House of Night 7. Verbrannt
Finsternis des Lichts, zog sich mit unirdischer Brutalität darum zusammen und fing es ein.
Kalona öffnete den Mund zu einem tonlosen Schrei.
»Was ist los? Ich verlange zu erfahren, was hier geschieht!«, rief Neferet.
Dein Gefährte ist zurückgekehrt, Tsi Sgili.
Unter Neferets Augen riss die Finsternis die gefangene Sphäre aus Licht von der Decke und trieb Kalonas Seele mit grausamem Zischen durch dessen leere Augenhöhlen in seinen Körper.
Der geflügelte Unsterbliche krümmte sich vor Schmerzen. Er presste die Hände vors Gesicht und schnappte keuchend und unregelmäßig nach Luft.
»Kalona! Mein Gefährte!« Neferet handelte automatisch, wie zu der Zeit, als sie noch eine junge Heilerin gewesen war. Sie legte ihre Hände über Kalonas, erlangte rasch und geübt den Zustand tiefer Sammlung, der vonnöten war, und sagte: »Lindere seine Qual … tröste ihn … lass seine Agonie wie die sinkende Sonne sein, die milder wird und mit einem winzigen Aufblitzen vor dem wartenden Nachthimmel hinter den Horizont entschwindet.«
Fast augenblicklich wurden die Krämpfe, die Kalona durchliefen, schwächer. Der geflügelte Unsterbliche tat einen tiefen Atemzug. Seine Hände zitterten, als er sie von seinem Gesicht nahm und fest um die ihren schloss. Dann öffnete er die Augen, und sie waren klar und scharf, von jener tiefen Honigfarbe, die edlen Whisky auszeichnet. Er war wieder voll und ganz er selbst.
»Du bist zu mir zurückgekehrt!« Einen Moment lang überkam Neferet solche Erleichterung, ihn wach und bei klarem Verstand zu sehen, dass sie fast in Tränen ausgebrochen wäre. »Du hast deine Mission erfüllt.« Sie strich die Tentakel beiseite, die sich weiter an ihn klammerten, und betrachtete sie finster wegen ihrer zähen Weigerung, von ihrem Geliebten abzufallen.
»Nimm mich von der Erde weg.« Seine Stimme war nach seinem langen Schweigen heiser, doch er sprach in sicherem Ton. »Zum Himmel. Ich muss den Himmel sehen.«
»Ja, natürlich, mein Geliebter.« Neferet winkte mit der Hand, und die Tür öffnete sich wieder. »Krieger! Mein Gefährte erwacht. Hilf ihm hinauf aufs Dach!«
Der Sohn des Erebos, über den sie vorhin so aufgebracht gewesen war, gehorchte ihrem Befehl ohne Widerrede. Neferet bemerkte, dass Kalonas plötzliche Wiedererweckung ihn zu bestürzen schien.
Neferet schenkte ihm ein beißendes, überlegenes Lächeln.
Warte nur, bis du die ganze Wahrheit kennst. Sehr bald werden du und deine Gefährten eure Befehle allein von mir entgegennehmen – oder ausgelöscht werden.
Genüsslich gab sie sich diesem Gedanken hin, während sie den beiden Männern aus den Tiefen der uralten Festung nach oben folgte, die steinerne Wendeltreppe hinauf, immer höher, bis sie schließlich auf der Dachterrasse anlangten.
Es war nicht lange nach Mitternacht. Der Mond hing schon tief über dem Horizont, gelb und schwer, doch noch nicht ganz voll.
»Hilf ihm auf die Bank und lass uns dann allein.« Neferet deutete auf die kunstvoll behauene Marmorbank dicht vor der Brüstung, von der aus man eine wahrhaft herrliche Aussicht über das glitzernde Mittelmeer vor Capri hatte. Doch Neferet war die Schönheit ihrer Umgebung gleichgültig. Mit einer herrischen Geste entließ sie den Krieger und entledigte sich zugleich jedes Gedankens an ihn, wohl wissend, dass er den Hohen Rat darüber unterrichten würde, dass die Seele ihres Gefährten in seinen Körper zurückgekehrt war.
Momentan spielte das keine Rolle. Damit konnte sie sich später beschäftigen.
Jetzt waren nur zwei Dinge von Bedeutung: Kalona war zu ihr zurückgekehrt, und Zoey Redbird war tot.
Neferet
» S prich. Erzähl mir alles klar und ausführlich. Ich möchte jedes Wort auskosten.« Neferet kniete sich vor Kalona hin und streichelte die dunklen, weichen Flügel, die lose um den Unsterblichen spielten, der auf der Bank saß, das Gesicht dem Nachthimmel zugewandt, seine gebräunte Haut vom goldenen Mondlicht überflutet. Sie versuchte ein Beben zu unterdrücken, als sie sich vorstellte, wie er sie wieder berühren würde – wie seine eisige Leidenschaft, sein gefrorenes Herz wieder ihr gehören würden.
Er erwiderte ihren Blick nicht, sondern bot sein Gesicht der Ferne dar, als wolle er in tiefen Zügen den Nachthimmel trinken. »Was soll ich dir denn erzählen?«
Seine Frage verblüffte sie. Ihre Lust verebbte, und sie hielt inne, seinen Flügel zu streicheln.
»Ich möchte, dass du mir alle Einzelheiten unseres Sieges schilderst, damit
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