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Hüftkreisen mit Nancy

Hüftkreisen mit Nancy

Titel: Hüftkreisen mit Nancy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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Redlichkeit.
    Also legte ich mich auch noch auf mein Handtuch und ließ mein Becken rotieren. Rodscher, fünf Meter neben mir, machte Seitheben mit zwei Kurzhanteln, für die andere einen Gabelstapler genommen hätten. Er betrachtete mein Tun mit Ekel.
    Matze und Meikel waren bei der Analyse der Tattoo-Pfötchen auf den Brüsten der Diskothekenbesucherin nicht weitergekommen. Nachdem Meikel seine Überzüge beendethatte, waren sie stattdessen in einen Disput darüber geraten, ob die orale Aufnahme von Glitzerspray, wie auf dem Dekolleté der tätowierten Dame ebenfalls und überreichlich vorhanden, zu gesundheitlichen Schäden führen könne. Matze vertrat die Meinung, dass das Glitzerspray im Körper des an der Dame tätigen Mannes verbleibe, ja sich von Mal zu Mal sogar anreichere. Meikel bestritt dies. Matze verwies auf seine morgendlichen Stuhlkontrollen, wo sich nie auch nur eine Spur von Glitzer gefunden hatte – und er hätte es bei Gott mit glitzernden Geschöpfen die Menge zu tun gehabt. Als ich auf dem Weg zu den Geräten bei ihnen vorbeikam, konnte ich mir einen Blick auf das Handyfoto, das Matze abwesend hin- und herzoomte, nicht verkneifen. Die Auflösung des Pfötchen-Rätsels war nicht schwer. «Das ist übrigens eine Waschbärenpfote», sagte ich.
    Die beiden Schwerathleten drehten ihre massigen Hälse.
    «Ein Waschbär hat nämlich über dem Ballen fünf Zehenabdrücke, im Gegensatz zu Katzen oder Hunden. Die haben vier.»
    Die beiden verzogen skeptisch den Mund. Zur sicher berufsbedingten Abneigung, von hinten angesprochen zu werden, kam Widerwille gegen jede Form neutral vorgetragenen Wissens.
    «Woher weißt du das? Warst du mal Waschbär?» Sie klatschten sich ab. Alter Schalter! Wie schlagfertig war denn das?
    «Nein, aber es gibt Gemeinsamkeiten mit mir», sagte ich, «Waschbären sind sehr intelligent und haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis.»
    Meikel stoppte seine Mimik. «Höre ich da gerade einenUnterschied zwischen deiner und unserer Intelligenz heraus? Wolltest du gerade sagen, dass wir beide ein bisschen dumm sind, weil wir uns nicht mit so einem Indianerdreck auskennen?», fragte Meikel, sichtbar geplagt vom Verlangen, ein Oben und ein Unten in unser Gespräch einzuziehen. Aber ich war keine schon vorgeglühte «Bitch» mit einer Pulle Schnaps im Täschchen. «Die eigentlich interessante Frage bezüglich dieses Tattoos», kletterte ich rhetorisch aus dem Kampfkäfig, «ist aber, ob die Trägerin sich bei der Wahl des Tattoos der Waschbärenproblematik bewusst war. Waschbären haben im Gegensatz selbst zum Menschen einen außergewöhnlich hochgerüsteten Tastsinn. Warum lässt sich eine junge Frau eine der sensibelsten Tatzen des ganzen Tierreichs auf ihre Brüste tätowieren?» Der kriminalistische Ansatz verfehlte seine Wirkung nicht. Die beiden begannen zu grübeln. «Müsste man mal herausfinden   …», sagte Matze mit Blick auf das Handyfoto. Matze war von allen Kraftmeiern dieses Hauses ohne Zweifel der adretteste, eine blonde Bürste auf dem Kopf und ein markiges Kinn zwar, aber eine kurze, gerade Nase und große, fast kindliche Augen, die jetzt weit vorausschauten. «Darf ich unseren Hausstempel neben dieses reizende Waschbärpfötchen drücken, mein Frollein?», brummte er. «Olala, mein Herr! Sie wissen, dass das hier auf meinen Riesenmöpsen ein Waschbär ist?», flötete er belustigt weiter. «Möchtest du mal meinen Tastsinn kennenlernen, Baby», hauchte er, während Meikel sich an die Stirn griff.
    Ich ging.
    «Ja, danke auch», rief Matze mir hinterher.
    Es war gerade recht. Eine Stunde später retteten Matze und Meikel mein Leben. Ich hatte versehentlich aus RodschersProteinshake getrunken. Ich hatte ihn schlicht und ergreifend verwechselt. Eigentlich hätte ich es ja merken müssen, weil ich meinen Trinkhalm nie breit knabberte. Jedenfalls stutzte Rodscher, als er nach dem dritten Schluck schon in der Neige herumzutschen musste, beäugte den Becher, der wie seiner aussah, sah sich misstrauisch um und begab sich zur Tarnung an die Trizepsseile, wo er mit einem Gewicht unter seiner Würde irgendwelche Wiederholungen vortäuschte. Mittlerweile hatte ich meinen nächsten Satz Schulterdrücken beendet und griff erschöpft zur Seite nach dem Shake, der allerdings nur noch ungeschüttelte Luft enthielt. Im selben Moment knallten am Trizepsseil die Gewichte im Kabelzugschacht aufeinander, und eine Monsterschallwelle namens «DuElendeSau!!!» türmte sich durch den kleinen

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