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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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das beste Pferd gestohlen und ist weggeritten. Und niemand hat je wieder etwas von ihm gehört oder gesehen.«
    Einige Stunden später lud Berry mich wieder vor der Tür zur Notaufnahme ab. Als ich in den Warteraum kam und Abe begrüßte, war es Mitternacht und ich dankte Gott, daß ich bei meinen Eltern etwas Schlaf bekommen hatte.
    Die Polizisten saßen in der Stationszentrale, als erwarteten sie meine mitternächtliche Ankunft, und Gilheeny platzte heraus:
    »Frohe Feiertagswünsche Ihnen, Dr. Roy, und ich hoffe, daß Sie im Schoß ihrer Familie und mit ihrer Freundin in dem hübschen roten Volvo eine schöne Zeit gehabt haben.«
    Ich war erleichtert, daß sie da waren. Ich fragte, ob sie auch ein schönes Erntedankfest gehabt hätten.
    »Rot ist eine schöne Farbe«, sagte der buschige Rotschopf. »Es gibt – nach Freud und
Resident
Cohen – eine Kontinuität in den unbewußten Prozessen, zu Hause, beim Spiel, bei der Arbeit, und die Kontinuität des Rots der Preiselbeeren beim Thanksgiving-Essen und das potentielle Rot menschlichen Blutvergießens, das wir jede Nacht auf unserer Tour sehen, besänftigt unsere Sinne.«
    »Dieser Cohen spricht mit Ihnen über das Unterbewußtsein?« fragte ich.
    »Wie Freud entdeckt hat und wie Cohen hervorhebt«, sagte Quick, »ist der Prozeß der freien Assoziation befreiend und befähigt, die Dunkelheit mit dem Verständnis des Erwachsenen zu erhellen. Sehen Sie diesen Bleiknüppel?«
    Ich sah ihn.
    »Der Schlag mit diesem Bleiknüppel auf den Ellenbogen ist ein sicheres und einwandfreies Mittel, sehr zum Erstaunen dieser Fernsehkrimi-Schreiber,« sagte Quick. »Einen Ellenbogen mit dem Unterbewußtsein eines Kindes zu brechen, verhindert Schuldgefühle.«
    »Er muß Cohen dankbar sein«, sagte Gilheeney, »weil er ihn die Technik der freien Assoziation gelehrt hat.«
    »Cohen und Freud, dem Meister der jüdischen Rasse. Und wir setzen große Hoffnungen in Sie, Roy, denn wie bei einem Rennpferd haben Sie die besten Plazierungen aufzuweisen.«
    »Sie sind ein Mann, der auf dem Papier großartig dasteht«, stichelte Gilheeny, »menschlich und doch athletisch. Im Testament von Rhodes, 1903 , heißt es, glaube ich, ›den Besten für den weltlichen Kampf‹ auszuwählen. Heißt es nicht so?«
    Wir wurden von einem Kreischen aus dem Granaten-Zimmer unterbrochen: »Geh weg geh weg geh weg …«
    Mein Herz sank mir in die Hosen. Ein Zimmer- 116 -Gomer. Da auch nur einen Anschein von Frisur in die Akte zu bringen, bevor ich sie nach oben abschob, war unmöglich.
    »›Denke nicht‹«, sagte Gilheeny, »›einer der Diebe wurde getötet; verzweifle nicht, einer der Diebe wurde gerettet.‹«
    »Natürlich Augustinus«, sagte Quick.
    »Woher, zum Teufel, kennen Sie das?« platzte ich ohne nachzudenken heraus, und dann errötete ich wegen der unausgesprochenen Unterstellung, diese beiden Polizisten seien doch nur tapsige, dumme Iren.
    »Unsere Quelle war ein bemerkenswerter Dauerbrenner von einem kleinen Juden. Ein echtes Herzl«, sagte Gilheeny und überging meine Taktlosigkeit.
    »Sein Name wird Ihnen vertraut sein, er ist in die Herzen aller und über der Tür von Zimmer 116 eingeschrieben, dem Zimmer, das nach ihm benannt wurde.
    »Granaten-Zimmer-Dubler?« fragte ich.
    »Der vollkommene
Intern.
Dubler wußte das Allerwichtigste und kannte alle trickreichen Abkürzungen, was ihn zu einem medizinischen Wirbelsturm machte. Unseres Wissens nach war Dubler ohne Frage seit zwanzig Jahren der Beste in Gottes Haus.«
    »Ich würde gern mehr über ihn wissen, aber ich muß mir den Gomer ansehen«, sagte ich und nahm meine Tasche, obwohl ich lieber mehr über diesen faszinierenden und exzentrischen Dubler gehört hätte.
    »Nicht nötig, Mann«, sagte Gilheeny und legte seine fette Hand auf die meine, »nicht nötig. Wir kennen sie alle, Ina Goober, ein Prototyp eines Gomer, und wir haben sie schon so weit frisiert, wie es irgend möglich ist. Ihr Freund Chuck ist gerade bei ihr.«
    »Sie haben sie behandelt?« fragte ich verblüfft.
    »Sie ist jenseits aller Behandlung. Sie braucht lediglich ein neues Pflegeheimbett, da ihres belegt worden ist. Sie müssen jetzt nicht nach ihr sehen, denn sie ist praktisch schon im Fahrstuhl nach oben.«
    Sie hatten recht. Chuck kam aus Zimmer 116 , stellte seine Tasche auf den Tisch und sagte:
    »He, Roy. Geht’s dir? Toller Fall, eh?«
    »Wahnsinnig. Wie war’s mit ihr?«
    »Ganz prima. Hielt mich für Jackson, den
Tern,
den sie letztes Jahr hatte.

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