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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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hinter einem gewaltigen Floß her. Es hatte vier lange Ruder an jedem Ende, es waren fünf große Wigwams an Bord, dazu ein offenes Lagerfeuer in der Mitte und ein großer Flaggenmast am Heck. Mindestens dreißig Mann waren auf diesem Floß – ein imposanter Anblick.
    Irgendwann verloren wir das Ungetüm aus den Augen, zündeten uns ein Pfeifchen an und hielten ein Schwätzchen. Jim war in dieser Nacht ungewöhnlich nervös, hielt ständig nach Lichtern am Ufer Ausschau und redete in einem fort von seiner bevorstehenden Freiheit: „Wenn Jim endlich in Cairo sein, Jim nix mehr Sklave, Jim dann freies Mann sein.“
    Ich hörte mir das eine ganze Zeit an, und ich weiß nicht, wieso – plötzlich schlug meine Stimmung um, und ich wurde von schrecklichen Gewissensbissen befallen: Was hatte mir die arme Miss Watson getan, dass ich tatenlos zusah, wie ihr Sklave einfach durchbrannte? Wieso in Gottes Namen half ich sogar einem Nigger, in die Freiheit zu flüchten? Ich überlegte hin und her, was ich tun sollte.
    â€žUnd wenn Jim dann in freiem Staat sein, er nur noch sparen, bis er genug haben, um seine Frau von Miss Watsons Nachbarn freikaufen. Und dann beide schuften werden, bis genug Geld haben, um beide Kinder loskaufen können. Und wenn das nicht klappen wollen, dann Kinder einfach stehlen müssen und alle zusammen in Freiheit gehen. Da drüben Cairo sein! Wir sein gerettet, Huck, wir sein gerettet!“
    â€žIch werde das Boot nehmen und nachsehen“, gab ich zur Antwort und hatte kein gutes Gefühl dabei. Ich kletterte in das schaukelnde Ding und griff nach den Rudern. Jim löste das Tau und rief:
    â€žO Huck, ich bald freier Mann sein. Und alles nur möglich, weil Huck so lieber Freund sein und mir die ganze Zeit helfen.“
    Genau in diesem Moment tauchte etwas aus dem Dunkel auf, was genau auf mich zuhielt. Ich ließ das Rudern, ich hatte Herzklopfen.
    â€žWas ist das da drüben?“ hörte ich eine Männerstimme, und gleich darauf hatte ich einen Kahn neben mir, in dem zwei Männer mit Flinten saßen. „Ein Stück Floß ist das“, sagte ich kleinlaut.
    â€žIst da noch jemand drauf?“
    â€žNur noch einer.“
    â€žIst er weiß oder schwarz?“
    Ich schwieg.
    â€žAntworte gefälligst! Wir sind auf der Suche nach fünf Niggern, die am Abend abgehauen sind.“
    Mir stockte der Atem. „Auf dem Floß ist nur einer … ein Mann“, stammelte ich. „Es ist mein ... mein Vater. Vielleicht können Sie mir helfen, das Floß ans Ufer zu ziehen.“
    â€žWieso das?“ fragte einer der Männer.
    â€žMein Vater ist krank.“
    â€žWas fehlt ihm denn?“
    â€žEr ist ... er ist ... ach, es ist nichts Schlimmes“, stotterte ich. „Bitte helfen Sie mir.“
    Die zwei besprachen sich kurz, und ich bemerkte, wie aufgeregt sie waren.
    â€žGib zu, Junge! Er hat die Pocken, nicht wahr?“
    Ich begann zu schluchzen: „Ja, ich geb's ja zu. Ich muss ihn an Land bringen, damit ihm geholfen wird.“
    â€žAber nicht von uns, Junge. Die Pocken können wir nicht gebrauchen, sie sind ansteckend.“
    â€žAber niemand hilft mir“, schluchzte ich noch hemmungsloser.
    â€žHier! Da sind zwanzig Dollar.“
    â€žVon mir auch zwanzig“, rief der zweite Mann.
    Sie warfen mir zwei große Münzen zu, und ehe ich mich bedanken konnte, hatten sie sich aus dem Staube gemacht.

Kapitel 5
    Ein Unglück jagt das andere
    Ich kann es ohne schlechtes Gewissen sagen: Ich war unbeschreiblich erleichtert, Jim nicht verraten zu haben. Ich teilte mit ihm das Geld, wir suchten uns ein Versteck für das Floß und beschlossen, bei der nächsten Dunkelheit auf jeden Fall diese Stadt Cairo ausfindig zu machen.
    Es kam mal wieder ganz anders. Kaum waren wir am nächsten Abend auf dem Fluss, stellten wir mit Schrecken fest: Auf der einen Seite des Floßes floss die altbekannte Dreckbrühe des Mississippi, auf der anderen aber klares Wasser! Das bedeutete nichts anderes, als dass wir die Ohio-Mündung schon passiert hatten und Cairo längst hinter uns lag. Guter Rat war gefragt! Die einzige Chance, doch noch den Fuß auf freien Boden zu bekommen, war, das Floß irgendwo liegen zu lassen und mit dem Boot stromaufwärts zu rudern. Früher als sonst suchten wir uns also wieder einen Liegeplatz für den nächsten Tag, machten es uns

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