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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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sie selten zurück. Ich danke Ihnen, meine Herren, wir sehen uns beim Essen.«
    »Warten Sie«, sagte Levy, der BMS . »Sie waren grausam zu Mr. Rokitansky.«
    »Wie meinen Sie das? Mr. Rokitansky, wie geht es Ihnen?«
    »Prrachvell.«
    »Aber das sagt er doch immer.«
    »Ach, ja? Hallo, Mr. Rokitansky, he, Sie da oben, wollen Sie uns noch etwas sagen?«
    Wir warteten mit angehaltenem Atem.
    »Ja«, erklang es von der Neurochirurgischen Höhe zu uns herab.
    »Was?«
    »Langsam runterlassen.«
    »Meine Herren, nochmals danke. Sie werden sehen, wenn Sie auf den Knopf nach unten drücken, wird Mr. Rokitansky zu Ihnen herabschweben. Essenszeit.«
    »Das war doch nicht sein Ernst«, sagte Potts. »So sadistisch kann keiner sein. Das war ein abartiger Versuch, mich aufzuheitern.«
    »Glaub’ ich nicht«, sagte ich. »Ich glaube, er meinte es ernst.«
    »Das ist doch verrückt«, sagte Potts. »Du meinst, er will, daß wir das Bett benutzen, um alten Leuten die Hüften zu brechen? Das ist krank.«
    »Was meinst du, Chuck?«
    »Wer weiß, Mann, wer weiß?«
    Potts und ich sahen beim Essen zu, wie der Dicke Nahrung in sich hineinschaufelte. Chuck, der diese Nacht Dienst hatte, war abgerufen worden, um seinen ersten Patienten aufzunehmen. Potts konnte über nichts anderes reden als darüber, daß er dem Gelben Steroide hätte geben sollen und wie sehr er sich nach Otis, seinem Hund, sehnte. Ich war mehr verwirrt als erschrocken, befremdet von der Auffassung von ärztlicher Versorgung, die der Dicke an den Tag legte.
    Die drei
Interns
von 6 -Nord kamen zu uns herüber. Runt, der Kleine, wurde von Motorrad-Eddie und Hyper Hooper gestützt. Er machte den gleichen aus-einer-Kanone-geschossenen Eindruck wie Potts. Chuck war dem Kleinen schon vorher begegnet und hatte berichtet, wie nervös er war.
    »Mann, der rennt mit ’ner Riesenpackung Valium rum und knallt sich alle fünf Minuten eine rein.«
    Harold »Runt« Runtsky, genannt »der Kleine«, und ich waren während der ganzen vier Jahre auf der BMS befreundet gewesen. Er war ein kleiner, untersetzter Abkömmling zweier Top-Psychoanalytiker und wirkte, als sei ihm irgend etwas weganalysiert worden. Und obwohl er mindestens so gescheit war wie jeder andere in der Klasse, blieb er scheu und still, ein schlaffer Junge, der eher reagierte als agierte. Sein rauhes Lachen galt gewöhnlich den Scherzen der anderen. Der Kleine hatte Schwierigkeiten mit Frauen. Während der BMS -Zeit wohnte er mit dem geilsten Typen der ganzen Klasse zusammen, der ihm manchmal erlaubte, durchs Schlüsselloch zuzusehen, was bei ihm lief. So war der Kleine auf den zweidimensionalen Sex gekommen, auf Magazine und Filme. Nach vielen Sticheleien hatte er kurz vor Beginn unseres
Internships
eine Beziehung mit einer intellektuellen Dichterin namens June angefangen. Ihre Gedichte waren ohne jeden Sex, ohne Erotik, einfach knochentrocken.
    Der Kleine sah völlig geschafft aus. Sein Schnurrbart hing herunter. Kaum hatte er sich gesetzt, holte er eine Pillenschachtel hervor, legte eine Pille in seinen Hamburger und mampfte ihn runter. Als ich fragte, was das sei, sagte er:
    »Valium, Vitamin V. Ich war noch nie im Leben so nervös.«
    »Hattest du letzte Nacht Dienst?«
    »Nein. Heute. Hooper hatte letzte Nacht Dienst.«
    Als ich Hooper fragte, wie es gewesen sei, bekam er den gleichen Glanz in die Augen wie beim BM -Empfang, als Pearl die Geschichte von der heimlichen Autopsie erzählte. Er kicherte und sagte:
    »Super, einfach super. Zwei Tote. Eine Obduktionserlaubnis. Ich habe heute morgen zugesehen. Phantastisch.«
    »Hilft das Valium?« fragte Potts den Kleinen.
    »Es macht mich ein bißchen schläfrig, aber ich fühle mich wie die Ruhe selbst. Ich verordne es allen meinen Patienten.«
    »Was?« fragte ich. »Du setzt sie alle auch auf Valium?«
    »Warum nicht? Sie sind nervös, weil sie mich als Arzt haben. Ach ja, Potts, vielen Dank für den Gelben, die Überweisung letzte Nacht«, sagte der Kleine sarkastisch. »Echt klasse.«
    »Tut mir leid«, sagte Potts, »ich hätte ihm Steroide verpassen sollen. Haben die Krampfanfälle aufgehört?«
    »Nein. Noch nicht.«
    Ich wurde auf die Station gepiepst, doch bevor ich die anderen verließ, fragte ich Motorrad-Eddie, wie es ihm ergangen sei.
    »Wie’s mir ergangen ist? Verglichen mit Kalifornien, große Scheiße.«
     
    Als die Rokitansky-Schwestern wieder mit mir sprechen wollten, fühlte ich mich phantastisch. Ihre Hörgeräte waren auf volle

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