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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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diese eine Frage, ob du das Geld nicht hintastet, ehrlich, und ich will dir glauben und alles zurücknehmen, was ich gesagt.«
    »Du alter Schurke, ich tat's nicht, und du weißt es wohl!«
    »Nun denn, ich glaube dir. Aber beantworte mir noch das eine – werd nicht böse: Hattest du nicht im Sinn, das Geld zu entwenden und zu verstecken?«
    Der Herzog schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Was ich im Sinn hatte, ist ganz gleich. Ich hab's nicht getan. Aber du hattest es nicht nur im Sinn, sondern tatest es auch.«
    »So wahr ich lebe, Herzog, ich tat es nicht, wahrhaftig. Ich will nicht leugnen, daß ich es beabsichtigte, aber getan hab' ich's nicht, denn du – ich meine irgend jemand kam mir damit zuvor.«
    »Du lügst, du tatest es und mußt es gestehen, oder...«
    Der König, den der Herzog immer noch an der Kehle hatte, begann zu röcheln und rief dann halb erstickt: »Genug – ich gestehe!«
    Ich war froh, es ihn sagen zu hören; ich fühlte mich um ein gut Teil leichter.
    Der Herzog ließ ihn los und rief: »Wenn du es je wieder leugnest, ersäuf ich dich. – Ja, sitz nur da und plärre wie ein Kind, das paßt ganz zu einem Kerl, der so handelt wie du. Meiner Lebtage habe ich keinen solch alten Gauner gesehen, der alles verschlingt, wenn's darauf ankommt, und ich verließ mich auf dich, als seiest du mein eigener Vater. Du solltest dich schämen, dabeizustehen und es auf die armen Neger kommen zu lassen, ohne ein Wort zu ihren Gunsten zu sagen. Es ärgert mich immer noch, daß ich so dumm war, es zu glauben. Verdammt, jetzt verstehe ich, warum du das Defizit gutmachen wolltest: Du hast das Geld, das beim Nonplusultra verdient war, und alles andere allein einsacken wollen.«
    Der König sagte ängstlich und halb röchelnd: »Nein, Herzog, du wolltest ja das Defizit decken, nicht ich.«
    »Ruhe! Ich will davon nichts mehr hören«, rief der Herzog. »Du siehst nun die Folgen. Sie haben all ihr eigen Geld zurück und all unseres dazu, bis auf einige Silberstücke. Mach, daß du zu Bett kommst, und schaffe mir keine Defizits mehr, solange du lebst.«
    Der König kroch unters Zelt und suchte Trost bei seiner Flasche; bald tat der Herzog ein Gleiches. In einer halben Stunde waren sie wieder die dicksten Freunde, und je trunkener sie wurden, desto mehr liebkosten sie sich, und bald schnarchten sie in gegenseitiger Umarmung. Sie waren riesig angeheitert, aber wie ich bemerkte, hütete sich der König wohl, darauf zurückzukommen, daß er das Gold nicht versteckt habe. Das war für mich eine wahre Erleichterung. Als die beiden schnarchten, erzählte ich natürlich Jim alles.
    Wir trieben mehrere Tage stromab, ohne irgendwo anzuhalten, bis wir so weit südlich waren, wo das lange spanische Moos von den Bäumen hängt, als ob sie lange graue Barte hätten. Dann hielten wir wieder hier und da an. Die beiden versuchten ihr Glück mit Predigen, Wahrsagen, Mesmerismus, kurz mit allerlei, aber nichts wollte recht glücken. Sie wurden sehr mürrisch, und wir konnten ihnen nichts recht machen. Sie steckten viel beieinander und hatten manches zu flüstern, so daß Jim und ich anfingen zu fürchten, sie brüteten irgendeine Teufelei aus. Bald legten wir nicht weit von einem Städtchen an. Der König sagte, er wolle hingehen und sehen, ob Gelegenheit fürs Nonplusultra wäre, und wenn er bis Mittag nicht zurück sei, sollten der Herzog und ich nachkommen, und Jim sollte, wie gewöhnlich, das Floß hüten. Zu Mittag kam er nicht zurück. Der Herzog und ich gingen also zum Städtchen und fanden den König betrunken in einer Kneipe. Er und der Herzog fingen an sich zu streiten; da dachte ich, meine Gelegenheit sei gekommen, und rannte zum Floß zurück, rief Jim, erhielt aber keine Antwort. Ich rief zwei-, dreimal, bekam aber keine Antwort. Da ging ich ein Stück Weges ins Land und begegnete einem Jungen, den ich fragte, ob er einen Neger gesehen hätte, und beschrieb ihm Jim. »Ja, den haben die Leute vor einer halben Stunde zur Sägmühle des alten Silas Phelps geschleppt«, sagte der Junge. Ich erfuhr auch von ihm, daß ihn ein kahlköpfiger alter Kerl für eine Belohnung von zweihundert Dollars gefangen und sein Anrecht darauf einem Farmer für vierzig Dollars abgetreten habe. Der Anschlagzettel habe den Neger beschrieben und er sei auf dem Floß gefangen worden.
    Jetzt ging mir ein Licht auf. Der König hatte Jim für vierzig Dollar verschachert, während er allein in der Stadt war, und als der Herzog und ich den König

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