H.Schumacher - Die zwölf Gesetze der Macht
Kanzleramt zurechtsetzen. Nach der Trennung von ihrem ersten Ehemann Ulrich gefunden zu haben schien. Er machte dem politischen Gegner Merke! zog sie aus der gemeinsamen Einraumwohnung in der vor, wie eine moderne Volkspartei funktionieren konnte. Der Berliner Marienstraße zunächst zu Freunden. Bald fanden Kanzler folgte dem von Bill Clinton und Tony Blair erfolg
Kollegen eine Wohnung für sie, eine heruntergekommene versprechend praktizierten Catch-All-Ansatz: einfach alle Bude im Prenzlauer Berg, die leer stand und offenbar durch Themen selbst besetzen, vor allem die konservativen. Er podas Erfassungssystem der staatlichen Wohnraumzuteilung sitionierte die Regierung so breitschultrig in der gesellschaftgefallen war. Merke! brach die Wohnung auf, setzte ein neues lichen Mitte, dass die CDU weder wirtschafts-, sozial- noch Schloss ein, renovierte ein wenig und überwies künftig die gesellschaftspolitisch ein eigenes modernes Profil entwickeln Miete an die Wohnungsverwaltung. Als ein paar Jahre später konnte. Schröder, weniger die SPD, schien die Gefühlswelt auf Grund von Sanierungsarbeiten alle Mieter eine neue der bürgerlichen Mitte für sich vereinnahmt zu haben. Zur Wohnung zugewiesen bekamen, war sie dabei und im Nach-5 8
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hinein legalisiert. Angela Merkel hatte sich als höfliche Gue
Koch und Stoiber verrät jede seiner Gesten von Anfang an, rilla bewährt und erfolgreich eine » Instandbesetzung« vollwas er von der Vorsitzenden hält: gar nichts. Der Anwalt aus zogen. Der Trick dabei: Sie hielt sich weitgehend an die Kondem Sauerland, a ngetrieben von einer prestigebewussten ventionen. Sie tat niemandem weh. Der Einsatz schien Gattin, ist wild entschlossen, aus der machtvollen Position bescheiden, der Erfolg aber war maximal.
des Unions-Fraktionschefs heraus jede Schwäche Merkeis Genauso übernahm sie auch die CDU. Die unauffällige aufzudecken. Er wittert seine Chance als Platzhirsch in Ber
Aneignung der Partei erfolgt mit der von Merket seit jeher lin. Alle seine Konkurrenten sind in den Ländern damit bebevorzugten Strategie der kleinen Schritte. Wichtig dabei: schäftigt, Ministerpräsident zu werden oder zu bleiben. Berimmer in eine Richtung marschieren, immer auf das große lin ist seine Bühne. Alles was stört, ist diese Frau.
Ziel hin, die unumstrittene Macht in der Partei zu erringen.
Was Merz persönlich Freude bereiten mochte, wirkt sich Im Zweifel das Tempo drosseln. Sicherheit und Unauffälligfür die Partei bald verheerend aus. Ohne strategisches Zentkeit gehen vor Risiko. Drei Teilziele sind zu verwirklichen.
rum und mit ihren widerstrebenden Interessen ist die CDU
Erstens: Die Partei darf nach dem Spenden-Desaster nicht in bei zentralen Entscheidungen, wie etwa über die Steuerre
Lager zerfallen. Zweitens: Die eigene Machtposition muss geform im Bundesrat, der Macht der Regierung nicht gewachfestigt und ausgebaut werden. Die Übernahme des Fraksen. Partei- und Fraktionsführung stehen sich unversöhnlich tionsvorsitzes ist dabei unerlässlich. Drittens: Konkurrenten gegenüber. Die CDU blockiert sich selbst. Die konservative erledigen, vor allem Merz, Stoiber, Koch - in dieser Reihen
Welt kommentiert in ungewohnter Härte: » Angela Merkel folge.
und Friedrich Merz sind in den getrennten Rollen Antipoden, Das Geduldspiel beginnt. Partei und Republik wollen wiszudem relativ unerfahren und erst in der schweren Krise der sen, wer diese Frau Merket eigentlich ist, was sie kann, und Partei infolge offenkundiger Personalnot gewählt worden.
was sie will. Bei ihrem ersten Rivalen sind all diese Fragen Hätten sie jeweils den Partner zu bestimmen gehabt, wäre das schon beantwortet. Er verfügt über ein klares ökonomisch
Gespann nicht zustande gekommen. Die Trennung hat sich, konservatives Profil. Der juvenile Fraktionsvorsitzende Friedwie viele Beispiele zeigen, nicht bewährt, sie ist ein Systemrich Merz, allseits geschätzter Steuerexperte, ist eine der wefehler. Wenn die Partei ein zweites operatives Zentrum eröffnigen verbliebenen Kompetenzfiguren der CDU. Nach dem net, entsteht an der Front Kompetenzwirrwarr. Die Union durch die Spendenaffäre beschleunigten Personalwechsel biemuss sich entscheiden. Entweder übernimmt die Vorsitzende tet die Partei nur wenige große Themen und deren Personifiauch die Fraktion, oder der Fraktionschef die Partei. Ein zierung. Nahezu erschöpft ist der Vorrat an populären Lotsen, Drittes scheint ausgeschlossen.« Damit ist prophezeit,
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