Hover Car Racer 01 - Auf Crashkurs
zuckte die Schultern. »Negativ. Nur dass du wie wir alle die Rennschule besuchst. Ich bin Jason Chaser, aus Halls Creek, WA.«
»Ariel Piper. Aus Mobile, Alabama.«
»Warum hast du das mit den Läusen gesagt? Bist du vielleicht krank? Sitzt du deshalb allein am Tisch?«
Ein neugieriges Lächeln legte sich auf ihr hübsches Gesicht.
»Gibt es in Halls Creek auch Mädchen, die Rennen fahren, Jason?«
»Klar, 'ne ganze Menge sogar. Ein paar von ihnen sind richtig fies - ich meine, sie machen einem ganz schön zu schaffen.«
»Na schön. Hast du schon mal eine weibliche Profirennfahrerin gesehen?«
Jason stutzte.
»Nein«, sagte er bedächtig. »Nein, hab ich nicht.«
»Das kommt daher«, fuhr Ariel fort, »dass die Rennschulen bis jetzt keine Mädchen aufgenommen haben, und da die Rennschulen die Haupteintrittskarte zum Rennzirkus sind, gibt es auch keine Rennfahrerinnen. Die Menschen sind schon seltsam. Da gibt es diesen ganzen Fortschritt, all die technologischen Neuerungen, gleiche Rechte und Chancengleichheit für alle, aber manche Vorurteile lassen sich anscheinend nicht ausrotten. In der Welt des Sports werden Männer und Frauen immer noch mit zweierlei Maß gemessen.«
»Aber es ist gar nicht so leicht, aufgenommen zu werden«, meinte Jason. »Entweder man wird eingeladen, oder man gewinnt eine Regionalmeisterschaft und bekommt automatisch einen Platz.«
»Stimmt genau«, sagte Ariel. »Und ich habe die Südostamerikanische Regionalmeisterschaft gewonnen. Anschließend hab ich mich bei der Internationalen Rennschule beworben. Aber die Schule hat mich abgelehnt. Man wollte mich nicht, weil ich ein Mädchen bin.«
»Aber das ist doch Blödsinn«, sagte Jason. »Wenn man einen Hovercar lenken kann, sollte das Geschlecht eigentlich egal sein.«
»Zum Glück hat das australische oberste Zivilgericht mir recht gegeben und die Schule gezwungen, mich aufzunehmen«, sagte Ariel. »Es war ein schwerer Kampf, aber hier bin ich.«
Plötzlich machte es bei Jason klick, und er begriff, weshalb Ariel Piper bei der Eröffnungsfeier im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der vielen Fotografen und Journalisten gestanden hatte.
Außerdem war ihm auf einmal klar, warum sie allein und geächtet in der Ecke saß. Und er hatte geglaubt, er selbst wäre aufgrund seines Alters ein Außenseiter.
»Und jetzt bin ich hier«, sagte Ariel, »und frage mich, ob es die ganze Anstrengung wert war. Mein Mentor hat mich schon am ersten Tag doppelt so hart rangenommen wie die männlichen Schüler. Die Mechanikerinnen reden immerhin mit mir, wagen es aber nicht, mit mir zu essen. Die anderen Fahrer kann man komplett abhaken. Nicht zu vergessen die schiefen Blicke auf den Gängen und in der Boxengasse und die Aufmerksamkeit der Medien. Mann, nicht mal der Direktor will mich hier haben ... «
Sie schaute weg, und Jason bemerkte, dass ihr die Tränen kamen.
»Hey«, sagte er in entschiedenem Ton. Er stellte sich vor, was seine Mum in dieser Lage gesagt hätte. »Nicht weinen. Den Triumph darfst du ihnen nicht gönnen. Denn dann haben sie gewonnen.«
Das saß.
Ariel hob den Kopf und schniefte einmal.
Jason fuhr fort: »Ariel, ich kenne dich nicht, aber eines weiß ich. Du bist hier. Du bist Schülerin der Rennschule. Und hier zählt nur eines: Rennen fahren. Wenn du auf dem Rennkurs bestehst, werden sich die Leute schon einkriegen.«
Sie wandte ihm das Gesicht zu. »Weißt du, für einen Vierzehnjährigen bist du ganz schön schlau.«
»Ich hab vielleicht 'ne lange Leitung«, meinte er, »aber auf der Rennstrecke mach ich das wieder wett. Wenn du magst, war ich hier gern dein Freund, Ariel.«
»Das war mir sehr recht, Jason. Danke.«
Und dann fingen sie an zu essen.
Rennschule, Tasmanien
1. Rennen, Kurs 1
Renntag.
Die Luft war erfüllt vom Lärm der Hovercars.
Schemenhafte Geschosse mit Fahrern und Navigatoren an Bord rasten durch die Boxengasse. Die großen Hovertribünen waren mit jubelnden Zuschauern besetzt, die die Volksfestatmosphäre des Eröffnungsrennens der Rennschulsaison genossen.
Das erste Rennen war vom ersten Augenblick an hochspannend gewesen.
Bei einem Unfall in der ersten Kurve waren zwei Wagen mit 500 km/h in die Uferböschung des Derwent River gekracht. Sie hatten sich touchiert und dann mit erschreckender Geschwindigkeit überschlagen, wobei Trümmerteile der Fahrzeugrümpfe in den Fluss flogen, und waren schließlich unsanft zum Stehen gekommen. Die Fahrer (und die Navigatoren) hatten den Crash
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