H.Schumacher - Die zwölf Gesetze der Macht
die Aussicht lange dauern. Sie hat einfach Glück gehabt, weil das, was auf Erfolg und damit auf Prestige und Fortkommen bietet, immer gegen sie sprach - Frau, Ost, evangelisch, nicht in der kann sich halbwegs loyaler Mitstreiter gewiss sein. Wer da
Partei verwurzelt - ihr nur in diesem einen, historisch lächergegen als Not- oder Zwischenlösung gilt, sieht sich einem lich kurzen Moment zugute kam, auf dem Höhepunkt der Rudel Hyänen gegenüber: Immer schnappt mindestens eine.
vom Patriarchen Kohl angerichteten Spendenaffäre. Sie war Wirklich gefährlich wird es, wenn alle gleichzeitig angreifen.
nicht verwickelt gewesen, sie stand nicht einmal im Ruch, Eine konsequente Verteidigungshaltung würde die nächsten etwas gewusst zu haben. Sie war ja nie dabei gewesen, wenn Monate über ihre einzige Chance sein.
die Herren unter sich mal offen über schwarze Konten ge
Am 1 0. April 2000 wird Angela Merkel mit fast 96 Prosprochen hatten. So lieferte sie in diesen wenigen Wochen zent der Stimmen gewählt. Als symbolische Figuren für einen exakt jene Werte, nach denen sich eine verstörte Partei so sehr Neuanfang hat sie den ruhigen und beliebten Münsteraner sehnte: Sauberkeit, Lauterkeit, Anständigkeit und damit das Ruprecht Polenz zum Generalsekretär und Ulrich Cartellieri, Ende einer Debatte, die die Christenpartei in ihrem Selbsteinen als korrekt und diskret bekannten Vorständler der verständnis als Marktführer fürs Moralische so sehr erschüt
Deutschen Bank, zum neuen Schatzmeister wählen lassen.
tert hatte.
Beide sollen ihre Machtbasis sichern. Doch in Vorstand und Kein anderer Kandidat konnte das Gute derart überzeu
Präsidium, den beiden zentralen Führungsgremien, fehlen ihr gend vorweisen wie Angela Merkel: Kohls Leute waren sämt
Verbündete.
lich kontaminiert, zumindest vom Verdacht. Kronprinz Koch Die strategischen Ziele der neuen Vorsitzenden sind so einkämpfte in Hessen mit seinen eigenen, nicht weniger unapfach formuliert wie schwer umzusetzen: Die Partei verlangt petitlichen Spendengeschichten. Schäuble hatte es schon ernach Führung, Orientierung und Selbstbewusstsein. Eine inwischt. Wer wollte in diesen Tagen prophezeien, was da noch haltliche und personelle Modernisierung steht an. Vor allem alles in Zürich, Vaduz und anderswo schlummerte, und wer aber braucht die Vorsitzende Wahlsiege. Denn am Ende ist es damit zu tun hatte? Die Jungen wie Wulff oder Günther Oet
Erfolg, der das heterogene Gefüge einer Volkspartei eint und tinger, beide noch keine Ministerpräsidenten, wagten sich 54
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nicht aus der Deckung. Der Kohl- Feind Kurt Biedenkopf war einen geradezu irrwitzigen Plan zu schmieden: die Übernahme zu alt; zudem hätte er die Partei auch gespalten in Aufklärer der CDU. Wer sich zutraut, die Adenauer- und Kohl-Partei zu und die nach wie vor große Zahl von Kohl-Anhängern.
führen, muss sich auch alles andere zutrauen. Bereits Mitte In der schwierigsten Phase der CDU-Geschichte drängte es Februar 2000 soll erstmals das Wort »Bundeskanzlerin<< im keinen, der noch eine Zukunft vor sich glaubte, an die Spitze.
Kreise der Verschwörerinnen gefallen sein.
Warum auch? Phasen wie diese zeichnen sich durch gewalti
Entsprechend penibel verlaufen die Vorbereitungen zur gen Personalverschleiß aus. Die Partei, nach 1 6 Jahren des Wahl in Essen. Nach dem Rücktritt Schäubles und wenige Regierens erschöpft, nach dem Abschied des Patriarchen Wochen vor dem Parteitag ist sie als Generalsekretärin bereits Kohl orientierungslos, durch den Sturz Schäubles erschüttert, auf einer Reihe von Regionalkonferenzen aufgetreten, die wegen der Millionen an Strafgeldern auf Jahre finanziell zer
Schäuble noch einberufen hatte. Es war ihre Idee. Der Vorrüttet und obendrein gedemütigt, würde noch eine Weile sitzende hatte sie gutgeheißen.
nach Schuldigen suchen. Dabei würde sie auch Führungsper
Die Regionalkonferenz ist ein interessantes Instrument, sonal hinrichten. Als Opfer für eine blutdürstige Partei kam das weit mehr verspricht, als es hält: Mit derlei Akklamadie Frau aus dem Osten gerade recht. Gern ließen die Herren tionsveranstaltungen reagiert eine Partei auf die Mediendeihr diesmal den Vortritt.
mokratie, in der Mehrheiten vor allem über die öffentliche Die Stimmungslage in der CDU zu Beginn des Jahres 2000
Darstellung zu organisieren sind. Die Medien, insbesondere ist von Müdigkeit, Durcheinander, Nostalgie, Verunsichedie Kameras, übernehmen die
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