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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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ein
Intern
sich geschämt hätte, bei der Chef-Visite ›Ich weiß es nicht‹ zu sagen. Was ist hier los?«
    »Sir, also, der Fisch sagt, er möchte, daß das
House of God
ein Ort ist, wo wir stolz sein können, ›Ich weiß es nicht‹ zu sagen, und verdammt noch mal, Chef, wir sind es.«
    »Sie sind es? Der Fisch sagt? Er … schon gut. Sehen wir uns Moe an.«
    Der Chef brannte vor Begierde, Moe zu sehen und seinen Zeh. Als er jedoch an Moes Bett stand, ging er aus einem unerfindlichem Grund direkt auf die Leber los und tastete sie mit viel Gefühl ab. Schließlich wandte er sich dem berühmten Zeh zu, und niemand war ganz sicher, was dann passierte. Der Zeh war weiß und kalt, und der Leggo unterhielt sich mit ihm, als könnte er ihm von allen toten großen Zehen der Vergangenheit erzählen, untersuchte ihn, betastete ihn, bog ihn hin und her. Und dann beugte er sich zu ihm hinunter und tat etwas mit dem Mund. Acht von uns sahen zu, und acht verschiedene Versionen kursierten später über das, was der Leggo mit Moes Zeh gemacht hatte. Die einen sagten, er habe ihn angesehen, andere, angeblasen, und einige sagten, an ihm gelutscht. Wir sahen verwundert zu. Schließlich richtete der Leggo sich auf und tätschelte den Zeh etwas abwesend, als wäre er so etwas wie ein neuer Freund, und fragte Moe, wie es sich anfühlte, und Moe sagte:
    »He, nicht schlecht, Kumpel, aber, wo du schon dabei bist, kannst du dasselbe nicht ein bißchen weiter oben machen?«
     
    »Die Zehn Gebote und Hühnchen?«
fragte ich den Dicken später am Abend, während wir auf unsere Aufnahmen und auf die Zehn-Uhr-Mahlzeit warteten.
    »Richtig. Charlton Heston, Juden unter Felsen zerquetscht, und dann das plattgefahrene
House of God
-Hühnchen. Und Teddy.«
    »Wer ist Teddy?«
    Teddy war, so stellte sich heraus, einer aus der Horde von Patienten, die den Dicken liebten. Ein Überlebender aus den Konzentrationslagern. Er war eines Nachts, als der Dicke Dienst hatte, mit einem blutenden Magengeschwür in die Notaufnahme gebracht worden. Dickie hatte ihn in die Chirurgie abgeschoben, wo Teddy die Hälfte seines Magens zurückließ, und seither war Teddy davon überzeugt, der Dicke habe ihm das Leben gerettet.
    »Teddy hat einen Delikatessenladen und ist einsam. Darum kommt er mit einer Tüte Essen her, wenn ich Dienst habe. Ich staffiere ihn mit weißen Hosen und einem Stethoskop aus, und er tut so, als wäre er Arzt. Feiner Kerl, dieser Teddy.«
    Als Dickie und ich und Humberto, mein mexikanischer BMS , im Fernsehzimmer saßen und der
MGM
-Löwe zu brüllen anfing, kam ein dünner, vergrämter Mann in abgewetztem Schwarz herein, in der einen Hand ein Radio, das einen melancholischen Schumann spielte, in der anderen eine große Papiertüte voller Fettflecke. Während Moses zunächst im Schilfrohrkorb um die italienischen Statisten herumtrieb und sich dann in einen hünenhaften ägyptischen Heißsporn verwandelte, der aussah wie Charlton Heston, führten Dickie und ich und Teddy und Humberto die Station per Telephon. Etwa zu dem Zeitpunkt, als Gott beim Doktorspielen die Zehn Gebote mit den Worten hinunterreichte: »Nehmen Sie erstmal dies hier und rufen Sie mich morgen wieder an«, bekam Harry das Pferd Brustschmerzen. Ich schickte Humberto los, um ein EKG zu machen, und als er zurückkam, sagte Dickie, ohne es anzusehen, es sei ein »ektoper nodaler Schrittmacher, der Schmerzen in der Brust hervorruft.« Er hatte recht.
    »Natürlich habe ich recht. Klein-Otto, Harrys
Private,
hat eine Methode gefunden, um Harry für immer hier zu behalten: Immer wenn Harry soweit ist, abgeschoben zu werden, erzählt Otto ihm, daß er verlegt wird. Dann zwingt Harry sein Herz in diesen wirren Rhythmus mit Thoraxschmerzen, und Otto sagt ihm, er kann bleiben. Harry ist der einzige Mensch in der Geschichte, der eine willkürliche Kontrolle über seinen AV -Knoten hat.«
    »Der AV -Knoten ist nie unter bewußter Kontrolle«, sagte ich.
    »Bei Harry dem Pferd schon.«
    »Wie kriegen wir ihn dann dazu, daß er geht?«
    »Indem wir ihm sagen, daß er bleiben kann.«
    »Aber dann bleibt er für immer.«
    »So? Na und? Er ist ein Landsmann, ein Bruder. Netter Kerl.«
    »Sie müssen sich ja auch nicht um ihn kümmern«, sagte ich irritiert, »ich schon.«
    »Er macht Ihnen keine Arbeit. Lassen Sie ihn doch hierbleiben. Er ist gern hier. Wer ist das nicht?«
    »Ich war gern hier«, sagte Teddy. »Das waren die besten sechs Wochen meines Lebens.«
    Als
Die Zehn Gebote
zu

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