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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Lautstärke gedreht. Sie fragten nach dem letzten Krankenbericht vom »Arzt ihres Bruders«. Ich kam mir vor, als hätte ich alles im Griff, als hätte ich etwas zu geben. Sie hingen förmlich an meinen Lippen. Als mein Piepser mich wegrief, sagten sie, es täte ihnen leid, daß sie mich gestört hätten, sicher hätte ich Wichtigeres zu tun. So war ich, als ich zu meiner ersten Sprechstunde in die Ambulanz hinunterging, wie elektrisiert. Im Fahrstuhl sahen die Leute mich an, versuchten, mein Namensschild zu lesen. Sie wußten, daß ich Arzt war. Ich war stolz auf mein Stethoskop, auf das Blut an meinem Ärmel. Der Dicke war ein ausgebrannter Fall. Arzt zu sein war spannend. Man konnte etwas für die Menschen tun. Sie glaubten an dich. Man durfte sie nicht fallen lassen. Rokitansky würde gesund werden.
    Ganz von der Illusion erfüllt, jemand würde Rokitanskys Gehirn wiederherstellen können, betrat ich forsch die Ambulanz. Chuck und ich hatten am selben Tag Sprechstunde, und Seite an Seite vernahmen wir die Anweisungen. Wir würden genau wie Praktische Ärzte arbeiten, nur daß wir nicht bezahlt wurden. Man wies jedem von uns ein Dienstzimmer zu, das wir alle vierzehn Tage benutzen konnten. Die Krönung war, als jeder von uns sein Schild gezeigt bekam:
    Roy G. Basch, M. D. Ambulanz,
House of God.
    Aufgebläht vor Stolz, so als wüßte ich genau, was ich tat, watete ich durch meine erste Sprechstunde. In die Ambulanz kamen Patienten, die zu arm waren, um einen
Private Doctor
bezahlen zu können. Es handelte sich überwiegend um zweiundfünfzig Jahre alte, unverheiratete Mütter mit Bluthochdruck und zweiundsiebzig Jahre alte, unverheiratete jüdische LAD in GAZ mit Bluthochdruck. Selten sah man einen Mann. Und jemanden unter zweiundfünfzig, der nicht unter »geistigen Störungen« oder Geschlechtskrankheiten litt, hätte man der Sensationspresse melden müssen. Meine erste eigene Patientin war eine LAD in GAZ , die eine allgemeine Untersuchung brauchte und ein Rezept für einen künstlichen Busen und einen BH mit auswechselbarer Füllung. Wer wußte, wie man ein Rezept schreibt? Ich nicht. Sie schrieb das Rezept, ich unterschrieb und sie ging dankbar. Die Nächste war eine Portugiesin, die etwas gegen ihre Hühneraugen brauchte. Wer wußte etwas über Hühneraugen? Ich spielte mit dem Gedanken, ihr ein Rezept für einen künstlichen Fuß und einen gepolsterten Schuh mit auswechselbarer Sockenfüllung zu schreiben. Aber dann dachte ich an den Dicken und schob sie zum Fußspezialisten ab. Die nächste LAD in GAZ war fünfundsiebzig, jüdisch, und hatte ihre Augenlider mit Pflasterstreifen an die Stirn geklebt. In ihrer Akte las ich, daß es sich hier um »herunterhängende Augenlider, Ursache unbekannt« handelte und daß mein Vorgänger sie in die Ophthalmologie abgeschoben hatte, wo der
Resident
ihr riet, »die Lider mit Pflaster an die Stirn zu kleben oder sich operieren zu lassen«. Sie hatte es vorgezogen, sie anzukleben und war in die Innere zurückgeprallt.
    »Oh, ich freue mich, alle die jungen Ärzte kennenzulernen,« sagte sie.
    »Wie lange haben Sie schon Pflaster an den Lidern?«
    »Acht Jahre. Wie lange muß ich sie noch tragen?«
    »Was passiert, wenn Sie es abmachen?«
    »Die Lider fallen mir zu.«
    Ich schrieb ihr ein Rezept für neues Pflaster aus. Sie ergriff meine Hand und plapperte los, wie froh sie sei, mich als Arzt zu haben. Es fiel mir schwer zuzuhören, denn durch die hochgeklebten Lider traten ihre Augen hervor wie bei einem Seeungeheuer, und nur die Schwester, die meinen nächsten Patienten hereinbrachte, verhinderte, daß ihre ganze Lebensgeschichte aus ihr herausschwappte. Die letzte Patientin an diesem Nachmittag war eine vierundfünfzigjährige Schwarze namens Mae mit Bluthochdruck, sonst keinen besonderen Beschwerden, außer: »Mir tun die Gelenke weh, wenn ich mit den Kindern Baseball spiele.« Zudem bat sie um eine gynäkologische Untersuchung. Während sie auf dem Stuhl lag, deklamierte sie Gospels der Zeugen Jehowas, und nachdem sie beim Anziehen die ganze Zeit über Religion, ihre Familie und über die ehemaligen
Interns
in der Ambulanz geschwatzt hatte, legte sie noch einige Traktate der Zeugen Jehovas aus und ging. Diese Frauen genossen es, zum Arzt zu gehen. Ich ging rüber in Chucks Arbeitszimmer und traf ihn ebenfalls mit einer LAD in GAZ an. Er tat etwas, was ich noch nie einen Arzt hatte tun sehen, etwas mit einem Maßband und einer Brust.
    »He, Mann, die Dame sagt,

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