert. Ein positiver Hauttest erklärt die Knoten, und schon ist sie wieder auf ihrem Fußboden.«
    »Putzel, ihr
Private,
sagt, er wird es nicht zulassen, daß die alte Dame wieder dort landet. Er verlangt, daß wir einen Heimplatz für sie finden.«
    »Entzückend«, sagte Dickie, »ich rufe Selma an. Der Nächste. Sam Levin?«
    »Ach, noch etwas«, sagte Eddie. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, Putzel von den Läusen zu erzählen. Er ist gerade bei ihr.«
    Ein krabbelnder Coup.
    »Sam ist ein zweiundachtzigjähriges dementes Wrack, lebt allein in einer Pension, wurde von der Polizei aufgegriffen, weil er überall herumlungert. Als die Bullen ihn fragten, wo er wohnt, sagte er Jerusalem und täuschte eine Ohnmacht vor, darum haben sie ihn hierher abgeschoben. Schwerer Diabetes; ist als pervers bekannt. Hauptbeschwerde: Ich habe Hunger.«
    »Natürlich hat er Hunger«, sagte Dickie, »sein Diabetes verbrennt seinen eigenen Körper als Nahrung. Läuse und Perversion? Wie weit ist es mit uns Juden gekommen?«
    »Auf die Schwarze Krähe«, sagte Hooper.
    »Insulin-City«, sagte Dickie. »Schwierige Abschiebung. Der Nächste.«
    »Sie sollten wissen«, sagte Eddie, »daß Sam Levin alles frißt. Passen Sie auf Ihre Vorräte auf, Dickie.«
    Dickie stand auf und schloß seinen Schrank ab.
    »Die Nächste ist die flotte Tina, die Taxi-Frau«, sagte Eddie, »Privatpatientin des Leggo.«
    In diesem Augenblick brüllte der Taxifahrer wegen des Fahrgeldes los, und Dickie schob ihn zu
Hilfe
ab. Schimpfend zog er ab, und statt dessen kam Bonnie herein:
    »Die Infusionsflasche Ihrer Patientin Tina Tokerman ist leer«, sagte sie zu Eddie. »Was soll ich als nächstes anhängen?«
    »Häng einfach Tina an den Infusionsständer«, sagte Eddie.
    »Wie unpassend. Und nun zu den Läusen: Entlausen ist nicht unsere Arbeit. Das ist Sache des
Intern.
«
    »Quatsch«, sagte Eddie, »das ist Schwesternarbeit, Schwestern haben eh schon Läuse.«
    »Was? Ich rufe die Oberschwester! Und wegen der Läuse rufe ich
Hilfe
an! Wir haben gewisse Verständigungsschwierigkeiten, Wiedersehen.«
    »Wie auch immer«, fuhr Eddie fort, »das war also Tina und ich dachte, hmmm Demenz, lassen wir doch mal richtig die Kasse klingeln und gehen voll zur Sache. Ich hab also als erstes eine LP gemacht.«
    »Sie haben gleich ’ne LP gemacht? Haben Sie vorher den Leggo gefragt?«
    »Nein.«
    »Eine Privatpatientin des Leggo, die dreihundert Meilen im Taxi anreist, und Sie fangen mit einer schmerzhaften, invasiven Untersuchung an, ohne vorher zu fragen? Warum?«
    »Warum? Nun, entweder sie oder ich, darum.«
    »Vielleicht hatte sie ja gar nichts dagegen, oder?« fragte Dickie.
    »Oh, sie hatte. Sie schrie Zeter und Mordio. Und gegen drei Uhr habe ich irgend so einen Irren
›Daisy, Daisy, give me your answer troo‹
pfeifen hören.«
    »Daisy, Daisy …«,
sagte der Dicke und sah aus dem Fenster, einem Helmträger genau ins Gesicht, der wie eine Spinne im wachsenden Netz des Zock-Flügels hing. »Es war bestimmt nicht der Leggo, der um diese Zeit noch hier war. Warum sollte er? Ich meine, das da ist doch kein Tokerman-Flügel, oder?«
    »Tina war so wütend, sie hat mir eins auf die Nase gedonnert. Das ganze Gesicht hat mir wehgetan, die Tränen sind mir in die Augen gestiegen. Da wurde mir klar, daß ich unbedingt einen zentralen Zugang in ihrer
jugularis interna
brauchte, für die ZVD -Messungen.«
    »Sie haben nicht etwa einen zentralen Zugang legen wollen, weil Sie wissen, daß der Leggo das haßt. Zu seiner Zeit kam man ohne ZVD aus, und er kann die Werte sowieso nicht richtig verstehen. Richtig?«
    »Natürlich nicht. Keineswegs.«
    »Gut, Eddie, sehr gut«, sagte Dickie.
    »Aber ich habe mich abgemüht wie der Teufel, und ich bin gerade dabei, da kommt der Leggo rein und fragt Tina: ›Stimmt etwas nicht, meine Liebe?‹

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