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Hüftkreisen mit Nancy

Hüftkreisen mit Nancy

Titel: Hüftkreisen mit Nancy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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Hafen der Ertüchtigungsgeräte auf mich zu. Ich wandte mich um. Während mein Hirn quasi sofort den Fehler identifizierte, der Shake glitt mir aus den angstfeuchten Händen, erblickte ich in Rodschers Augen etwas, das mit «absoluter Vernichtungswille» gut beschrieben war. Kampf oder Flucht? Da ich studiert hatte, wählte ich Letzteres. Mit deutlich verbesserter Wirbelsäulenstabilität sprang ich aus der Maschine, während Rodscher brüllend über zwei Bänke gleichzeitig sprang. Die Gasse zwischen den Geräten bis zum Treppenhaus maß etwa zwanzig Meter. Fragen begleiteten mich auf meinem Weg. Lag der Punkt, an dem die längeren Beine des «Auslöschers» den Nachteil schwereren Antritts wettgemacht haben würden, innerhalb dieser Distanz oder dahinter? Würde die Schrittfrequenz, die aus meinen kurzen, aber zuverlässigen Beinen herauszuholen war, ausreichen, um vor dem Zugriff ins Treppenhaus und von da in den Hof zu gelangen? Wäre es nicht besser, wie Che Guevarainnezuhalten, sich dem Verderben zuzuwenden und den Anwesenden ruhig mitzuteilen: Sie werden jetzt erleben, wie ein Mann stirbt 2 ?
    Diese wichtigen Erörterungen konnten nicht zu Ende erörtert werden, denn Rodscher war heran und schubste mich. Ich stieß mit dem Kopf gegen die Butterflymaschine und geriet ins Taumeln. Er packte meinen Unterkiefer und hätte ihn wahrscheinlich abgerissen und weggeworfen, wenn sich nicht plötzlich Matzes Faust an sein Handgelenk montiert hätte. Meikel, hinter ihm, umklammerte Rodschers Stirn, damit der seinen Kopf nicht dazu benutzen konnte, meinen zu zerstören. «Du schwule Sau!», brüllte Rodscher. «Das hast du mit Absicht gemacht! Du wolltest mich mit Schwulenkeimen verseuchen!»
    Wir waren ein Klumpen aus vier Männern, die ihre Köpfe zusammenpressten und sich gegenseitig Fragen und Antworten ins Gesicht spuckten.
    «Er hat aus meinem Shake getrunken. Er hat in meinen Shake gespeichelt. Ich habe seinen schwulen Speichel getrunken! Dafür knips ich dich aus!»
    «Das war eine Verwechslung! Ich dachte, es sei mein Shake!»
    «Warum soll er denn überhaupt schwul sein?»
    «Er macht die ganze Zeit Schwuchtelübungen.»
    «Was für Schwuchtelübungen?»
    «Wovon redest du?»
    «Habt ihr mal gesehen, wie er dauernd mit dem Arsch rummacht?»
    «Ich mache nicht mit dem Arsch rum. Ich lockere meine Hüfte.»
    «Haha, lockere Hüfte. Ich weiß, was deine Hüfte will! Was war das damals in der Garderobe?»
    «Was war in der Garderobe?»
    «Ja, was war in der Garderobe?»
    «Er hat sich an meinen nackten Arsch rangeschlichen!»
    «Ich wollte meine Sachen!»
    «Siehst du, er wollte nur seine Sachen.»
    «Das kannst du deinem schwulen Friseur erzählen. Er wollte mir an die Wäsche. Das wollte er. Das warme Bübchen!»
    «Er macht komische Übungen, okay. Er ist ein komischer Typ. Komische Typen machen komische Übungen.»
    «Ich bin sogar verheiratet!»
    «Er ist verheiratet. Da staunst du, was?»
    «Ihr seid doch alle verheiratet. Mit Lesben! Zur Tarnung!»
    «Krieg dich doch mal ein jetzt!»
    «Euch hat er doch auch schon schwul gemacht! Er wird hier alle schwul machen, wenn wir ihn nicht ausknipsen!»
    Plötzlich fuhr eine fremde Hand in unsere kleine Runde, griff mit dem Daumen in Rodschers Auge, das sich dadurch ein bisschen aus der Schädelhöhle schob, und mit dem Zeigefinger in Rodschers Ohr. Der Griff kam aus einer Welt jenseits der Übungen und zweiten Versuche, aus der Welt der Realistischen Selbstverteidigung. «Loslassen!», sagte eineStimme. Matze und Meikel ließen sofort los, Rodscher löste seinen Griff mit einer geringfügigen Verzögerung und wich vor der schattenspendenden Gestalt Sascha Ramon Niekischs zurück. Mein Unterkiefer fühlte sich ausgeleiert an. Wahrscheinlich würde ich den Rest meines Lebens meinen Mitmenschen mit einem ungewollten Ausdruck von Verblüffung begegnen. Bei einem Journalisten aber wohl eher kein Grund für Berufsunfähigkeit. Sascha Ramon Niekisch dirigierte Rodscher in die Mitte des Raums. «Glaubst du, ich lasse in meinem Laden Leute trainieren, die nicht hundertprozentig sauber sind?»
    Rodscher, der jetzt gezwungenermaßen in zwei verschiedene Richtungen äugte, verneinte dies gequält.
    «Glaubst du, ich lasse in meinem Laden Leute trainieren, die nicht sofort einen neuen Shake ranholen   …?»
    Ich wollte schon Rodscher triumphierend zunicken, als ich begriff, dass ich gemeint war. Ich rannte zum Counter und holte sofort einen Proteinshake. Sascha Ramon Niekisch

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