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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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war.
    »Was meinen Sie, ist das?« fragte Dickie.
    »Intrakranielle Blutung«, sagte Potts. »Er sieht nicht gut aus.«
    »Er wird sterben«, sagte Dickie. »Wollen Sie ihm vorher die Wohltat eines neurochirurgischen Eingriffs zukommen lassen?«
    »Ich habe schon alles arrangiert.«
    »Großartig«, sagte Dickie, zerriß den Mann unseren Alters und säte ihn auf den Boden. »Potts, Sie machen es richtig! Abschiebung zur Neurochirurgie. Drei Patienten, zwei Abschiebungen.«
    Potts und ich sahen uns an. Wir waren betroffen, daß jemand in unserem Alter, der mit seinem sechsjährigen Sohn an einem dieser herrlichen Abende Ball gespielt hatte, jetzt nur noch dahinvegetierte, den Schädel mit Blut gefüllt, den ein Chirurg ihm jetzt knacken sollte.
    »Sicher, es ist traurig«, sagte Dickie, »aber wir können nichts machen. Leute in unserem Alter sterben. Punkt. Die Krankheiten, die wir kriegen, kann keine internistisch-chirurgische Quatschologie heilen. Der Nächste?«
    »Also, der Nächste ist der Schlimmste«, sagte Potts mit rauher Stimme.
    »Und wer ist das?«
    »Der Tscheche, der Gelbe, Lazlow. Gestern gegen 10  Uhr hatte er einen Krampfanfall, und was ich auch machte, er hörte nicht auf. Ich habe alles versucht. Seine Leberwerte lagen außerhalb des Meßbereichs. Er …« Potts sah Chuck und mich an, blickte dann verlegen zu Boden und fuhr fort: »Er hat eine fulminante Hepatitis. Ich habe ihn auf die Isolierstation gebracht. Er ist nicht mehr mein, äh, unser Patient.«
    Dickie fragte Potts freundlich, ob er dem Gelben Steroide gegeben habe. Potts antwortete, er habe daran gedacht, es aber nicht getan.
    »Warum haben Sie mir nichts von den Laborergebnissen gesagt? Warum haben Sie mich nicht um Hilfe gebeten?« fragte Dickie.
    »Also, ich … ich dachte, ich müßte die Entscheidung allein treffen können.«
    Ein düsteres Schweigen breitete sich über uns aus, die Stille von Traurigkeit und Kummer. Dickie legte Potts seinen breiten Arm um die Schulter und sagte:
    »Ich weiß, wie beschissen Sie sich fühlen. So ein Gefühl gibt es nicht noch einmal. Aber wenn Sie es nicht mindestens einmal gehabt haben, Potts, werden Sie nie ein richtiger Arzt. Es ist alles in Ordnung. Steroide helfen sowieso nicht. Er ist also nach 6 -Nord abgeschoben worden, ja? Ich sage euch was, da wir so viele Abschiebungen hatten, werde ich euch nach dem Frühstück das elektrische Gomerbett vorführen.«
    Auf dem Weg zum elektrischen Gomerbett, was auch immer das sein mochte, wandte sich Potts verzagt an Chuck und sagte:
    »Du hattest recht, ich hätte ihn mit Roiden vollpumpen sollen. Er wird bestimmt sterben.«
    »Hätte ihm auch nich geholfen«, sagte Chuck, »war schon zu weit fortgeschritten.«
    »Ich fühle mich so elend«, sagte Potts, »ich will zu Otis.«
    »Wer ist Otis?« fragte ich.
    »Mein Hund, ich will zu meinem Hund.«
    Der Dicke versammelte uns um das elektrische Gomerbett, in dem mein Patient, Mr. Rokitansky, lag. Er erklärte, das Ziel jedes
Interns
sei es, so wenige Patienten wie möglich zu haben. Das war genau das Gegenteil dessen, was die
Privates,
die Schlecker und die Hausverwaltung wünschten. Nach Regel Nr.  1  – Gomers sterben nicht – würden die Gomers aber nicht auf diesem natürlichen Weg von der Station verschwinden. Also mußte ein
Intern
andere Wege finden, um sie loszuwerden. Ärztliche Versorgung bestünde darin, den Patienten aufzunehmen und abzuschieben. Das Drehtürprinzip. Das Problem beim Abschieben war, daß der Patient zurückprallen konnte. Ein Gomer, der zum Beispiel in die Urologie abgeschoben worden war, weil er wegen seiner geschwollenen Prostata kein Wasser lassen konnte, würde in die Innere zurückprallen, wenn der Urologie-
Intern
mit seinen fadenförmigen und flexiblen Sonden und Kathetern eine totale Septikämie erreicht hatte, die eine Versorgung in der Inneren erfordert. Das Geheimnis des professionellen Abschiebens, ohne daß der Patient zurückprallt, sei das »Frisieren«, sagte der Dicke. Wir fragten, was das sei.
    »Genau wie man einen Wagen frisiert«, sagte Dickie. »Ihr müßt die Gomers frisieren, so daß sie nicht zurückprallen können, wenn ihr sie abschiebt. Denkt immer daran, daß ihr nicht die einzigen seid, die abzuschieben versuchen. Jeder
Intern
und
Resident
im
House of God
liegt nachts wach und denkt darüber nach, wie er seine Gomers frisieren und sonstwohin abschieben kann. Gath, der
Resident
unten in der Chirurgie, gibt in diesem Augenblick

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