House of Night 7. Verbrannt
Sicherheitskabuff, in das ich diesen vertrottelten Wachmann geschickt hab, und das heißt, ich muss ihm nochmal sein kleines Spatzenhirn verdrehen.«
»Du konntest spüren, dass sein Gehirn klein war?«
»Na ja, hast du die Hosen gesehen, die er anhat? Niemand unter achtzig mit halbwegs Grütze im Kopf trägt solche Opa-Hosen mit bis über den Bauch hochgezogenem Bund. Also –
Spatzenhirn
.«
Zu ihrer beider Überraschung fing Rephaim an zu lachen.
Ich mag sein Lachen.
Und bevor ihr eigenes Hirn ihrem Mund einschärfen konnte, still zu sein, lächelte sie und sagte: »Du solltest mehr lachen. Das klingt schön.«
Rephaim gab keine Antwort, und sie konnte den seltsamen Blick, den er ihr zuwarf, nicht entziffern. Etwas unbehaglich hüpfte sie von ihrem Stuhl. »Also, ich such dann mal das Erste-Hilfe-Zeug, stell deinen Flügel so ruhig, wie’s geht, pack dir ’n paar Sachen zum Essen zusammen, und dann hau ich ab und führ meine Ferngespräche. Wart hier, ich bin gleich wieder da.«
»Ich würde lieber mit dir kommen.« Vorsichtig, den Arm an die Seite gepresst, stand er auf.
»Wär aber wahrscheinlich leichter für dich, wenn du hierbliebst.«
»Ja, aber ich würde lieber bei dir sein«, sagte er ruhig.
Bei diesen Worten durchzuckte Stevie Rae eine seltsame Regung, aber sie zuckte unverbindlich mit den Schultern. »’kay, mach, was du willst. Aber jammer nich, wenn das Rumlaufen weh tut.«
»Ich jammere
nicht
!« Der Blick, den er ihr schenkte, war so voll männlichem Stolz, dass nun sie mit dem Lachen an der Reihe war, während sie Seite an Seite die Küche verließen.
Stevie Rae
Auf der Heimfahrt hätte Stevie Rae eigentlich über Zoey nachdenken und sich den nächsten Schritt ihres Schlachtplans überlegen sollen. Aber der war easy: Sie würde Aphrodite anrufen. Egal was für Tragödien in der Welt vor sich gingen, Aphrodite würde ihre spitze kleine Nase mittendrin haben, vor allem, weil es ja um Z ging.
Also hatte Stevie Rae unendlich viel Raum in ihrem Hirn, um über Rephaim nachzudenken.
Diesen verflixten Flügel wieder zu richten, war grausig gewesen. Sie spürte immer noch in der ganzen rechten Schulter und den Rücken hinunter die Phantomschmerzen. Selbst nachdem sie die Lidocainsalbe gefunden und ihm damit den gesamten Flügel und den gebrochenen Arm betäubt hatte, konnte sie noch den dumpfen, brütenden Schmerz des Zertrümmert-Seins spüren. Rephaim hatte während der ganzen Prozedur kein Wort gesagt. Er hatte den Kopf weggedreht, nur als sie nach dem Flügel griff, hatte er gefragt: »Kannst du, während du ihn bandagierst, wieder dein Rede-Ding machen?«
»
Rede-Ding?
Was genau soll das sein?«
Er hatte über die Schulter einen Blick auf sie geworfen, und sie hätte schwören können, dass in seinen Augen ein Lächeln lag. »Du redest. Sehr viel. Also tu’s. Es wird mir auf die Nerven fallen und mich von dem Schmerz ablenken.«
Sie hatte geschnaubt, aber es brachte sie zum Grinsen. Und dann hatte sie geredet, die ganze Zeit, während sie den übel zugerichteten Flügel gesäubert, verbunden und wieder fixiert hatte. Tatsächlich hatte sie sinnlose Wortschwälle über alles und nichts von sich gegeben, während sie gemeinsam mit ihm der Flut des Schmerzes getrotzt hatte. Als sie endlich fertig war, war er ihr langsam und wortlos zurück in die verlassene Villa gefolgt, und sie hatte versucht, den Wandschrank mit Hilfe der Decken, die sie aus dem Personal-Aufenthaltsraum des Museums geklaut hatte, gemütlicher herzurichten.
Er nahm ihr die letzte Decke ab und brach mehr oder weniger in seinem neuen Nest zusammen. »Mach dir keine weiteren Gedanken. Du musst gehen.«
»Schau, ich hab dir das Essen hier hingestellt. Das sind nur Sachen, die nicht verderben können. Und denk dran, trink viel Wasser und Saft. Viel trinken ist wichtig, wenn man krank ist.« Plötzlich hatte sie kein gutes Gefühl dabei, ihn so kraftlos und matt zurückzulassen.
»Ja, werde ich. Geh nun.«
»Gut. Okay. Also, dann. Aber ich komm morgen wieder.«
Er hatte müde genickt.
»Dann bis morgen. Tschüs. Ich geh jetzt.«
Aber als sie sich umdrehte, sagte er: »Du solltest mit deiner Mutter sprechen.«
Sie stoppte so hart, als wäre sie einem Traktor vor den Kühlergrill gerannt. »Was? Was geht dich meine Mama an?!«
Er blinzelte ein paarmal, als hätte sie ihn verwirrt, und sagte schließlich: »Während du meinen Flügel verbunden hast, hast du von ihr gesprochen. Weißt du nicht mehr?«
»Nee. Doch.
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