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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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gekommen. »Jetzt kann ich mir vorstellen, wie damals den Weißen zumute gewesen ist, wenn die Mau-Maus anrückten.«
    »Mutti, das hier sind Kinder!« sagte Tinchen vorwurfsvoll.
    »Eben! Und aus denen werden Erwachsene. Die Mentalität ändert sich nicht.«
    Zur Fähre wollte sie nun nicht mehr. Sie wollte überhaupt nicht mehr durchs Dorf gehen, sie wollte zurück hinter die sichere Schranke. Und wie sie aussah! Beschmutzt von oben bis unten, zwei Knöpfe waren abgerissen und ein paar Kratzer hatte sie auch auf dem Arm. Einen großen Bogen machte sie um die Kinderschar, die sich jetzt wieder beruhigt hatte und ihr freundlich zuwinkte. »Thank you, Mama.« Nur die herumliegenden Fetzen der Plastiktüte erinnerten an die vorangegangene Schlacht.
    Etwas abseits saß ein kleiner Junge, kaum anderthalb Jahre alt. Dicke Tränen kullerten aus seinen dunklen Augen und hinterließen deutliche Spuren auf dem mit Staub bedeckten Gesicht. Sein linkes Knie blutete.
    »Das arme Kerlchen hat bestimmt nichts abgekriegt.« Mitleidig nahm Tinchen den kleinen Knirps auf den Arm. Er schluchzte herzerweichend. »Hast du nicht zufällig ein Bonbon übrigbehalten, Mutti? Sieh doch mal nach.«
    Nein, sie habe keins mehr, sagte Frau Antonie, und Julia mußte auch passen. Die Gummibärchen hatte sie längst aufgegessen.
    »Vielleicht hilft das hier.« Aus seiner Hemdtasche zog Karsten eine Zehncentmünze. Sie hatte nicht mal den Wert eines Pfennigs, aber sie war groß und glänzte golden. Der Kleine griff sofort danach. Selig betrachtete er das Geldstück, das er mit seiner winzigen Faust gar nicht umschließen konnte, dann strampelte er sich frei. Tinchen hatte ihn kaum auf den Boden gesetzt, als er auch schon loslief. Lachend sah sie ihm hinterher. »Der künftige Kapitalist. Er schätzt Geld mehr als Schokolade.«
    Nicht mal was trinken wollte Frau Antonie, als sie wieder im Hotel waren, sie wollte nur unter die Dusche und frische Sachen anziehen.
    »In Ordnung«, sagte Karsten, dessen Reinlichkeitsbedürfnis geringer war als sein Durst, »dann treffen wir uns alle um halb acht an der Rezeption.«

Kapitel 18
    I m Landesinnern lag das Buku-Buku nun gerade nicht, man konnte sogar noch das Meer rauschen hören, doch die ganze Anlage erweckte den Eindruck, als habe man sie mitten in den Dschungel gesetzt. Exotisches Grünzeug, übermannshoch, flankierte den Fußweg zum weiter hinten liegenden Restaurant, und Tinchen hätte sich nicht gewundert, wäre in dem von Pflanzen überwucherten Teich ein Krokodil aufgetaucht oder hätte ein Riesenschmetterling ihr Gesicht gestreift. Eine Holzbrücke überquerte ein künstlich angelegtes Bächlein, in dem viele bunte Fische schwammen, und gleich dahinter führten mehrere Stufen ins Restaurant. Von außen erinnerte es an eine überdimensionale Grillhütte. Es war rund, ganz aus Holz erbaut bis auf das übliche Makutidach, und wo normalerweise Wände zu sein hatten, gab es nur halbhohe Brüstungen. Man saß praktisch im Freien und hatte lediglich ein Dach über dem Kopf.
    Das Innere war eine Mischung aus Afrika und der westlichen Welt. Rustikale, dunkelgebeizte Holztische mit ebensolchen Stühlen, auf denen dicke Sitzkissen in warmem Rot lagen, Tischläufer aus dem gleichen Stoff, an den Wänden handgeschnitzte Masken, Batikbilder, kunstvoll verziertes Holzgeschirr und – etwas stilbrüchig – ein Kalender von Coca-Cola. Von der Decke baumelte ein riesiger hölzerner Leuchter, dessen sanftes Licht durch die auf jedem Tisch stehenden Petroleumlampen ergänzt wurde. Allerdings steckten jetzt Glühbirnen drin.
    Der Besitzer des Lokals, der sie auf die Minute pünktlich mit einem Kleinbus abgeholt hatte, führte sie zu einem Tisch direkt neben der Brüstung. Wenn Tinchen die Hand ausstreckte, konnte sie bequem den Ast mit den dunkelroten Blüten erreichen. »Ob ich mir welche abpflücken darf?«
    »Na klar«, gestattete Florian großzügig, »sind ja genug da.« Er tat es sogar selber. Ungeschickt fummelte er ihr die Blumen ins Haar.
    »Nimm sie wieder raus, Mutti, die beißen sich mit der Rükkenlehne«, stellte Julia mitleidlos fest, »rotes Rot und blaues Rot vertragen sich nicht.«
    »Rot ist rot«, sagte Frau Antonie und griff nach der Speisekarte, legte sie aber gleich wieder zur Seite. »Afrikanisch kann ich nicht übersetzen.«
    Der Wirt mußte helfen. Er kauderwelschte eine Mischung aus Englisch und Deutsch, beides gleich gut oder auch gleich schlecht, und so dauerte es eine ganze Weile, bis

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