House of God
und Tina kreischt: ›Ja! Die Nadel da in meinem Hals!‹ Und der Leggo sagt: ›Zu meiner Zeit sind wir ohne das da ausgekommen. Nehmen Sie das heraus und kommen Sie morgen früh zu mir.‹ Tina weigert sich, für die Dialyse zu unterschreiben.«
»Eddie«, sagte Dickie ruhig, »lassen Sie das. Glauben Sie mir, es lohnt sich nicht, sich mit diesen Typen anzulegen. Bleiben Sie locker, es ist besser, ganz locker zu bleiben. Ah, ein verzwickter Fall: Das einzige, was ihre Demenz bessern kann, ist die Dialyse, aber was sie davon abhält, zu unterschreiben, ist ihre Demenz. Eine echt schwierige Abschiebung.«
»Und wenn wir ihr die Hand führen?« fragte Hooper. »Das mache ich immer so, wenn meine Gomers ihre Obduktionserlaubnis unterschreiben sollen.«
»Hören Sie damit auf, das ist illegal!« brüllte der Dicke.
»Keine Aufregung«, sagte Eddie, »wenn Tina klar wird, daß sie mir nachts, wenn ich Dienst habe, vollkommen ausgeliefert ist, wird sie unterschreiben, Dickie, sie wird unterschreiben.«
Später saßen Hooper und Dickie und ich in der Stationszentrale. Dickie las sein
Wall Street Journal,
Hooper und ich sahen dem Treiben zu. Wir kicherten immer noch über Lionel von
Hilfe,
der von der Schwester gerufen worden war und, nachdem er die Zimmernummer gesucht hatte, mit einem affigen Strich über seinen Blazer und seine Stirnlocke in das Zimmer der Läuselady marschiert war, wo es von den Viechern nur so wimmelte. Eddie war ins Büro des Leggo gerufen worden, und wir machten uns Sorgen. Als wir den Leggo mit ihm den Korridor herunterkommen sahen, den Arm um seine Schulter gelegt, waren wir erleichtert. Während wir auf den Fisch warteten, um mit der Visite zu beginnen, nahm der Dicke Eddie am Kragen, scheuchte uns alle ins Dienstzimmer und schloß hinter uns die Tür.
»Eddie«, sagte Dickie, »Ihnen steht mächtiger Ärger ins Haus.«
»Wie kommen Sie darauf? Wir haben nett geplaudert. ›Fassen Sie Tina nicht so hart an‹, war alles, was er gesagt hat. Er hat mir sogar den Arm um die Schulter gelegt, als wir hierher gingen.«
»Genau«, sagte Dickie, »dieser Arm auf Ihrer Schulter. Haben Sie sich die Anatomie dieses Armes einmal angesehen? Finger wie ein Baumfrosch, mit Saugnäpfen an den Enden. Arachnodactylie, Spinnenfinger. Doppelgelenk an den Knöcheln, Allerweltsgelenk an Hand, Ellenbogen und Schulter. Wenn der Leggo jemandem den Arm um die Schulter legt, ist das häufig das Ende einer vielversprechenden Karriere. Der Letzte, dem er den Arm um die Schulter gelegt hat, war Granaten-Zimmer-Dubler. Und wissen Sie, wo der sein
Fellowship
gemacht hat?«
»Nein.«
»Niemand weiß es. Ich bezweifle, daß es irgendwo auf dem amerikanischen Kontinent war. Der Leggo legt Ihnen den Arm um die Schulter und flüstert Ihnen etwas ins Ohr wie Akron oder Utah oder Kuala Lumpur, und dahin gehen Sie dann. Ich möchte mein
Fellowship
nicht im Gulag machen, verstanden?«
»Ihres?« fragte Eddie. »Und was ist mit meinem? In der Onkologie.«
»Was? Sie? Krebs?«
»Tja. Was gibt es Besseres als einen Gomer mit Krebs?«
Der Fisch leitete an diesem Tag die Chef-Visite. Der Patient war ein gewisser Moe, ein abgebrühter Fernfahrer, der während der Ölkrise in schneidender Kälte hatte warten müssen, bis sein Fahrzeug aufgetankt war. Er hatte eine seltene Bluterkrankung mit dem Namen Kryoglobulinämie: Bei Kälte gerinnt das Blut in den kleinen Gefäßen, und Moes großer Zeh war so kalt und weiß geworden wie eine Leiche auf dem Tisch im Leichenhaus.
»Ein großartiger Fall!« rief der Leggo. »Lassen Sie mich ein paar Fragen stellen.«
Die erste Frage, eine harte Nuß, ging an Hooper, und Hooper sagte:
»Ich weiß es nicht.«
Und der Leggo beantwortete die Frage selbst und gab eine kleine Vorlesung dazu. Die nächste Frage, keine harte Nuß, ging an Eddie. Er antwortete:
»Ich weiß es nicht.«
Der Leggo ließ Gnade vor Recht ergehen und hielt eine kleine Vorlesung, die weder für Eddie noch für sonst jemanden etwas Neues enthielt. Der Fisch und der Dicke begriffen langsam, was wir vorhatten, und die Spannung stieg, als der Leggo sich mit einer leichten Frage an mich wandte, die jeder
klutz,
der
Time
las, beantworten konnte. Ich zögerte, runzelte die Stirn und sagte:
»Ich … Sir, ich weiß es nicht.«
Der Leggo fragte nach:
»Sie wissen es nicht?«
»Nein, Sir, und ich bin stolz, das zu sagen.«
Verblüfft und ärgerlich sagte der Leggo:
»Zu meiner Zeit war das
House of God
ein Ort, wo
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