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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Jahr kaputt gemacht mit Ihrer frommen Version von ärztlicher Versorgung. Wir hassen das. Wir wollen hier raus.«
    »Was?« fragte der Leggo ungläubig, »Sie meinen, Sie haben nicht gern hier im
House of God
gearbeitet?«
    »Kriegen Sie das endlich in Ihren verdammten Schädel rein!« schrie der Kleine den Leggo und, nach Freud, zugleich seine Mom und seinen Pop in Gestalt des Leggo an, und setzte sich wieder.
    »Das ist doch nur ein kleiner radikaler Kern.«
    »Oh nein,« sagte ich düster. »Es betrifft alle. Heute morgen habe ich gesehen, wie Howard Greenspoon wie ein Wahnsinniger gegen die Fahrstuhltür gedonnert und geschrien hat.«
    »Howard? Nein!« sagte der Leggo. »Mein Howie?«
    Alle Augen richteten sich auf seinen Howie. Schweigen. Die Spannung wuchs. Howie drehte und wand sich. Die Spannung wuchs weiter. Howie brach zusammen:
    »J-j-ja,
Chief,
Sir, tut mir leid, aber es stimmt. Es war wegen der Gomers. Dieser eine, Harry, und dann noch diese flatulente Frau, diese Jane. Sehen Sie, die Tage, wo ich Aufnahmen mache, bringen mich um. Jedesmal. Wenn ich daran denke, daß das Gesamtalter meiner Aufnahmen pro Tag über vierhundert liegt, macht mich das total depressiv, und ich möchte mich am liebsten umbringen. Dieser Druck ist unerträglich. Und dann diese M und M-Sitzungen, bei denen ich alle zwei Wochen geröstet werde. Kann ich was dafür, daß ich Fehler mache,
Chief?
Und dann Potts, zerschmettert und rumgespritzt, so daß wir auf ihm parken mußten. Und diese Gomers. Und die jungen Patienten, die sterben, wie sehr wir uns auch um sie bemühen. Die Wahrheit ist,
Chief,
also … also, seit September stehe ich unter Antidepressiva, Elavil. Und ich bleib trotzdem hier. Jetzt stellen Sie sich aber mal vor, wie die anderen sich fühlen. Der Kleine, der war ein richtig fröhlicher Kerl, und jetzt … ich meine, sehen Sie ihn sich doch mal an.«
    Wir sahen ihn alle an. Der Kleine starrte den Leggo mit einem so wilden Blick an wie der irre Abe. Er sah wirklich gemeingefährlich aus.
    Erschrocken fragte der Leggo:
    »Sie meinen, Sie freuen sich nicht auf Ihre Aufnahmetage?«
    »Freuen?« wiederholte Howie. »
Chief,
zwei Tage vor meinem Aufnahmetag – also gleich nach meinem letzten Aufnahmetag – bin ich so nervös, daß ich meine Elavildosis um fünfundzwanzig Milligramm erhöhe. Einen Tag bevor ich Aufnahmetag habe, nehme ich zusätzlich Thorazin. An meinem Aufnahmetag, wenn ich losgehe, um mir die Gomers anzusehen, fange ich an zu zittern und …« Zitternd holte Howie eine silberne Pillendose mit Perlmuttdeckel hervor und warf ein Valium ein.
    » … und dazu noch die ganze Zeit Valium. An richtig schlimmen Tagen ist es Dex.«
    Das also war Howies ewiges Grinsen: Der Junge war ein wandelnder Giftschrank.
    Der Leggo aber war an etwas hängengeblieben, das Howie gesagt hatte, und fragte den Fisch:
    »Haben sie wirklich gesagt, sie freuen sich nicht auf ihren Aufnahmetag?«
    »Ja«, sagte der Fisch, »ich glaube, das haben sie gesagt, Sir.«
    »Seltsam. Jungs, als ich
Intern
war, liebte ich meine Aufnahmetage. Das ging uns allen so. Wir haben uns darauf gefreut, haben uns um die harten Brocken gestritten, um unserem
Chief
zu zeigen, was wir konnten. Und wir haben es verdammt gut gemacht. Was ist passiert? Was ist hier los?«
    »Gomers«, sagte Howie, »Gomers, das ist hier los.«
    »Sie meinen die alten Leute? Wir haben uns auch um alte Leute gekümmert.«
    »Gomers sind was anderes«, sagte Eddie. »Die gab es damals nicht, als Sie
Intern
waren, weil die damals gestorben sind. Das tun sie jetzt nicht mehr.«
    »Lächerlich«, sagte der Leggo emphatisch.
    »Stimmt, aber es ist wahr«, sagte ich. »Wer hat in diesem Jahr einen Gomer unter seinen Patienten gehabt, der ohne medizinische Beihilfe gestorben ist? Hand hoch.«
    Keine Hand zeigte sich.
    »Aber wir helfen ihnen doch, ich meine, wir heilen sie sogar.«
    »Die meisten von uns würden eine Heilung nicht mal erkennen, wenn wir sie in einem Überraschungsei finden«, sagte Eddie.
    »Ich hab bis jetzt keinen einzigen geheilt, und ich kenne auch keinen
Intern,
der schon mal jemanden geheilt hätte. Wir warten alle noch auf Nummer eins.«
    »Ach, kommen Sie! Bestimmt! Was ist denn mit den Jungen?«
    »Die sterben«, sagte die Krähe. »Die Mehrzahl meiner Autopsien waren junge Leute in meinem Alter. Es war kein Vergnügen, Chef, Ihren Preis da zu gewinnen.«
    »Nun, Sie sind alle meine Jungs«, sagte der Leggo, als hätte er an diesem Tag vergessen,

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