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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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wohl? – Du Tiger und du Juno, fort mit euch!« schrie sie immerwährend und hieb bald dem einen, bald dem andern eins über. Die Getroffenen klemmten den Schwanz ein und machten sich davon, um im nächsten Moment wedelnd zurückzukehren und Freundschaft mit mir zu schließen. Ein Hund ist gar nicht so schlimm, wenn man ihn zu behandeln weiß!
    Der Alten folgte noch ein kleines schwarzes Mädchen und zwei Niggerjungen in sehr spärlicher Kleidung, und sie hingen sich an ihrer Mutter Rock und blinzelten dahinter hervor nach mir, scheu und ängstlich wie junge Vögelchen, wie sie's immer machen, die kleinen schwarzen Bälge. Plötzlich stürzte aus der Tür des Wohnhauses eine weiße Frau, ihre Kinder auch hinter ihr her, die sich ebenso benahmen wie ihre kleinen dunklen Vettern. Das Gesicht der Frau strahlte von Freundlichkeit, ihr Mund war ganz breitgezogen, so lachte sie und freute sie sich. Schon von weitem rief sie mir zu: »Also da bist du endlich! Bist du's denn wirklich?«
    »Gewiß, ich bin's!« – Diese Antwort war heraus, ehe ich nur wußte, was ich tat oder redete.
    Sie riß mich an sich und preßte mich in ihre Arme, daß mir beinahe der Atem verging. Dann ergriff sie meine beiden Hände und schüttelte und drückte sie, während ihr die Tränen aus den Augen stürzten. Sie konnte gar nicht fertig werden mit Schütteln und Umarmen und schluchzte fortwährend: »Ach, du siehst deiner Mutter gar nicht so ähnlich, wie ich dachte, aber das schadet nichts, lieber Junge. Gott, was freue ich mich, dich zu sehen, ich möchte dich wahrhaftig aufessen! Kinder, das ist euer Vetter Tom, gebt ihm die Hand und sagt ihm guten Tag!«
    Die aber steckten die Finger in den Mund und ließen die Köpfe hängen. Sie aber achtete darauf gar nicht und schwatzte immer weiter: »Liese, tummel dich, daß er was zu essen bekommt. Du wirst recht hungrig sein, Tom?«
    Ich sagte, ich habe schon auf dem Boot gegessen und sei nicht besonders hungrig, was sehr gegen die Wahrheit war. So gingen wir denn dem Hause zu, sie führte mich an der Hand, und die Kinder trotteten hinterher.
    Im Zimmer setzte sie mich auf einen Rohrstuhl, zog sich einen Schemel heran und hielt immer meine beiden Hände fest. Lange sah sie mir ins Gesicht, dann rief sie: »Endlich, endlich, kann ich dich einmal nach Herzenslust betrachten, mein Junge, Gott, wie sich meine Augen danach gesehnt haben seit Jahr und Tag. Aber ich habe dich schon früher erwartet, vor ein paar Tagen schon. Was hat dich denn aufgehalten? Ist dem Boot was passiert?«
    »Ja, Madam – das Boot...«
    »Aber, Junge, so sag doch nicht Madam, sag doch Tante Sally! Also was war's mit dem Boot, und wo ist's passiert?«
    Die letzte Frage war nun schwer zu beantworten, und so ließ ich sie fallen, wußte ich doch nicht, aus welcher Richtung mein Boot erwartet wurde, sagte also einfach: »Ja, es platzte eine der Dampfröhren!«
    »Guter Gott, es wurde doch niemand verletzt?«
    »O nein, niemand, nur ein Nigger getötet.«
    »Nun, das ist ein Glück, das hätte schlimm verlaufen können! Vor zwei Jahren, an Weihnachten, kam dein Onkel einmal von New Orleans zurück auf der alten Sally Rook, und da passierte ganz dasselbe, und ein Mann wurde schwer verletzt und starb bald drauf, glaub' ich. Er war ein Baptist; dein Onkel wußte von einer Familie in Baton-Rouge, die seine Leute ganz genau kannte. Ja, ich erinnere mich jetzt ganz deutlich, er starb wirklich und wahrhaftig an den Verletzungen. Blutvergiftung kam noch dazu, und er mußte amputiert werden, es half aber alles nichts, er wurde schließlich blau am ganzen Körper und starb in der Hoffnung auf ein ewiges Leben. Es soll schrecklich zum Ansehen gewesen sein. Na, was ich sagen wollte, dein Onkel war beinahe jeden Tag drüben in der Stadt, um nach dir zu sehen. Gerade jetzt ist er wieder dort, schon seit einer Stunde, und muß jeden Augenblick zurückkommen. Hast du ihn denn nicht unterwegs getroffen, wie? Ein alter Mann mit einem ...«
    »Nein, ich hab' niemand gesehen, Tante Sally. Gleich nachdem das Boot angelegt hatte, machte ich mich auf den Weg hierher. Da es aber so heiß war, legte ich mich ein wenig in den Wald und muß bald eingeschlafen sein. Beim Gerassel eines Wagens fuhr ich in die Höhe und ging weiter. – Vielleicht saß gerade der Onkel in dem Wagen?« – »Da magst du recht haben! Wie lang ist es wohl her?«
    »Ja, das weiß ich nicht so genau, vielleicht eine Stunde.«
    »Ei, wo hast du denn dein Gepäck? Soll es jemand

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