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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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auf Anna O.‹s Pipi wartete. Bei 175 tröpfelte es, und bei 200 fing es an zu sprudeln. Es war verrückt, aber ich sah den Urin an wie ein junger Vater, und voller Stolz wölbte sich meine Brust. Ich verkündete Molly das freudige Ereignis.«
    Donnerwetter, Roy, das ist toll. Du bringst die liebe, alte Dame schon wieder auf die Beine. Prima. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Ich bin hier. Wir werden uns zusammen um alles kümmern. Ich habe großes Vertrauen zu dir. Einen fröhlichen 4 . Juli.«
    Ich sah auf meine Uhr. Es war 2  Uhr morgens an diesem herrlichen 4 . Juli. Ich war stolz, fühlte mich gut und kompetent, und ging den leeren Korridor hinunter zum Dienstzimmer. Energierausch. Ich war für all dies verantwortlich. Ein Schauer lief mir über den Rücken, wie bei dem
Intern
im Buch. Voll abgehoben!
    Das Bett war nicht gemacht, und ich konnte keinen Klinikpyjama finden. Levy, der Verlorene, schnarchte im Oberbett, aber ich war so müde, es war mir egal. Ich tauchte in meine Träume ein, das Piep Piep im Ohr, und dachte an Herzstillstand, und während meine Gedanken alles durchgingen, was ich über Herzstillstand wußte, wurde mir bald klar, was ich alles
nicht
wußte. Ich machte mir Sorgen, konnte nicht schlafen, denn jede Minute konnte ich zu einem Herzstillstand gerufen werden, und was sollte ich dann tun? Ich spürte einen Stubs. Molly stand neben mir. Sie legte einen Finger auf ihre Lippen. Ich sollte still sein. Sie setzte sich auf das Unterbett und zog ihre weißen Schwesternschuhe aus, ihre weißen Strumpfhosen und das Bikinihöschen. Sie hob das Laken, sagte etwas wie, sie wolle nicht, daß ihre Uniform zerknautscht würde, und setzte sich dann mit gespreizten Beinen auf mich. Sie knöpfte ihre Bluse auf, beugte sich zu mir hinunter und küßte mich voll auf die Lippen, und als ich meine Hand über ihren blanken Hintern gleiten ließ, duftete …
    Jemand berührte meine Schulter. Parfümduft. Ich wandte mich der Berührung zu und starrte direkt auf Mollys Oberschenkel. Sie neigte sich zu mir hinunter, um mich zu wecken. Verdammt, es war ein Traum gewesen. Dies hier aber war keiner. Es würde wirklich passieren. Sie legte mir die Hand auf die Schulter. Jesus, sie wollte wirklich zu mir ins Bett springen.
    Irrtum. Es ging um eine Patientin, eine von Klein-Ottos Herzpatientinnen, die nicht ruhig liegenbleiben wollte. Ich versuchte, die aufbegehrende steife Manneskraft in meiner weißen Hose zu verbergen, und taumelte in den Flur hinaus, blinzelte in die Helligkeit und folgte dem frechen, hüpfenden Hintern zum Krankenzimmer. Es krachte. Wir stürzten hinein und sahen die Frau, die zu Boden gegangen war, nackt mitten im Zimmer stehen und ihrem eigenen Spiegelbild Obszönitäten entgegenkreischen. Sie griff nach einer Infusionsflasche und warf sie mit dem Schrei: »Da! Da! Die alte Frau da!« in den Spiegel, der in tausend Stücke zerbrach. Als sie mich sah, kniete sie in den Scherben nieder, umfaßte meine Beine und bettelte:
    »Bitte, mein Herr, bitte, schicken Sie mich nicht nach Hause.«
    Es war jammervoll anzusehen. Sie roch schal. Wir versuchten, sie zu beruhigen und schnallten sie wieder ins Bett.
    Das war die erste einer ganzen Reihe von Explosionen. Als ich Klein-Otto anrief, um ihm zu sagen, daß seine Patientin unruhig sei, ging Otto in die Luft und beschuldigte mich, seine Patienten durch unangemessene Aufmerksamkeit zu beunruhigen.
    »Sie ist eine nette, freundliche Frau. Sie müssen sie aufgeregt haben. Lassen Sie sie in Ruhe.«
    Als nächstes öffnete sich die Fahrstuhltür, und wie aus einem Höllenring geschleudert rollten Motorrad-Eddie und sein BMS heraus, mit einem neuen menschlichen Wrack, das sie ans andere Ende des Ganges schoben. Ein Mann, der aussah wie ein knochiges Weichtier, aus dessen Schädel eine knubbelige, rote Beule heraustrat, saß starr wie ein Leichnam auf der Trage und sang:
    »Ruggala Ruggala Ruggala Rugg, Ruggala Ruggala Ruggala Rugg..«
    »Das ist meine vierte Aufnahme«, sagte Eddie, »das heißt, gleich bist du dran. Du solltest mal sehen, was sich da in der Notaufnahme zusammenbraut.«
    Gleich dran? Unvorstellbar. Ich ging wieder ins Bett und schlief sofort ein. Bis mein Finger vor Schmerz explodierte, als wolle er den 4 . Juli auf seine eigene Art feiern. Ich schrie so laut auf, daß Levy vom Oberbett sprang, Molly von der Station hereineilte und mir diese herrlichen Oberschenkel ins Gesicht drückte.
    »Es hat mich was gebissen!« wimmerte ich.
    »Ehrlich,

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