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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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heimzuzahlen. Ich hatte es für mich getan. Ich hatte einen Menschen getötet! Wie würde mich dieser Satz peinigen, mich verfolgen wie ein israelischer Agent einen Nazi, mich stellen, wenn ich es am wenigsten vermutete, nach mir rufen in den verschlafenen, tropischen Gärten meines neuen Lebens, wo ich geglaubt hatte, ich würde Frieden finden. Wenn er mich fand, würde er mich anklagen, und ich würde sagen: »Ich muß außer mir gewesen sein, verrückt.« Und kühl und richtig würde er erwidern: »Das ist keine Entschuldigung.«
    Ich redete und redete, über die Familien der Patienten auf der Intensivstation, die hereinkamen und in meinen Augen nach Hoffnung suchten. Was hatte ich getan? Ich hatte alles getan, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Ich hatte mich so weit von der menschlichen Welt entfernt wie es nur irgend möglich war. Angewidert sprach ich davon, wie ich mit professioneller Lässigkeit auf das Leiden reagiert hatte. Wo Mitleid bitter nötig gewesen wäre, nötiger als Medizin, war ich sarkastisch gewesen. Ich hatte vermieden, irgend etwas zu fühlen, als wären Gefühle kleine Granaten, die einen Fingernagel, einen Zeh, ein Stück des Herzens wegreißen können. Mit Tränen in den Augen fragte ich Berry:
    »Wo bin ich gewesen?«
    »In Regression. Ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren.«
    »Warum? Warum bin ich so geworden?«
    »Je größer der Schmerz, desto größer ist das Bedürfnis nach Verteidigung. Potts Tod hat dich erschüttert. Du hast geglaubt, selbst so zerbrechlich zu sein wie er, so daß du dir nicht erlaubt hast, zu trauern. Wie ein zweijähriges Kind, das Angst im Dunkeln hat, hast du dich hinter Ritualen verschanzt, deinen Maschinen, deiner verrückten Schwärmerei für Pinkus, nur um dich zu schützen.«
    Sie hatte recht. Seit Potts Selbstmord waren wir alle wie Zombies herumgelaufen, betäubt, gefühllos, zu erschrocken, um zu weinen. Alle versuchten wir verzweifelt, uns selbst zu retten, kämpften dagegen an, wirklich psychotisch zu werden wie Eddie, oder uns wirklich umzubringen, indem wir von einem wirklichen Gebäude sprangen und acht Stock tiefer auf einem wirklichen Parkplatz zerschellten. Wir wußten, daß es jeder von uns hätte sein können. Dieses Arzt-Werden und Arzt-Sein war tödlich! Um überleben zu können, hatten wir Ärzte Hoffnung und Furcht verleugnet, hatten ihre Abwehr wie einen Rollkragen über die Ohren gezogen und waren zu Maschinen geworden, hermetisch abgeschottet gegen die Menschen, gegen Frau, Kinder, Eltern, gegen warmes Mitgefühl und gegen Liebe. Ich begriff jetzt, daß es um mehr ging, als daß sie ewig wegen des Gelben auf Potts herumgehackt hatten. Nein, sie hatten sein Leid nicht zur Kenntnis genommen, nicht die langen Monate seiner tödlichen Depression. Und weil ich selbst hilflos war und nicht wußte, was ich tun sollte, hatte auch ich es ignoriert.
    »Dieses
Internship,
diese ganze Ausbildung, macht die Menschen kaputt.«
    »Ja. Es ist eine Krankheit. Der Druck, unter dem du stehst, läßt dir wenig Auswahl, es sei denn, du findest Sicherheit, Liebe. Wenn nicht, bringst du dich entweder um, wirst verrückt oder tötest einen anderen. Potts hatte keine Chance zu überleben.«
    Berry schwieg, nahm meinen Kopf in ihre Hände und sagte ernster, als ich sie jemals gesehen hatte:
    »Roy, du bist ein Überlebender. Jetzt wirst du es schaffen, um Zeugnis abzulegen, um von denen zu berichten, die nicht überlebt haben.«
    Überall in unserem Land töteten
Interns
oder wurden verrückt bei ihren Versuchen, zu überleben. Die medizinische Hierarchie aber blieb bestehen. Der neue
Resident
sagt zu den neuen
Interns:
»Wir haben es geschafft, jetzt seid ihr dran.« Das war die schäbige Kehrseite des
American Medical Dream.
Das war Nixon in diesen »redigierten Abschriften«, der die Amerikaner mit seinem »ist mir scheißegal, was passiert, ich will, daß Sie mauern …« schockierte. Und es war meine eigene Arroganz angesichts der bewegendsten menschlichen Ereignisse: die Krankheit, das Leiden, der Tod eines geliebten Menschen. Nun war es vorbei. Ich würde den Preis nicht bezahlen. Nachdem ich das erste verlockende Züngeln dieses Blutsaugers, dieser Ärztekrankheit gespürt hatte, wollte ich das Mistvieh aus mir herausbrennen. Aber wie?
    »Ich bin da, Roy«, sagte Berry. »Schließ mich nicht aus. Ich liebe dich, und deine Freunde tun es auch. Wenn du deine Erfahrungen mit uns teilst, schaffst du auch den Rest.«
    »Dickie!« rief ich und

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