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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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krieg' nur neun heraus!«
    Sie sah furchtbar ungeduldig aus, kam aber doch her – jedes hätte da angebissen!
    »Ja, wahrhaftig, so ist's, so wahr ich lebe, es sind nur neun!« sagt sie. »Wie in aller Welt – da schlag doch gleich was drein, wart, ich will's noch einmal zählen!«
    Jetzt leg' ich den aus meinem Ärmel dazu, und wie sie mit dem Zählen fertig ist, sagt sie: »Das ist ja rein wie verhext! Jetzt sind's wieder zehn!« Und sie sieht ganz ungeduldig und ärgerlich aus.
    Meint Tom: »Aber Tantchen, ich glaub' doch nicht, daß es zehn sind!«
    »Was, du Dickkopf, hab ich's denn nicht grad' gezählt?«
    »Ich weiß, aber ...«
    »Wart', ich zähl' sie noch einmal, daß du endlich zufrieden bist!«
    Ich also wieder einen weggenommen, und so waren's neun wie zuerst. Na, jetzt wurde sie aber wild – und wie wild! Sie zitterte am ganzen Körper und konnte sich kaum helfen. Aber sie zählte und zählte, bis sie so verwirrt war, daß sie den Korb als Löffel ansah und mitzählte, und dreimal waren's zehn und dreimal nur neun – sie war ganz toll! Dann nahm sie den Korb, schleuderte ihn an die Wand, versetzte der Katze einen Tritt, daß die in die Luft flog, und schrie, wir sollten uns packen und sie in Ruhe lassen, und wenn wir uns noch einmal vor Tisch blicken ließen, wolle sie uns die Haut bei lebendigem Leibe abziehen. Wir aber hatten unsern Löffel wieder, und Jim erhielt ihn zusammen mit dem alten Nagel noch vor Mittag. Soweit waren wir ganz zufrieden und Tom meinte, der Spaß sei wohl der Mühe wert gewesen, denn nun könne sie die Löffel in ihrem ganzen Leben nie wieder richtig zählen und wisse sicher nie mehr, ob sie zehn oder nur neun habe, und zähle sie einmal richtig, so meine sie, es sei falsch, und umgekehrt, und wenn sie das Manöver nur drei Tage hintereinander fortsetze, so würde sie am vierten sicherlich jedem den Kopf abreißen, der sie dran erinnerte und nicht neun zehn, oder zehn neun sein lasse.
    Am Abend hingen wir dann das Bettuch wieder auf die Leine und stahlen eins aus dem Schrank und machten so weiter mit nehmen und wieder hinlegen während einiger Tage, bis sie auch nicht mehr wußte, wie viele Tücher sie hatte, und sagte, es läge ihr auch gar nichts dran, sie wolle sich nicht zu Tod ärgern, nun zähle sie auch gar nicht mehr, um keinen Preis, lieber wolle sie gleich auf der Stelle sterben.
    Nun war alles in schönster Ordnung mit dem Hemd und dem Bettuch und dem Löffel und den Lichtern, Dank dem Kalb und den Ratten und dem etwas verwickelten Zählexperiment. Am Leuchter lag nicht so viel; dieser Sturm verwehte von selbst nach und nach.
    Die Pastete aber, die berühmte Zauberpastete, machte uns viel, viel Arbeit. Wir hatten uns dazu alles Nötige hinaus in den Wald geschleppt, und dort buken wir sie auch. Endlich wurden wir fertig damit, und sie war auch recht gelungen, aber es hatte länger als einen Tag gedauert und wir brauchten statt einer drei Waschschüsseln voll Mehl, ehe wir soweit waren, und wir verbrannten uns beinahe überall, und die Augen liefen uns beinahe aus vor Rauch; wir wollten eben nur eine Kruste haben, und die wollte nicht stehenbleiben, sondern stürzte immer wieder nach der Mitte zu ein. Zuerst probierten wir, sie mit unsern Händen festzuhalten, dann aber fiel uns ein, wir können ja gleich die Strickleiter zum Ausfüllen hineintun. So ließen wir's denn sein und machten uns erst an die Leiter. Wir blieben die Nacht über bei Jim, rissen das Bettuch in kleine Streifen, flochten diese zusammen und hatten lange vor Tagesanbruch ein herrliches Seil fertig, mit dem man einen Ochsen hätte hängen können. Wir taten dann so, als hätten wir neun Monate dazu gebraucht.
    Anderntags nahmen wir's mit in den Wald, aber es wollte nicht in die Pastete hineingehen. Man hätte damit vierzig Pasteten füllen können, wenn wir sie gebraucht hätten, und es wäre auch noch etwas übriggeblieben für Suppe oder Wurst oder was man sonst wollte. So ein Bettuch ist groß, es hätte für ein paar Mittagessen gereicht!
    Das brauchten wir nun aber nicht. Wir brauchten nur genug für unsere Pastete, und den Rest warfen wir dann weg. Zum Backen konnten wir aber die Blechschüssel nicht gebrauchen, wir hatten Angst, der Boden käm' heraus und unsre ganze Herrlichkeit fiele ins Feuer. Aber Onkel Silas besaß eine feine eiserne Kohlenpfanne, auf die er sehr stolz war, denn sie war ein altes Erbstück mit einem langen hölzernen Griff und war von England mit Wilhelm dem Eroberer

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