House of Night 7. Verbrannt
Ganze einfach im Lauf der Zeit selber ausdenken.« Sie drehte sich zur anderen Tischhälfte um und fügte hinzu: »Hi, Professor P, Garmy und Vento. Lange nich gesehen.«
Die drei Lehrer murmelten hallo, und sie ignorierte die Tatsache, dass sie auf ihre roten Tattoos starrten, als wären sie ein misslungenes Experiment auf dem Landjugend-Jahrmarkt.
»Okay. Dallas hat mir erzählt, Neferet hätte Kalonas Körper dem Hohen Rat vor die Füße geworfen, und dass es so aussieht, als wär seine Seele auch zerborsten.«
»Ja, nur sind manche von uns nicht bereit, das zu glauben«, sagte Prof P und warf Lenobia einen finsteren Blick zu.
»Kalona ist nicht Erebos!«, explodierte Lenobia praktisch. »Genau wie wir alle wissen, dass Neferet
nicht
die irdische Inkarnation von Nyx ist! Dieses ganze Thema ist lächerlich.«
»Nach den Berichten des Rates hat Prophetin Aphrodite verkündet, dass die Seele des geflügelten Unsterblichen zerbrochen ist, genau wie die von Zoey«, sagte Proffy Garmy.
»Halt.« Stevie Rae hielt die Hand hoch, um die Tirade zu stoppen, die Garmy anscheinend weiter loslassen wollte. »Haben Sie da gerade
Prophetin
und
Aphrodite
in einem Atemzug gesagt?«
»So wird sie vom Hohen Rat bezeichnet«, erklärte Erik trocken. »Auch wenn die meisten hier sich dem nicht anschließen würden.«
Stevie Rae hob die Augenbrauen. »Echt nich? Zoey schon. Und du auch – du hast es vielleicht nich so formuliert, aber du hast ihren Visionen geglaubt. Und als ich die Prägung mit ihr hatte – nich dass ich damit glücklich gewesen wär oder so –, hab ich definitiv gemerkt, dass sie von Nyx berührt ist und Sachen erkennt. Ganz schön viele Sachen übrigens.« Sie sah Proffy Garmy an. »Aphrodite kann was über Kalonas Geist spüren?«
»Das behauptet jedenfalls der Hohe Rat.«
Stevie Rae stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Das ist das Beste, was ich seit Tagen gehört hab.« Sie sah auf die Uhr und zählte in Gedanken sieben Stunden weiter. Hier war es jetzt halb elf, was bedeutete, dass es in Venedig fast Morgen war. »Ich brauch ’n Telefon. Ich muss Aphrodite anrufen. Mist! Ich hab mein Handy in meinem Zimmer gelassen.« Sie wollte aufstehen.
»Was hast du vor, Stevie Rae?«, fragte Dragon. Der Rest der Versammlung starrte sie an.
Sie hielt eine Sekunde lang inne und warf einen Blick zurück auf die angespannten, finsteren Vampyre. »Vielleicht sag ich Ihnen besser, was ich
nich
tue. Ich werd nich herumsitzen und darüber streiten, wer Kalona nun ist und wer Neferet ist, während Zoey Hilfe braucht. Ich geb Z nich auf, und ich lass mich ganz bestimmt nich in irgendeinen bescheuerten Lehrerzoff verwickeln.« Sie sah die entgeisterte Kramisha an. »Glaubst du, dass ich eure Hohepriesterin bin?«
»Jep«, sagte sie ohne Zögern.
»Gut. Dann komm mit. Hier verplemperst du nur deine Zeit. Dallas?«
»Ganz klar. Ich komm mit dir, wie immer.«
Stevie Rae sah jeden Vampyr der Reihe nach an. »So und jetzt reißen Sie sich mal zusammen. Als einzige Hohepriesterin, die’s an dieser verflixten Schule noch gibt, will ich Ihnen mal was sagen: Zoey ist nich tot. Wissen Sie, ich hab das Spiel schon mal mitgemacht. Ich weiß, was tot ist. Mir kann keiner was erzählen.« Und damit drehte Stevie Rae allen den Rücken zu und machte sich mit ihren Jungvampyren davon.
Aphrodite
A phrodite weigerte sich strikt, dass Darius sie aus dem Ratssaal tragen wollte. Sie konnte Zoey nicht allein in dem Hexenkessel liegen lassen, in dem Neferet rührte, nur mit einem ziemlich kopflosen Krieger und einer semi-hysterischen Streberclique zwischen ihr und dem totalen Chaos.
»Ja, ich denke, es ist wichtig, Erebos’ Körper unter ständiger Beobachtung zu halten, während sein Geist nicht darin weilt. Vielleicht ist dies nur ein vorübergehender Zustand, in den er aufgrund von Zoeys Angriff gefallen ist«, sagte Neferet gerade.
»Zoeys Angriff? Auf
ihn
?« Stark, hohlwangig und mit rotgeränderten Augen, sah aus wie kurz vorm Explodieren.
»Geh zu Stark und versuch, ihn dazu zu bringen, dass er sich mäßigt«, flüsterte Aphrodite ihrem Krieger zu. Als dieser zögerte, fügte sie hinzu: »Mir geht’s gut. Ich bleib einfach hier sitzen und sperre die Ohren auf – ungefähr so wie auf einer misslungenen Cocktailparty von meiner Mom.«
Darius nickte, schlängelte sich rasch zu Stark durch und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. Aphrodite hielt es für ein gutes Zeichen, dass Stark ihn nicht abschüttelte,
Weitere Kostenlose Bücher