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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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rauhem, undeutlichem Knurren tief aus seinem lädierten Hirn heraus:
    »Prrachvell.«
    Zufrieden fragte ich: »Mr. Rokitansky, welches Datum haben wir heute?«
    »Prrachvell.«
    Auf alle meine Fragen war seine Antwort immer gleich. Ich war traurig. Ein Lehrer. Jetzt vegetierte er nur noch dahin. Wieder dachte ich an meinen Großvater und bekam einen Kloß im Hals. Ich wandte mich zum Dicken und sagte:
    »Das ist doch schrecklich. Er wird sterben.«
    »Nein, wird er nicht«, sagte der Dicke. »Er möchte gern, aber er wird nicht.«
    »Er kann doch nicht so weitermachen!«
    »Kann er doch. Hören Sie zu, Basch, es gibt eine Reihe von Regeln im
House of God.
Regel Nummer  1 : Gomers sterben nicht.«
    »Das ist lächerlich. Natürlich sterben sie.«
    »In meinem Jahr hier habe ich keinen einzigen sterben sehen«, sagte der Dicke.
    »Sie
müssen
doch sterben.«
    »Nein. Sie machen immer weiter. Junge Leute wie Sie und ich sterben, Gomers nicht. Hab noch keinen gesehen. Nicht einen einzigen.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich weiß nicht. Niemand weiß das. Es ist erstaunlich. Vielleicht sind sie drüber weg. Bemitleidenswert. Das ist das Schlimmste.«
    Potts kam herein, er sah verwirrt und betroffen aus. Er brauchte die Hilfe des Dicken bei Ina Goober. Sie gingen, und ich wandte mich wieder Rokitansky zu. Im schwachen Dämmerlicht schien es mir, als liefen dem alten Mann Tränen über die Wangen. Scham überkam mich. Mein Magen drehte sich um. Hatte er gehört, was wir gesagt hatten?
    »Mr. Rokitansky, weinen Sie?« fragte ich und wartete, während die langen Sekunden vorbeitickten und Schuldgefühle in mir rumorten.
    »Prrachvell.«
    »Aber, haben Sie gehört, was wir über Gomers gesagt haben?«
    »Prrachvell.«
    Ich verließ das Zimmer und blieb bei den anderen stehen, um zu hören, was der Dicke über Ina Goober kundtat.
    »Aber es gibt keine Indikation für einen Kontrasteinlauf«, sagte Potts.
    »Keine medizinische Indikation«, sagte der Dicke.
    »Also, was für einen Grund gibt es dann?«
    »Für die
House Privates
einen großen. Sagen Sie es ihm, Basch.«
    »Geld«, sagte ich, »mit Scheiße ist ’ne Menge Geld zu machen.«
    »Und was immer Sie auch tun, Potts«, sagte der Dicke, »Ina wird noch Wochen hier bleiben. Ich sehe Sie in fünfzehn Minuten bei der Visite.«
    »Das ist das Deprimierendste, was ich je gemacht habe«, sagte Potts und hob eine von Inas schlaffen Brüsten an, während sie kreischend versuchte, mit ihrer angeschnallten linken Hand nach ihm zu schlagen.
    Unter der Brust war eine grünliche, schaumige Masse, und als der faulige Geruch uns anfiel, dachte ich, daß dieser erste Tag für Potts noch schlimmer sein mußte als für mich. Er war aus Charleston, South Carolina, in den Norden verpflanzt worden. Er kam aus einer reichen, alten Familie, die ein Traumhaus an der Legare Street besaß, inmitten von Magnolien und gelbem Jasmin, ein Sommerhaus auf Pawley’s Island, wo nur Wind und Wellen es miteinander aufnahmen, und eine Plantage flußaufwärts, wo er und seine Brüder an kühlen Sommerabenden auf der Veranda saßen und Molière lasen. Potts hatte den tödlichen Fehler begangen, nach Princeton in den Norden zu gehen, und hatte diesen Fehler dadurch, daß er zur BMS ging, noch größer gemacht. Dort, bei den Leichen in der Pathologie, lernte er eine rassige BMS -Studentin aus Boston kennen. Und da Potts sexuelle Erfahrungen sich bis dahin auf »gelegentliche Pausentreffs mit einer Lehrerin aus North Charleston beschränkte, die es auf meinen Stahlhammer abgesehen hatte«, war er sowohl sexuell wie intellektuell von dem BMS -Mädchen überwältigt. So wie an einem falschen Frühlingstag im Februar alle Bienen ausschwärmen, um dann vom nächsten Frost getötet zu werden, so war in diesen beiden BMS -Studenten etwas aufgeblüht, das beide Liebe genannt hatten. Die Hochzeit fand unmittelbar vor Beginn ihrer
Internships
statt, seines in Innerer Medizin im
House of God,
ihres in Chirurgie im MBH , dem renommierten WASP -Krankenhaus am anderen Ende der Stadt, das an die BMS angeschlossen war. Ihre Dienstpläne stimmten selten überein, und ihr Sexvergnügen verkümmerte zum Pflichtsex, denn welches erigierende Gewebe hielt schon zwei
Internships
aus? Armer Potts. Ein Goldfisch im falschen Glas. Schon in der BMS wirkte er deprimiert, und jede seiner Entscheidungen hatte seither seine Depression vertieft.
    »Oh, übrigens«, sagte der Dicke und steckte seinen Kopf noch einmal herein, einen Footballhelm

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