House of Night 7. Verbrannt
Werkzeug in der Anderwelt zu sein.«
»Aber du hast doch gesagt, Kalona wär von Nyx rausgeschmissen worden. Wie kann er da zurückkehren?«
»Sein
Körper
wurde verbannt.«
»Und sein Körper ist noch hier! Nur sein Geist ist wieder dort«, schloss Stevie Rae für ihn.
»Ja! Neferet hat ihn gezwungen zurückzukehren. Ich kenne meinen Vater gut. Er würde sich niemals von selbst in Nyx’ Reich zurückstehlen. Dazu ist sein Stolz zu groß. Er würde nur zurückkehren, wenn die Göttin selbst ihn darum bäte.«
»Woher weißt du das so genau? Vielleicht ist er ja hinter Zoey her, weil er endlich kapiert hat, dass er sie nie kriegen wird, und ist so gestört drauf, dass er sie lieber tot als mit ’nem anderen sehen will. Würde er da nich ’n Auge zudrücken, was ’n bisschen Schleicherei angeht?«
Rephaim schüttelte den Kopf. »Vater wird niemals den Glauben verlieren, dass Zoey am Ende doch ihn wählen wird. So war es mit A-ya, und ein Teil jenes Mädchens lebt in Zoey weiter.« Er verstummte, aber bevor Stevie Rae die nächste Frage stellen konnte, fügte er hinzu: »Doch ich weiß, wie wir in dieser Frage ganz sichergehen können. Wenn Neferet ihn benutzt, hat sie ihn mit Hilfe der Finsternis gebunden.«
»Finsternis? Du meinst Dunkelheit, das Gegenteil von Licht?«
»Auf gewisse Weise ja. Aber die Finsternis, von der ich spreche, besitzt ein Bewusstsein. Sie ist eine Abart des reinen Bösen und schwer zu definieren, da sie sich in steter Bewegung, steter Entwicklung befindet. Finde jemanden, der die Bewohner der Geistsphäre wahrnehmen kann. Diese Person sollte in der Lage sein, die Fesseln zu sehen, mit denen die Tsi Sgili meinen Vater gebunden hat, falls solche vorhanden sind.«
»Kannst
du
die Geistwelt sehen?«
Unverwandt begegnete er ihrem Blick. »Ja. Willst du, dass ich mich eurem Vampyrrat ausliefere?«
Stevie Rae kaute auf der Unterlippe. Wollte sie das? Das hieße, Rephaims Leben gegen das von Zoey einzutauschen, und vielleicht sogar ihr eigenes, denn sie würde mit ihm hingehen müssen, und diesen megamächtigen Vampyren würde nie im Leben entgehen, dass sie beide eine Prägung hatten. Oh, keine Frage, klar würde sie für Zoey sterben, wenn es sein müsste. Aber es wäre schöner, wenn es nicht sein müsste. Außerdem hätte Zoey was dagegen, wenn sie sterben würde. Na ja, sie hätte vermutlich auch was dagegen, dass Stevie Rae einen Rabenspötter rettete und dann auch noch eine Prägung mit ihm einginge. Nyx nochmal, so was fände
niemand
gut. Sie selber auch nicht. Okay, wenigstens meistens nicht.
»Stevie Rae?«
Sie wurde aus ihrem inneren Widerstreit gerissen und sah, wie Rephaim sie anstarrte. »Willst du, dass ich mich eurem Vampyrrat ausliefere?«, wiederholte er ernst.
»Nur als allerletzten Ausweg. Und wenn du gehst, geh ich mit. Aber Mann, der Hohe Rat würde dir wahrscheinlich sowieso kein Wort glauben. Und die Sache ist, wir brauchen ja nur jemanden, der sich gut genug mit der Geisterwelt auskennt, dass er diese Finsternis spüren kann, oder?«
»Ja.«
»Okay, beim Hohen Rat gibt’s ’nen ganzen Haufen mächtiger Vampyre. Einer davon muss das doch können.«
Er legte den Kopf schief. »Es wäre für einen Vampyr ungewöhnlich, die dunklen Kräfte spüren zu können, derer sich die Tsi Sgili bedient. Das ist einer der Gründe dafür, warum Neferet ihre Täuschung so lange aufrechterhalten konnte. Verborgene Finsternis wahrhaft erkennen zu können ist eine Fähigkeit für sich. Um dieses feine Böse zu spüren, muss man für gewöhnlich damit vertraut sein.«
»Na ja, eigentlich sollen die Leute im Hohen Rat ganz toll sein. Einer davon kann’s bestimmt.« Sie tat selbstsicherer, als sie sich fühlte. Jeder wusste, dass die Vampyre des Hohen Rats danach ausgesucht wurden, wie ehrenhaft und integer und überhaupt nett und anständig sie waren, und das passte nicht so gut damit zusammen, wie vertraut sie mit der Finsternis waren. Sie räusperte sich. »Okay, ich muss dann wohl zurück zum House of Night und in Venedig anrufen«, sagte sie fest. Dann betrachtete sie seinen Arm und dahinter den schlaffen Flügel mit den blutbefleckten Verbänden drumherum. »Du hast ganz schön Schmerzen, hm?«
Er nickte knapp.
»Okay, also, bist du fertig mit Essen?«
Er nickte wieder.
Sie schluckte schwer in der Erinnerung an die geteilte Qual, als sie den Flügel das letzte Mal fixiert hatte. »Ich geh mal die Erste-Hilfe-Ausrüstung suchen. Leider ist die wahrscheinlich in dem
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