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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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merkwürdige Hund das! Du ihr wollen sehen?« – »Ja, natürlich!«
    Ich stieß Tom in die Rippen und flüstre ihm zu: »Du willst hin, am hellen Tag? So war's aber doch nicht ausgemacht!«
    »Meinetwegen – dann ist's jetzt!«
    So trotteten wir also wahrhaftig hinter dem Nigger her, direkt auf die Hütte los. Mir war's gar nicht behaglich dabei. Als wir hineinkamen, war alles stockfinster, und wir konnten zuerst gar nichts sehen. Jim aber sah uns und platzte heraus: »Warraftig, da sein Huck! Un, gute, gnädige Himmelsherr, sein das nicht Herr Tom, junge Herr Tom?«
    Da hatten wir's! Ich wußte ja, wie's kommen würde, ich hatt's vorher gewußt, nun war's verraten! Und was jetzt tun? Mir fiel nichts ein, ich stand mit offenem Munde da, und wenn ich auch etwas hätte sagen wollen, ich hätt' gar keine Zeit dazu gehabt, denn der Nigger drehte sich ganz starr nach uns um und rief: »Was, gute Gott, junge Herrn kennen alte Nigger?«
    Inzwischen hatten sich unsere Augen an das Dunkle gewöhnt, und wir konnten nun die Gegenstände erkennen. Tom starrt den Nigger wieder an, unverwandt und furchtbar verwundert, und fragt: »Kennen wir wen?«
    »Ei, alte durchgebrannte Nigger hier vor uns!«
    »Woher sollten wir den kennen? Wie kommst du darauf, Alter?«
    »Wie kommen Sam drauf? Sein Sam taub? Haben alte Nigger nix eben Namen gesagt von junge Herrn?«
    »Na, das ist aber doch merkwürdig! Wer hat was gesagt? Wann hat er's gesagt? Was hat er gesagt?« Ganz ruhig wendet Tom sich jetzt zu mir: »Hast du jemanden was sagen hören?«
    »Ich? Nee, ich hab' gar nichts gehört!«
    Dann wendet er sich zu Jim, mustert ihn erst eine Weile, als habe er ihn nie gesehen, und fragte dann: »Hast du was gesagt?« »Jim, Herr?« fragt dieser ganz unschuldig, »nein, Jim haben gar nix gesagt!«
    Und er schüttelt den dicken Kopf, daß er nur so hin und her fliegt.
    »Kein Wort?« fragt Tom noch einmal.
    »Kein eine Wort, junge Herr!« beteuert Jim.
    »Hast du uns jemals vorher gesehen?«
    »Kann nix sein, Herr, Jim haben junge Herrn nie nix gesehen nie nix!«
    Jetzt wendet sich Tom zum Nigger, der ganz verwirrt und eingeschüchtert dabei steht, blickt ihn streng an und fragt: »Was ist denn mit dir eigentlich los, Alter? Rappelt's bei dir? Wie kommst du drauf, der Nigger dort habe was gesagt, habe uns gekannt?«
    »Oh, das sein nur alte, schreckliche Geister, junge Herr. Sam wünschen, er wären tot! Geister ihn immerfort so grausam plagen. Ach, junge Herr, junge Herr, ihr nix sagen Master Silas, alte Sam sonst soviel zanken. Er sagen, sein keine Geister nix, sein keine Hexen nix auf der Welt, un alte Sam sie doch immer hören un sehen. Wenn er nur gewesen jetzt hier, er müssen glauben. Aber das sein immer so. Leute, was wollen nix glauben dran, glauben nix. Wollen nix sehen un hören und wenn's annre Leute ihnen sagen, sie nix wollen wissen.«
    Tom gab ihm einen Cent und sagte zu ihm, wir würden ihn nicht verraten, er solle sich für das Geld noch mehr Bindfaden kaufen, um seine Wolle besser zusammenzubinden, es sei offenbar so noch nicht genug.
    Dann blickt er Jim noch einmal fest an und sagt: »Ich möchte nur wissen, ob Onkel Silas den Kerl nicht baumeln läßt! Ich tät's an seiner Stelle. So 'nen undankbaren Hund, der seinem Herrn durchbrennt!« Und während der Nigger mit seinem Geldstückchen zur Tür schleicht, um's zu betasten und auf seine Echtheit hin zu prüfen, nähert sich Tom Jim und flüstert ihm leise zu: »Verrat ja nie, daß du uns kennst. Und wenn du bei Nacht graben hörst, so sind wir es, wir wollen dich befreien!«
    Jim hatte nur Zeit, nach unsern Händen zu fassen und sie zu drücken, dann kam der behexte Nigger wieder auf uns zu, und wir versprachen, bald wieder mit ihm herzukommen, wenn er es wolle; er meinte, es sei ihm sehr lieb, besonders im Dunkeln, wo ihn die Geister am meisten plagten, je mehr Menschen da seien, desto besser. So schieden wir von Jim, dem Wiedergefundenen!

26. Kapitel
Gut durchgeschlüpft! – Schwarze Pläne – Gewandtheit im Stehlen – Ein tiefes Loch
    Noch war's fast eine Stunde bis zum Frühstück. Wir gingen dem Wald zu, denn Tom wollte etwas Licht haben, um in der Nacht in dem dunkeln Schuppen graben zu können. Eine Laterne, meinte er, sei zu hell, und so wollten wir uns altes verfaultes Holz suchen, das im Dunkeln leuchtet, freilich nicht stark, aber für unsere Arbeit doch gerade genug. Wir suchen also, finden auch ziemlich viel, verstecken's im Gebüsch, und Tom fährt ganz

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