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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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froh, mich wiederzusehen, ohne König und Herzog, aber ich rief: »Nicht jetzt – später, später, warte bis zum Frühstück, jetzt nur rasch fort!«
    Im Augenblick waren wir los und trieben den Fluß hinab. Ach, es tat so wohl, wieder frei zusammen auf dem großen Strom zu sein ohne widerwärtige Gesellschaft. Vor Freude sprang ich einigemal empor und schlug meine Hacken zusammen, ich konnte nicht anders; aber da hörte ich einen Laut, den ich wohl kannte, ich hielt den Atem an und horchte – und wahrhaftig, als der nächste Blitzstrahl übers Wasser zuckte, da sah ich sie kommen! Sie ruderten drauf los wie toll, daß der Kahn nur so dahinsauste! Ich wäre fast zusammengesunken und konnte kaum das Weinen zurückhalten.
    Sie kamen aufs Floß. Der König sprang auf mich zu, packte mich am Kragen und rief: »Wolltest uns entwischen, du Racker! Bist unser müde, he?«
    Ich sagte: »Nein, Majestät, sicher nicht, lassen Sie mich los!«
    »Schnell 'raus damit, was hattest du vor, sprich, oder ich zermalme dich!«
    »Ich will Ihnen ja alles ehrlich erzählen, Majestät, grad' wie es kam. Der Mann, der mich hielt, war recht freundlich und sagte, er hätte einen Sohn in meinem Alter letztes Jahr verloren; es täte ihm leid, einen Knaben in solcher Gefahr zu sehen. Als alle so erstaunt waren, das Gold zu finden, und auf den Sarg zusprangen, ließ er mich los und flüsterte: ›Jetzt lauf, was du kannst, oder du wirst sicher gehängt!‹ und ich lief. Warum hätte ich bleiben sollen, da ich doch nichts nützen konnte, und wozu sollte ich mich hängen lassen, wenn ich entwischen konnte? So lief ich, bis ich das Kanu fand, und als ich hier ankam, mahnte ich Jim zur Eile, sonst würden sie mich fangen und doch hängen. Ich sagte ihm auch, ich fürchtete, daß Sie beide nicht mehr am Leben wären und wie leid mir das täte; Jim tat's auch leid, und wir freuten uns so, als wir Sie ankommen sahen. Fragen Sie nur Jim selbst, ob's nicht wahr ist.«
    Jim bestätigte alles, doch der König gebot ihm zu schweigen und sagte: »Nun, das klingt freilich höchst wahrscheinlich.« Dann schüttelte er mich wieder und sagte, er würde mich ins Wasser werfen und ersaufen lassen.
    Da rief der Herzog: »Laß den Jungen los, du alter Esel! Hättest du es anders gemacht? Hast du nach ihm gefragt, als du ausgerissen bist? Meines Wissens nicht!«
    Da ließ mich der König los und begann auf die Stadt und alle ihre Bewohner zu fluchen, aber der Herzog rief: »Du tätest besser daran, auf dich selbst zu fluchen, du hast das beste Anrecht darauf, von dir selbst verflucht zu werden. Du hast von Anfang an nichts Gescheites getan, außer daß du kühn und frech mit dem erdichteten blauen Pfeil herauskamst. Das war ein glanzvoller Gedanke und das einzige, was uns rettete. Sonst hätten sie uns eingesperrt, bis das Gepäck der Engländer angekommen wäre, und dann stünde uns das Zuchthaus offen. Aber der Streich hetzte das Volk zum Kirchhof, und dann half uns das Gold erst recht. Denn wenn die aufgeregten Narren uns nicht losgelassen hätten, um das Gold zu sehen, hätten wir die Nacht in Halsbändern geschlafen, die uns länger gehalten hätten, als uns lieb gewesen wäre.«
    Sie schwiegen eine Minute, dann sprach der König, wie in Gedanken: »Hm, und wir dachten, die Neger hätten es gestohlen.«
    Da wurde mir ängstlich zumute.
    »Ja«, sagte der Herzog langsam und sarkastisch, »wir dachten's.«
    Eine halbe Minute später brummte der König: »Wenigstens ich dachte es.«
    Da entgegnete der Herzog im selben Ton: »Im Gegenteil – ich dachte es.«
    Da rief der König ärgerlich: »Hör mal, Sommerfett, was willst du damit sagen?«
    Der Herzog entgegnete rasch: »Wenn's erlaubt ist, so möchte ich mir die Frage erlauben, was du damit meinst.«
    »Hm«, rief der König sarkastisch, »vielleicht tatst du es im Schlafe und wußtest es selbst nicht.«
    Da sagte der Herzog auffahrend: »Kerl, laß den Unsinn, hältst du mich für einen Narren? Meinst du vielleicht, ich wüßte nicht, wer das Geld in den Sarg gelegt hat?«
    »Natürlich weiß ich, daß du es weißt, denn wer sollte es getan haben als du selber?«
    »Du lügst«, schrie der Herzog und packte ihn.
    Da rief der König: »Laß mich los! Laß meine Kehle los! – Ich nehme alles zurück.«
    Der Herzog schrie: »Erst gestehe, daß du das Geld dort versteckt hast in der Absicht, mich loszuwerden, es später auszugraben und alles selbst zu behalten.«
    »Wart einen Augenblick, Herzog, und beantworte

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