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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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pißt, Mann, genau so. Komisch, daß er immer noch so gern in Gomer-City ist.«
    »Das gibt’s doch nicht!«
    »Doch, das gibt’s. Heut Morgen komm ich rein, und Howie is am Pfeifen. Vor eim Monat is er gekomm und hat gepfiffen, und jetz pfeift er immer noch. Pafft und pfeift. Den Dussel schaffen sie nich, nie. Der steht da drauf.«
    Wir anderen sahen das ganz anders. Desillusioniert wie wir waren, hielten Hooper, Eddie, der Kleine, Chuck und ich fest zusammen. Wir hatten uns verpflichtet, nach dem ersten Juli noch ein Jahr zu machen, aber eins wußten wir ganz sicher: daß wir auf keinen Fall noch ein Jahr im
House of God
bleiben wollten. Keiner von uns wußte, was er tun sollte. Was sollten wir dem Leggo sagen, wenn er uns zu sich rief und nach unseren Plänen für die Zeit nach dem ersten Juli fragte – obwohl er natürlich glaubte, die Antwort bereits zu kennen?
    Die beiden Monate, die uns noch zur Entscheidung blieben, verbrachte ich mit Chuck und dem
Resident,
einem Schatten namens Leon, auf Station 4 -Süd. Am Ende seines zweiten Jahres im
House of God
hatte Leon die Technik des LT , des Leise-Tretens, perfektioniert. Sein Tritt war so leise, daß niemand ihn jemals wahrnahm. Er hatte zugesehen, wie Menschen sich ihren Lebensplan versauten, weil sie im
House of God
zu sichtbar waren, und hatte sich für die Unsichtbarkeit entschieden. Schlank, mit einem Durchschnittsgesicht, durchschnittlich und adrett gekleidet, dachte Leon nur an die noch fehlenden zwei Monate Leisetretens bis zum großen Stühlerücken und an sein Ziel, Phönix, und sein
Fellowship
in Dermatologie. Ich stand auf 4 -Süd so sehr neben mir, daß mich nur etwas äußerst Ungewöhnliches fesseln konnte. Und dieses Ungewöhnliche erschien in Gestalt von 789 und von Olive O.
    789 war mein neuer BMS . Ein Mathematiker, der nach Princeton gegangen war und seine Diplomarbeit über die Zahl 789 geschrieben hatte. Chuck und ich nannten ihn darum 789 oder kurz Sieben. Ein pickeliges, intellektuelles Wunderkind mit wenig sozialen Fähigkeiten, genau die Art von Rekruten, die die BMS schätzt. 789 sah ständig aus wie ein verängstigtes Kaninchen. Er war ein seltenes Talent, was Zahlen betraf, aber im normalen Leben ein Tölpel. Seine Körperkoordination war unter aller Kritik, und alle Gomers, ausgenommen die total Weggetretenen, hielten ihn sich schon bald so weit vom Leibe, wie sie konnten.
    Olive O. war beinahe ebenso seltsam. Sie war eine außergewöhnliche Gomer-Lady, die unter geheimnisvollen Umständen von ihrer Familie ins
House
gebracht worden war. Marvin, der Speichellecker von der Aufnahme hatte mir angekündigt, ich bekäme eine Abschiebung von der Orthopädie, also schickte ich Sieben los, um die Lage zu peilen. Sieben hatte Olives Krankenakte durchgesehen, mit dem
Resident
in der Chirurgie gesprochen und herausgefunden, daß die Chirurgen aus irgendeinem gottverdammten Grund, wohl von einem frühsommerlichen Brunfttrieb überfallen, aus Olive die stolze Empfängerin einer Hemipelvektomie gemacht hatten. Man hatte ihr die Hälfte des Beckens und des Schambeins weggerissen und nur noch ein Bein gelassen. Dann hatten sie die orthodoxe Abschiebetechnik der Chirurgie angewendet, nämlich zu wenig Blut zu ersetzen, und aus Olive die stolze Empfängerin eines Herzinfarkts gemacht, der dringend internistischer Behandlung bedurfte. Sieben präsentierte stolz eine Reihe von EKG -Kurven und erklärte mir anhand von Vektordiagrammen und einer Riesenherde imaginärer Zahlen, die schon in der elften Klasse meinen IQ vollkommen abgegrast hatten, wie es ihm gelungen war, ein elektrophysiologisch einwandfreies EKG mit nur drei von Olives Extremitäten zu bekommen, da das eine Bein ja in der Leichenhalle in einer Tonne lag. Wie sollte ich davon nicht beeindruckt sein? Sieben und ich, stolzer Sohn und stolzer Vater, gingen runter in die Orthopädie.
    Unsere Olive lag in ihrem persönlichen Ortho-Dschungel aus Seilen, Stäben, Schellen und Ketten verstrickt. Ein Nest aus weißem Haar barg ihren kahl werdenden Schädel. Weißhäutig und mit geschlossenen Augen atmete sie ruhig und erfreute sich ihrer vorletzten Ruhe. Vom Kopf bis zu den zehn Zehenspitzen war sie in Frieden. Zehn Zehen? Ich deckte ihre Füße auf und zählte die Zehen. Zehn. Ich zählte die Füße. Zwei. Beine? Zwei. Ich holte Sieben an ihr Bett, und gemeinsam zählten das kleine Mathematikgenie und ich:
    »Also los, zählen wir die Beine: Eins …«
    »Ich finde das nicht komisch,« sagte

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