House of God
eine Bewegung mit der Hand, als wolle er etwas sagen, aber es kam nichts heraus. Er knickte die Knie ein und setzte sich. Er sah verwundet aus, wie ein Kind, das gleich anfängt zu weinen, und als wir ihn ansahen, zuckte seine Nase und er griff in seine bauschigen Hosen nach einem Taschentuch. Traurig, ernüchtert, aber immer noch böse verließen wir ihn. Wir waren aufs Ganze gegangen.
Die Tür schloß sich hinter dem letzten von uns, und unser
Chief
blieb allein. Man ließ Nixon angetrunken labernd in der Öffentlichkeit stehen. Man ging. Was er fühlte, wollte niemand wissen.
Berry, Chuck und ich waren in der Villa von Nate Zock. Wir saßen in dem nachgemachten elizabethanischen Garten, wärmten uns in der spätnachmittäglichen Sommersonne und sahen zu dem Palast des Multimillionärs hinüber, einer Mischung architektonischer Moden aus Jahrtausenden. Nate erzählte gerade wieder einmal die »Basch ist ein starker Typ, ärgern Sie ihn nicht«-Geschichte. Berry und ich entschuldigten uns, um Tennis zu spielen, und ließen Chuck mit Nate und Trixie saufen und die übergewichtigen, trägen Kinder die
hors d’œvres
abgrasen und kalorienarmes Sellerie-Tonic schlabbern.
Der Tennisplatz war durch Buchen und Pappeln windgeschützt, und Rosen wuchsen über den ihn umgebenden Zaun. Die Farbenpracht und die Duftwolken erweckten den Eindruck, als spielten wir mitten in einer Rose. Wir schwitzten und hörten auf. Nate drängte uns, zum Abkühlen sein Schwimmbad zu benutzen. Wir hatten kein Badezeug mitgebracht.
»Das ist OK «, sagte Nate, »es guckt schon keiner.«
»Und niemand guckt auf die Uhr«, sagte Trixie. »Wir wissen alles über das Liebesleben unserer jungen Dr. Kildares.«
Wir gingen den Rasen hinauf zum Haus, und ich bemerkte, daß ich, anders als die Reichen, so etwas wie Ungestörtheit und Unbeobachtetsein nicht gewöhnt war. Wir kamen an der Garage vorbei, wo der Butler Berrys Volvo polierte und versuchte, ihn so blank zu kriegen wie Nates weißen El Dorado. Im Schwimmbad hallten die Geräusche von den Kacheln wider, wir zogen uns aus, umarmten uns und tauchten in das perfekt temperierte Wasser. Wir spielten. Freude, Freude. Platsch, platsch, nicht das beste platsch platsch, aber das meiste platsch platsch, nicht das platsch beste, aber das platsch verdammt meiste.
In der Dämmerung nach dem Abendessen tranken wir weiter und schwatzten über den Zock-Brief. Nate hatte ihn an den Leggo geschickt und eine herzliche Antwort erhalten. Da er nun mal jemand war, der sich nie mit weniger als »dem meisten« hätte zufriedengeben können, hatte Nate den Leggo und den Fisch angerufen, um herauszufinden, warum »diese Typen euch – euch beide – nicht für die Größten halten, so wie ich. Und ich hab verdammt gute Menschenkenntnis, sonst wäre ich nicht da, wo ich heute bin.« Nach einer Debatte mit dem Leggo, dem Fisch und einigen anderen Schleckern hatte Nate die Sache geklärt. Und nicht nur das, er hatte, damit die Sache auch klar blieb, etwas Beständigeres beschlossen: Es sollte im Zock-Flügel ein Zimmer nach mir benannt werden. Und nicht nur das, zusätzlich zu dem ABI und der Krähe sollte es einen jährlichen Basch-Preis geben, dotiert mit einem Ausflug für zwei nach Palm Springs, für den
Intern,
der »als Bester die Qualitäten von Dr. Roy G. Basch exemplifiziert«, wobei die wichtigste war:
Wie lasse ich den Patienten in Ruhe.
Als sie von dem Basch-Zimmer und dem Basch-Preis gehört hatten, waren der Leggo und der Fisch zu bewegt gewesen, um ein Wort herauszubringen. Zock, mein Erlöser, lebte. Mein Name sollte im
House of God
fortbestehen.
Zigarren wurden angezündet. Die Nacht war windstill, die Flammen des Streichholzes standen regungslos in der Luft. Chuck und Nate erzählten ihre Lebensgeschichten. Chuck berichtete von den Postkarten. Die letzte hatte gelautet: Wollen Sie Beamter beim National Institute of Health werden? Wenn ja, schicken Sie diese Karte ausgefüllt zurück. Nate gefiel das. Er erzählte die Geschichte von den fünfhundert Piepen, die »aus der Talsohle der Depression aufstiegen, um nicht die besten, aber die meisten Schrauben und Muttern zu machen«, und als er schloß, hatte er Tränen in den Augen. Das gefiel Chuck. Eine Grillenserenade erfüllte den langen Juniabend, und die Dämmerung hing wie das Schnurren eines träumenden Kätzchens in der Luft. Berry lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Nate und Trixie mochten sie. Sie schlugen vor, sie solle eine
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