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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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viktorianischen Haus mit einem Türmchen hielt ich, öffnete die Tür und begriff plötzlich, warum der Dicke mir nie zuvor sein Haus gezeigt hatte: Ich stand in einem vollen Wartezimmer – das Erdgeschoß war seine Praxis. Der Dicke hatte eine florierende Privatpraxis für Allgemeinmedizin! Die Sprechstundenhilfe begrüßte mich, sagte, daß Dickie ein bißchen später käme und führte mich durch ein Labor und ein Untersuchungszimmer in einen Raum, der aussah wie eine Werkstatt. Da saß ich und wartete. Die Spuren vieler aufgegebener Projekte waren nicht zu übersehen. In einer Ecke lag ein Haufen Linsen, Röhren aus rostfreiem Stahl und handgeschriebene Slogans:
    DEIN GANZ PERSÖNLICHES ARSCHLOCH SCHWULE ARSCHLÖCHER , COOLE ARSCHLÖCHER ARSCHLÖCHER AUS FREMDEN KRIEGEN
    und schließlich ein besonders rätselhafter Spruch:
    EINIGE MEINER BESTEN FREUNDE SIND ARSCHLÖCHER
    »Was macht der Analspiegel?« fragte ich, als er hereinkam.
    »Ach ja«, sagte Dickie träumerisch, »Dr. Jungs. Eine Idee, deren Zeit vielleicht gerade gekommen ist, eh, Basch? Wenn ich nur die Zeit hätte.«
    »Was beschäftigt Sie so sehr?«
    »Durchfall.«
    »Oh das tut mir aber leid.«
    »Nicht bei mir, bei den Veteranen. Haben Sie nichts davon gehört?«
    »Nein«, sagte ich und dachte, das sei seine Art, zu dem überzuleiten, was er sagen wollte. »Nein, wir haben uns ja lange nicht gesehen. Darum wollte ich unbedingt …«
    »Ja, über einen Monat. So viel ist passiert! Damals hing ich in den Seilen, wußte nicht, ob der Leggo mir den Brief für mein
Fellowship
schreibt.«
    »Ja«, sagte ich und versuchte, zu meinen Gefühlen zu stehen.
    »Ich wollte Ihnen sagen …«
    »Warten Sie, bis Sie gehört haben, was los ist, Basch. Oh Gott, warten Sie, bis Sie das gehört haben!«
    Er setzte sich und fing an, mir zu erzählen, daß er nach den vielen Schlägen wie ein grinsendes Stehaufmännchen wieder hochgefedert war, sah dann aber mein bekümmertes Gesicht und hielt inne.
    »Sie sind gekommen, um mir zu sagen, daß es Ihnen leid tut. Ist es das?«
    Woher wußte er das? Als ich in diese vertrauten, dunklen Augen sah, spürte ich einen Kloß im Hals. Ich wurde rot vor Scham. Mein Gesicht verzog sich zu einer traurigen Grimasse.«
    Ich weiß, ich weiß«, sagte Dickie ruhig. »Wir werden noch Zeit haben, darüber zu reden. Aber, he, ein Typ wie ich kann nicht warten, einem alten-neuen-Freund-Protegé von seiner allerneuesten Goldgrube zu erzählen, oder? Basch, hören Sie auf zu schniefen und hören Sie zu: Gerade jetzt, in diesem Augenblick, geht dieser Durchfall, den ich unabsichtlich entfesselt habe, durch die Därme von Gott weiß wie vielen hunderttausend U.S. Veteranen, reißt die Schleimhäute runter und spült die
villae
durch den Anus raus. Scheußlich! Erinnern Sie sich an den Colonel, der Sie auf der Intensiven angesprochen hat, um was über mich herauszukriegen?«
    »Ja«, sagte ich und sah den Offizier vor mir, der mir alle möglichen Fragen über den Dicken gestellt hatte, und über Jane Does Durchfall, und ob der Extrakt des Dicken sie geheilt hätte. Mitten in unserem Gespräch hatte der Colonel plötzlich einen schmerzvollen Blick bekommen und nach der Herrentoilette gefragt.
    »Ja, ich erinnere mich an den Colonel. Der hatte selbst Durchfall.«
    »Genau. Das zieht sich durch alle Ränge: NATO , SEATO , es heißt, selbst Tito hat sich das verdammte Zeug eingefangen. Wissen Sie, es ist ein Virus. Bis heute gibt es dagegen nur ein einziges Mittel. Und der eine Erfinder dieses einzigen Mittels ist Dickie.«
    »Sie haben ein Mittel gefunden?«
    »Mußte ich wohl, ich habe ja schließlich auch die Krankheit erfunden: Es ist der Extrakt. Ein Heilmittel, nicht nur für den Durchfall, sondern auch für die Gastroenterologie-Karriere des Dicken.«
    Nachdenklich nahm er eine Linse in die Hand, spielte damit und fragte leichthin:
    »Werde ich, wie Lincoln, derjenige sein, der die Därme unserer Nation verbindet? Ich frage Sie als Bürger, Basch, ist es nicht an der Zeit, dieses Durchfall-Watergate hinter uns zu lassen und mit den großen Aufgaben des Weltfriedens zu beginnen?«
    »Wieso ist das ein Heilmittel für Ihre Karriere?«
    »Oh, nun, der Leggo ist ein Militär, richtig? Und welcher Militär würde nicht springen, wenn ein ranghöherer Militär sagte: Spring. Jeder, Basch, jeder. Das hätten Sie sehen sollen! Wundervoll! Letzte Woche gingen der Leggo und ich zusammen den Korridor hinunter, und ein Arm liegt um meine Schulter,

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