Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Müll, den wir durchwühlen könnten. Aber wenigstens auch kein Vampir, der uns begegnet.
Ganz entfernt hören wir leise Baustellengeräusche. Eine nackte Betontreppe führt nach oben, und wir schauen uns auch im ersten Stock um. Viele leere Zimmer, noch nicht mal die Tapete hängt hier, geschweige denn irgendetwas Persönliches, das Aufschluss über den Besitzer geben würde. Enttäuscht gehen wir wieder runter. »Dann müssen wir wohl mal einen der Bauarbeiter fragen«, sagt Vivian.
»Meinst du wirklich, dass das nötig ist?«, frage ich. »Mir wäre ja lieber, es würde keiner mitkriegen, dass wir hier sind.«
»Mir auch. Aber ich sehe hier sonst nichts, was beweisen könnte, dass das Tures Villa ist.«
Auf dem Weg nach hinten kommen wir an einer dicken Stahltür vorbei, die aussieht wie bei uns der Zugang zum Heizungskeller.
Vivian deutet mit dem Finger darauf und flüstert: »Interessant. Die untersuchen wir später. Jetzt besichtigen wir erst einmal die Baustelle.« Der hintere Teil des Gebäudes befindet sich noch im Rohbau. Scheint, als würde hier noch ein Tanzsaal entstehen.
»Vielleicht bauen die hier doch ein Labor hin?«, flüstert Vivian angesichts des fast turnhallengroßen Raumes, der mit einem Wellblechdach abgedeckt ist. Und am Ende des Dachs geht es sogar noch weiter. Wir laufen auf einem Steg aus hintereinander gelegten Brettern über erst kürzlich gegossenen Beton. Ein Geflecht aus Eisenstäben ragt aus dem Fundament hervor wie skelettierte Finger. Dahinter erstreckt sich eine tiefe, frisch ausgehobene Grube, in der verschiedene Rohre verlegt wurden.
Einschalungsbretter zeigen an, wo einmal die Wände wachsen sollen. Der Betonmischer steht mit rotierender Trommel neben der Grube. Bauarbeiter sind nicht zu sehen.
»Vielleicht machen die gerade Pause«, wispere ich. »Immerhin ist gerade Mitternacht.«
»Okay, dann lass uns erst in dem Keller nachgucken«, schlägt Vivian vor. Wir drehen uns um und prallen gegen die breite Brust eines Vampirs. Ups. Entsetzt schaue ich an ihm hoch. Anthrazitfarbener Overall, dunkle lange Haare, hohe Wangenknochen, schmale Lippen, kein Funken Freundlichkeit in den winzigen hellrosa Augen, die uns herrisch angaffen.
»Hallo«, sagt Vivian zuvorkommend und streckt ihm die Hand hin. »Carol Templeton, und das ist Beverly Boyer.« Sie zeigt auf mich. Der Vampir bleibt unbewegt stehen, und Vivian lässt die Hand sacken.
»Was machen Sie hier?«, fährt er uns an.
»Wir sind die Partymanagerinnen«, behauptet Vivian. »Hat er Ihnen nicht gesagt, dass wir kommen?«
»Nein«, antwortet er.
»Wir planen die Einweihungsfeier. Wir dachten an eine Mottoparty - Beachlife. Was halten Sie davon?«
»Hmmmpf. Weiß nicht.« Seine Anspannung lässt etwas nach. »Ich bin hier nur der Bauleiter, Peter Hamann.«
»Ah ja!«, macht Vivian, als ob sie ihn kennen würde. Dann sagt sie in vertraulichem Ton: »Dann wissen Sie ja, dass er ganz schön fuchsig werden kann, wenn irgendwas nicht so läuft, wie er es will, nicht wahr?«
Ein Lächeln umspielt seinen Mund. »Kann man wohl laut sagen.«
»Treibt er Sie auch dauernd an? Meine Kollegin und ich wissen bald gar nicht mehr, wo uns der Kopf steht«, plappert Vivian weiter.
»Oh ja!« Der Bauleiter stöhnt gequält auf. »Kenne ich. Am Anfang habe ich mich gewundert, warum man ihn den Höllenfürst nennt, aber jetzt weiß ich es!« Vivian wirft mir einen triumphierenden Blick zu. Hamann redet weiter: »Plötzlich will er hier noch einen Keller und da noch einen Anbau. Dann gießen wir das Fundament, und dann sagt er in der nächsten Nacht, er will den Anbau doch nicht mehr, und wir sollen einfach Erde drauf kipp…«
»Ja ja, so ist er, unser Höllenfürst«, unterbricht Vivian, »also, wir müssen dann mal! Tschüssi!« Wir lassen ihn stehen und gehen wieder in das Gebäude.
»Na also! Da haben wir es doch«, sagt Vivian befriedigt.
»Jetzt lass uns schnell verschwinden!«, bitte ich sie.
Wir nähern uns der Stahltür. Vivian sieht sich um, aber der Bauleiter ist nirgendwo zu sehen. »Aber vorher werfen wir noch einen Blick hier hinein«, bestimmt Vivian.
»Nein!«, rufe ich. »Nicht!«
»Was soll schon passieren?« Vivian drückt entschlossen die Klinke herunter und öffnet die schwere Tür. Dahinter führt eine Treppe hinab. »Dann wollen wir doch mal sehen, was für Leichen er im Keller hat«, witzelt sie, aber mir bleibt das Lachen im Hals stecken.
Auch Vivians Forschheit scheint zu bröckeln, als wir
wenig
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