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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Es stellte sich heraus, daß weder Needleman noch der Gelbe Privatpatienten waren, sondern Patienten des Hauses, für die der Fisch mitverantwortlich war.
    »Lebererkrankungen gehören zu meinem besonderen Interessensgebiet«, sagte der Fisch. »Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mich mit der Weltliteratur über Fulminante Hepatitis zu befassen. Lazlows Fall wäre ein höchst interessantes Forschungsprojekt. Vielleicht möchte jemand vom Personal irgendwann ein solches Projekt in Angriff nehmen?«
    Niemand sagte, er wolle ein solches Projekt in Angriff nehmen.
    »Nun ja, sowohl der Leggo als auch ich meinen, daß Sie, Dr. Potts, zu lange mit den Steroiden gewartet haben. Verstehen Sie?«
    Betroffen sagte Potts: »Ja, Sie haben recht. Ich verstehe.«
    »Ich bin gerade auf dem Weg zu einem improvisierten Kolloquium über Lazlow. Wir haben einen Australier hinzugezogen, den Weltexperten für diese Erkrankung. Es sieht nicht gut aus. Sie haben zu lange gewartet. Oh, und noch etwas«, sagte der Fisch, Chucks schmutzige weiße Hosen und sein offenes Hemd ohne Schlips ansehend: »Wie Sie sich kleiden, Chuck. Nicht professionell. Nicht angemessen für das
House.
Hier nur saubere Hosen und Krawatte. Verstanden?«
    »Gut, gut«, sagte Chuck.
    »Und Sie, Roy«, sagte der Fisch, auf die Zigarette deutend, die ich mir gerade angesteckt hatte, »genießen Sie das, sie wird Sie drei Minuten ihres Lebens kosten.«
    Ich sah rot. Der Fisch glitt den Korridor hinunter zu seinem Kolloquium. Tödliches Schweigen umfing uns.
    »Blödmann!« spuckte der Dicke aus. »Merken Sie sich, Potts, wenn Sie genau so ein Blödmann werden wollen wie der, dann glauben Sie ihm. Wenn nicht, dann hören Sie auf mich: Der Patient ist derjenige, der krank ist.«
    »Wirst du dich ab jetzt anders anziehen?« fragte ich Chuck.
    »Türlich nich, Mann, türlich nich. In Memphis tragen wir nich mal zur Beerdigung ’n Schlips. Mann, diese Gomers sind vielleicht Typen. Keiner von meinen vier Aufnahmen glaubt, daß ich ihr Arzt bin. Die denken alle, ich bin der Hilfsbremser.«
    »Hilfsbremser?«
    »Helfer, Pfleger. Der farbige Pfleger. Bis später.«
    Aus dem Fenster starrend, murmelte Potts wieder und wieder vor sich hin, daß er dem Gelben Steroide hätte geben sollen. Dickie unterbrach ihn und sagte:
    »Potts, gehen Sie nach Hause.«
    »Nach Hause? Charleston? Wissen Sie, mein Bruder, er ist im Baugeschäft, der liegt jetzt wahrscheinlich auf Pawley’s Island in der Hängematte und trinkt Limonade. Oder er ist draußen auf dem Land, wo es grün ist und kühl. Ich hätte nie weggehen sollen. Der Fisch hat ja recht mit dem, was er sagt. Aber wenn wir im Süden wären, hätte er es nie gesagt. Nicht so. Meine Mutter hätte eine Bezeichnung für ihn: Gewöhnlich. Nun, es war meine Entscheidung, oder? Ja, ich gehe nach Hause. Gott sei Dank, daß Otis zu Hause ist.«
    »Wo ist deine Frau?«
    »Sie hat heute Nachtdienst im MBH . Nur Otis und ich. Das ist gut so, er liebt mich auch. Er wird auf dem Bett liegen, den Bauch nach oben, und schnarchen. Es wird schön sein, zu ihm nach Hause zu gehen. Bis morgen.« Wir sahen Potts nach, wie er den Korridor hinunterwankte. Er erreichte das Kolloquium vor dem Zimmer, in dem der Gelbe lag, und stahl sich ohne hineinzusehen vorbei und zur Tür hinaus, so als schäme er sich.
    »Das ist verrückt«, sagte ich zu dem Dicken. »Dieses
Internship
ist vollkommen anders, als ich es mir vorgestellt habe. Was tun wir für die Patienten hier? Entweder sie sterben oder wir frisieren sie und schieben sie zu irgendeinem anderen Teil des Hauses ab.«
    »Das ist nicht verrückt. Das ist moderne Medizin.«
    »Das glaube ich nicht. Ich
kann
es einfach nicht glauben.«
    »Natürlich nicht. Dann wären Sie ja verrückt. Heute ist erst Ihr zweiter Tag. Warten Sie bis morgen, wenn wir beide Dienst haben. Also, ich gehe nach Hause. Beten Sie für den Dow Jones, Basch, beten Sie, daß das Schwein oben bleibt.«
    Wen kümmerte das schon?
    Ich beendete meine Arbeit und ging den Flur hinunter zum Fahrstuhl. Die Gruppe um den australischen Experten löste sich gerade auf, und der Kleine kam auf mich zugetrudelt. Er sah noch viel schlimmer aus als vorher. Auf meine Frage, was passiert sei, antwortete er:
    »Der Australier sagt, wir sollen einen Blutaustausch machen, das ganze alte Blut raus und neues rein.«
    »Das funktioniert nie. Das Blut muß doch trotzdem durch die Leber, aber da gibt’s keine Leber mehr. Er wird sterben.«
    »Ja, das haben sie alle

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