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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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mich mit seinem Blick fest, der vor Elektrizität summte.
    »Sind Sie Jude?« fragte er mich.
    »Ja.«
    »Bisher haben Sie es gut gemacht. Fahren Sie vorsichtig, es ist glatt vom Regen. Gute Nacht.«
    Er hatte recht, was meine geleistete Arbeit, mein Jude-Sein, den Regen und die Glätte anging. Hatte ich einen Grund, nicht fröhlich zu sein? Ich fühlte mich menschlich. Zum ersten Mal hatte ich im
House of God
sechzehn menschliche Stunden hintereinander verbracht.

11
    Pechschwarz, schweißnaß und schäumend kämpften die beiden zusammengeschirrten Pferde im Schlamm eines Kohlebergwerks und suchten festen Grund auf der Rampe, die nach draußen führte. Ich sprang hinunter in den Matsch und band sie los. Und als sie sich nach oben kämpften, spritzten Kleckse von nassem, schwarzem Modder um mich herum, und einer landete mit einem Klatsch auf meinem nackten Hals. Angewidert holte ich aus, um ihn abzuwischen …
    »Auuuu! Roy, du hast mir aufs Auge geschlagen! Ich wollte dich wachküssen.«
    Berry. Ich hatte ihr aufs Auge geschlagen. Wo waren wir? In ihrem Wagen in meiner Heimatstadt. Ich sagte:
    »Es tut mir leid. Ich wußte nicht, wo ich war.«
    »Wir sind da. Ich bin so weit wie möglich nach deiner Wegbeschreibung gefahren. Jetzt mußt du mir zeigen, wie wir zu dir nach Hause kommen. Sieh dir das an, es hat geschneit. Ist das nicht wahnsinnig? Der erste Schnee in diesem Jahr!«
    Es war wahnsinnig. Schwarze Baumarme in weißen Schnee gehüllt, alles im Grau eines feuchten Novembernebels. Thanksgiving Day. Trotz unseres drohenden BK fuhren Berry und ich gemeinsam zum Thanksgiving Day zu meinen Eltern. Sie hatte mich am Morgen vor der Tür der Notaufnahme des
House of God
abgeholt, wo ich Nachtdienst gehabt hatte, und uns in die sibirische Provinz im nördlichen New York State, meine Heimat, gefahren. Die Tundra. Eine Stadt der Huren, Bars und Kirchen, die den Höhepunkt ihrer Bevölkerungsdichte kurz vor der Amerikanischen Revolution erreicht hatte und von zwei Zementfabriken lebte, die sie jede Nacht mit Zementstaub bedeckte.
    »Dieser Ort ist so niedlich«, sagte Berry.
    »Hier Kondome zu kaufen, war nicht einfach.«
    »Warum ist dein Vater aus der Stadt hierhergezogen?«
    Ich erinnerte mich, daß mir mein Vater erzählt hatte, wie sehr er sich anstrengen mußte, um es nach dem Krieg als Zahnarzt zu etwas zu bringen. Er und meine Mutter schliefen auf dem Faltbett, das tagsüber zusammengeklappt als Wartezimmercouch diente. Und ich erinnerte mich, daß mir meine Mutter erzählt hatte, wie glücklich er nach dem ersten Tag in seiner Praxis in dieser kleinen Stadt gewesen war. Einen neuen Fünf-Dollar-Schein in der Hand, wie ein kleines Kind sein Spielzeug. Und ich dachte daran, wie gern er Golf spielte und sagte:«
    Geld, Angst und Golf.«
    »Angst?«
    »Ja. In der Stadt ein Niemand zu sein.«
    Wir waren bereits ein Stück die Hauptstraße hinuntergefahren, und ich war total verwirrt. Die Handelskammer hatte die Gebäude umgestellt und meine Jugenderinnerungen damit durcheinandergebracht. Ich wußte nicht mehr, was wohin gehörte, wo ich mein erstes Bier getrunken, meinen ersten Kuß bekommen oder meine ersten Prügel von den Italienern bezogen hatte, weil ich mit ihrer Schwester ausgegangen war, obwohl ihre Schwester mit mir ausgehen wollte. Da sah ich ein Schild in einem Fenster der ersten Etage eines alten Gebäudes. Der Schnee konnte die abblätternde Farbe nicht verdecken:
    ZAHNARZT
    Das Schild meines Vaters. Seit siebenundzwanzig Jahren hing es dort. Er hatte Arzt werden wollen, aber in den 30 er Jahren hatte ihn die Judenquote in der Medizinischen Fakultät der Stadt ausgetrickst. Er und seine Generation hatten die
Houses of Gods
gebaut, um sich abzusichern. Es war traurig, das kleine Schild zu sehen. Tränen traten mir in die Augen. Wieviel leichter war es für mich, traurig zu sein und es auch zu zeigen, wenn ich nicht bei ihnen war, bei meinem Vater, der fröhlich
Some Enchanted Evening
pfiff, dabei seine Arme hin und her schwang und versuchte, seine Träume durch mich zu erleben.
    Deshalb hatte ich keine Tränen mehr in den Augen, als ich ihnen gegenüberstand. Immer, wenn ich mit Berry bei meinen Eltern auftauchte, erwachte bei ihnen die Hoffnung, wir würden heiraten. Und das, obwohl meine Mutter den Ruf hatte, alle Beziehungen kaputtzumachen. Das eklatanteste Beispiel dafür hatte sich vor ein paar Jahren an Thanksgiving ereignet, als sie nach dem Essen zu dem Freund meiner ledigen Cousine sagte, »es

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