House of Night 7. Verbrannt
wir uns gemeinsam über deine Erzählung freuen können.« Sie sagte es ganz langsam, weil sie dachte, sein Gehirn könnte durch die kürzliche Entfernung seiner Seele noch beeinträchtigt sein.
»
Unseres
Sieges?«
Neferets grüne Augen verengten sich. »In der Tat. Du bist mein Gefährte. Dein Sieg ist auch der Meine, so wie der Meine auch der Deine wäre.«
»Deine Gnade ist beinahe göttlich. Bist du während meiner Abwesenheit etwa zur Göttin geworden?«
Neferet musterte ihn genau. Noch immer sah er sie nicht an; seine Stimme war fast ausdruckslos. Sollte das eine Unverschämtheit sein? Sie tat seine Frage mit einem Achselzucken ab, beobachtete ihn aber weiterhin genau. »Was ist in der Anderwelt passiert? Wie ist Zoey gestorben?«
In dem Moment, als seine Bernsteinaugen sich endlich auf sie richteten, wusste sie, was er sagen würde, und in kindischer Verleugnung presste sie die Hände auf die Ohren und schüttelte verbissen den Kopf, während er die Worte sprach, die sich wie ein Schwertstreich in ihre Seele bohrten.
»Zoey Redbird ist nicht tot.«
Neferet zwang sich, die Hände von den Ohren zu nehmen. Sie stand auf, brachte einige Schritte Abstand zwischen sich und Kalona und starrte auf den flüssigen Saphir der nächtlichen See hinaus, ohne wirklich etwas zu sehen. Mit langsamen, bedächtigen Atemzügen bemühte sie sich, ihr brodelndes Temperament unter Kontrolle zu bekommen. Als sie sicher war, dass sie wieder sprechen konnte, ohne ihren Zorn in den Himmel hinauszuschreien, sagte sie: »Warum? Warum hast du deine Mission nicht erfüllt?«
»Es war deine Mission, Neferet. Niemals die meine. Du hast mich gezwungen, in ein Reich zurückzukehren, aus dem ich verbannt worden war. Was geschehen ist, war vorhersehbar: Zoeys Freunde sind ihr zur Seite gesprungen. Mit ihrer Hilfe konnte sie ihre zerschmetterte Seele heilen und ihre Persönlichkeit wiederfinden.«
»Warum hast du es nicht verhindert?« Sie sagte es eisig, ohne ihm den geringsten Blick zu schenken.
»Nyx.«
Der Name kam über seine Lippen wie ein Gebet – weich, tief, ehrfurchtsvoll. Ein Speer der Eifersucht durchbohrte sie.
»Was war mit ihr?«, zischte sie.
»Sie hat eingegriffen.«
Neferet wirbelte herum. Fassungslosigkeit, gemischt mit Furcht, raubte ihr den Atem. »Was? Du willst mich glauben machen, dass Nyx sich wahrhaftig in die freie Wahl der Sterblichen eingemischt hat?«
»Nein.« Kalona klang sehr müde. »Sie hat sich nicht eingemischt; sie hat eingegriffen, und das erst, als Zoey sich bereits selbst geheilt hatte. Nyx hat sie dafür gelobt. Unter anderem war es dieses Lob, das zur Rettung Zoeys und ihres Kriegers führte.«
»Zoey lebt«, sagte Neferet flach, kalt, leblos.
»Ja.«
»Dann schuldest du mir den Gehorsam deiner unsterblichen Seele.« Sie wandte sich ab und ging auf den Eingang des Treppenhauses zu.
»Wohin gehst du? Was geschieht jetzt?«
Angewidert von der unüberhörbaren Schwäche in seiner Stimme drehte Neferet sich um. Sie richtete sich hoch auf und breitete die Arme aus, so dass die klebrigen Fäden ungehindert ihre Haut liebkosen konnten.
»Was jetzt geschehen wird? Ganz einfach. Ich werde dafür sorgen, dass Zoey nach Oklahoma zurückkehrt. Und dann werde ich aus eigener Kraft vollbringen, worin du versagt hast.«
»Und was wird aus mir?«, fragte der Unsterbliche ihren Rücken, als sie sich bereits wieder abgewandt hatte.
Wieder hielt sie inne und warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Auch du wirst nach Tulsa zurückkehren, doch wir werden nicht zusammen dorthin reisen. Erinnerst du dich nicht, mein Geliebter, dass du ein Mörder bist? Du bist für den Tod von Heath Luck verantwortlich.«
»Wir«
, berichtigte er.
Sie lächelte samtig. »Nicht nach Auffassung des Hohen Rates.« Sie sah ihm in die Augen. »Folgendes wird geschehen. Du musst so schnell wie möglich deine Kraft zurückerlangen. Morgen bei Sonnenuntergang werde ich dem Hohen Rat berichten, dass deine Seele in deinen Körper zurückgekehrt ist und du mir gestanden hast, den Menschenjungen getötet zu haben, weil du glaubtest, sein Hass auf mich könnte mir gefährlich werden. Ich werde ihnen erklären, dass ich bei deiner Bestrafung Gnade walten ließ, weil du glaubtest, mich zu beschützen – dass ich dich nur mit hundert Schlägen auspeitschen und für hundert Jahre von meiner Seite verbannen ließ.«
Kalona setzte sich mit Mühe auf. Erfreut sah Neferet in seinen Bernsteinaugen Zorn aufblitzen. »Du willst ein
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