H.Schumacher - Die zwölf Gesetze der Macht
waren: Junge, Frauen, Stadtbewohner und Norddeutsche.
Erstarken der Rivalen Wulff und Koch bis 2006. Während in Der konservative Katholik Stoiber dagegen verkörpert Union der Öffentlichkeit ab Mitte der neunziger Jahre Wolfgang pur und hat zudem den Vorteil, ein funktionierendes Bundes
Schäuble als natürlicher Nachfolger Helmut Kohls betrachtet land als wirtschaftspolitischen Leistungsnachweis präsentiewurde, hatte sich hinter den Kulissen ein belastbares Groß-
ren zu können. Sein Nachteil: Als Bayer wird er vornehmlich 72
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als zeternde Regionalgröße wahrgenommen. Er hat sich zu werbungsrede, auch, um die Stimmung in der großen Schwesoft gegen die Bundespolitik profiliert, ein gesamtdeutsches terpartei auszuloten. Beide Beiträge werden mit ähnlich viel Interesse misst man ihm nicht zu.
Applaus bedacht, was die Bayern als Erfolg werten.
Unbeirrt läuft die mediale Maschinerie der CSU weiter.
Wenige Tage zuvor hatte sich der Andenpakt für Stoiber Offenbar hat sich die Bayern-Partei auf ein konzertiertes Vorausgesprochen. Der Andenpakt ist ein Geheimbündnis fühgehen geeinigt und stellt einmal mehr ihre Geschlossenheit render CDU-Politiker, dem Koch und Wulff, Günther Oettinunter Beweis. Generalsekretär T homas Goppel erklärt im ger, Peter Müller, Franz Josef Jung und Volker Bouffier ange
Radio: »Das Problem ist nicht, dass Angela Merkel kein Prohören. Das Votum fiel allerdings nicht sehr eindeutig aus, fil hat, sondern dass nicht alle dahinter geschart sind. « Eine denn die Taktiker aus der zweiten Reihe mussten entscheiden, gravierende Frechheit. Etwas später regt Glos an, man solle ob ihnen eine mutmaßliche Niederlage Merkeis nicht mehr einen Kandidaten Schäuble erwägen. Das Motiv ist klar: Es gelegen käme als ein eventueller Sieg Stoibers. Angela Merkel soll ein Keil in die ohnehin nicht geschlossenen Reihen der bekommt von all den Treffen und Telefonaten ihrer Partei
CDU getrieben werden.
freunde nicht viel mit. Mit Stoiber hatte sie verabredet, dass Der Vorsitzenden gelingt es nicht, eine Front gegen die die K-Frage im Januar entschieden werden solle.
Bayern zu errichten. Die K-Frage spaltet die Partei. Stoiber
Ihr Führungsverhalten basiert auf der Annahme einer he
Sympathisanten überwiegen die Merkel-Freunde. Die Südterogenen Schar von Landesvorsitzenden. In ihrem strategiwest-CDU spricht sich gar gegen die eigene Kandidatin aus.
schen Zentrum wird gerechnet, wer auf Seiten Stoibers stehe, Die Vorsitzende muss sich mit Machtworten, Drohungen und wer auf Seiten Merkels, und wer womöglich noch zu gewin
Zurechtweisungen zur Wehr setzen. Das Kalkül der CSU, die nen sei. Die Kontrahenten halten einander über die Jahres
Autorität der Rivalin zu untergraben, geht auf. Die Grenzen wende in Schach. Angela Merkel erklärt: »Ich bin bereit zur ihrer Macht werden Merkel in diesen Monaten deutlich wie Kanzlerkandidatur« , und sie leitet ihren Anspruch historisch me.
ab: »Die Geschichte der CDU zeigt, dass ihren Parteivorsit
Der CDU-Parteitag im Dezember 2001 in Dresden gilt zenden immer ein gleichsam selbstverständlicher Anspruch als wichtiger Test für beide. Sowohl ihre Reden als auch die auf die Kanzlerkandidatur zugebilligt wurde. « Stoiber dage
Reaktionen von Delegierten und Öffentlichkeit werden als gen liegt in allen Umfragen vorn. Zugleich melden die Demosentscheidender Gradmesser gewertet. Gleichwohl schwebt kopen für die Union immer hoffnungsvollere Zahlen. Die über dem Parteitag ein Paradox. Denn die K-Frage, die alle Chancen stehen großartig. Merkel muss wollen. Der Showinteressiert, steht offiziell nicht zur Debatte. Was nicht auf down naht.
der Bühne besprochen wurde, wird auf den Fluren jedoch Die Vorstandsklausur, die Klarheit bringen soll, ist für Mitte umso engagierter diskutiert.
Januar in Magdeburg anberaumt. Wenige Tage zuvor glaubt So findet ein Fern-Wettbewerb am Rednerpult statt. Zwar Angela Merkel noch, sie könne die K-Frage zu ihren Gunsten punktet Merke} mit einem kämpferischen Vortrag, doch entscheiden. Sie trifft Helmut Kohl. Doch am 9. Januar ruft Stoiber kontert am Tag darauf mit einer unverhohlenen Be-Roland Koch an, aus dem Skiurlaub. Es ist eines seiner we-74
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nigen Telefonate, die deutlich über Zimmerlautstärke hin
Stoiber für den Fall des Wahlsiegs den Unions-Fraktionsvorausgehen. Der Hesse teilt der CDU-Vorsitzenden mit, dass sie sitz im Bundestag zusichern lassen. Damit hat sie für ihren keinen Rückhalt,
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