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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Dr. Basch«, sagte Levy, »ich schwöre, ich war es nicht.«
    Mein Finger schwoll an. Der Schmerz war unerträglich.
    »Ich wollte dich sowieso rufen«, sagte Molly. »Da ist eine Aufnahme für dich in der Notambulanz.«
    »Oh nein! Ich kann heute nacht keinen Gomer mehr sehen.«
    »Kein Gomer. Fünfzig und krank. Er ist selbst Arzt.«
    Ich kämpfte gegen meine Panik an und ging in die Notaufnahme. Ich las die Akte: Dr. Sanders. Einundfünfzig. Schwarz. Gehört zum Personal des
House of God.
Vorgeschichte: Parotis- und Hypophysentumore mit scheußlichen Komplikationen. Er kam mit Schmerzen im Brustkorb, fortschreitendem Gewichtsverlust, Lethargie, Atembeschwerden. Sollte ich den Dicken rufen? Nein. Ich wollte ihn mir erst selbst ansehen. Ich ging hinein.
    Dr. Sanders lag flach auf der Liege, ein Schwarzer, der zwanzig Jahre älter aussah, als er war. Er versuchte, mir die Hand zu schütteln, aber er war zu schwach. Ich nahm seine Hand und nannte ihm meinen Namen.
    »Freut mich, daß Sie mein Arzt sind«, sagte er.
    Bewegt von seiner Hilflosigkeit – seine schwache Hand lag noch hoffnungsvoll in der meinen –, empfand ich Mitleid mit ihm. »Erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    Er tat es. Anfangs war ich so nervös, daß ich kaum zuhören konnte. Er spürte es und sagte: »Machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden es schon schaffen. Vergessen Sie einfach, daß ich Arzt bin. Ich begebe mich in Ihre Hände. Ich war auch einmal da, wo Sie jetzt sind, genau hier, vor vielen Jahren. Ich war der erste Neger-
Intern
im
House.
Damals nannten sie uns noch Neger.«
    Nach und nach, an die Worte des Dicken denkend, wurde ich sicherer und hellwach. Nervös, aber gespannt. Ich mochte diesen Mann. Er hatte mich gebeten, mich um ihn zu kümmern, und ich wollte mein Bestes tun. Ich begann mit der Arbeit, und als das Röntgenbild Flüssigkeit im Brustkorb zeigte und ich wußte, daß ich ihn besser punktieren sollte, um zu sehen, was es war, beschloß ich, doch den Dicken zu rufen. Als er kam, war ich gerade dabei, die Befunde zusammenzupuzzeln, gerade dabei zu begreifen, daß die Diagnose wahrscheinlich Krebs lautete. Ein elendes Gefühl sank mir in den Leib. Der Dicke schwebte in seinem OP -Zeug herein wie ein freundlicher grüner
Blimp
und stellte durch wenige Worte an Dr. Sanders eine wunderbare Atmosphäre her. Wärme erfüllte den Raum, Vertrauen, Hilfsbereitschaft, das Versprechen, alles zu versuchen. Das war es, was Medizin sein konnte. Ich punktierte den Brustkorb. Da ich an Anna O. geübt hatte, fiel es mir leicht. Der Dicke hatte recht: An den Gomers probierte und lernte man, damit man es konnte, wenn es darauf ankam. Und ich verstand, warum die Schlecker des
House of God
die seltsame Art des Dicken duldeten: Er war ein hervorragender Arzt. Das genaue Gegenteil von Putzel.
    Ich war mit der Punktion fertig, und Dr. Sanders, der jetzt leichter atmete, bat:
    »Sie werden mir doch sagen, was die Zytologie dieser Flüssigkeit ergibt? Ganz egal, was es sein wird?«
    »Wir werden erst in einigen Tagen Bestimmtes wissen«, sagte ich.
    »Schön, dann sagen Sie es mir eben in einigen Tagen. Wenn es bösartig ist, muß ich noch etliches erledigen. Ich habe einen Bruder in West Virginia. Unser Vater hat uns etwas Land hinterlassen. Wir wollten schon lange mal wieder zum Fischen, und ich habe den Ausflug immer wieder aufgeschoben.«
    Draußen auf dem Flur lief es mir bei dem Gedanken daran, was in den Röhrchen in meiner Tasche sein könnte, kalt über den Rücken. Ich hörte den Dicken fragen:
    »Haben Sie sein Gesicht gesehen?«
    »Was ist mit seinem Gesicht?«
    »Prägen Sie es sich gut ein. Es ist das Gesicht eines Sterbenden. Gute Nacht.«
    »He, warten Sie, ich weiß jetzt, warum man Sie hier so herumwirtschaften läßt. Sie sind gut.«
    »Gut? Nein, nicht nur gut.
Sehr
gut. Sogar großartig. Nacht.«
    Ich rollte Dr. Sanders zurück auf die Station und ging wieder ins Bett, als der Morgen schon die heiße, böse Nacht zerbrach. Die eifrigen Chirurgen begannen ihre Visiten, bereiteten sich vor auf einen Tag voller netter, ziviler Arbeit, wie zum Beispiel anderen Menschen die Hände wieder an den Arm zu nähen. Die erste Schicht der Wirtschaftszentrale streunte bereits durch die Höhlen des Hauses, als ich mir die Socken anzog, um zum Kartenflip des Dicken zu gehen. Ich bemerkte, daß ich mich selbst genauso anfühlte wie Socken: verschwitzt, schal, stinkend, steif, einen Tag zu lange getragen.
    Vom Kartenflip an begannen

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