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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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verwundert über die Nachfrage.
    Â»Sie verstehen doch, dass der Zeitpunkt wichtig für uns ist, Herr Kock, oder?«
    Â»Der Mörder könnte sich unter Ihren Gästen befunden haben!«, warf Kevin Kuczmanik ein.
    Anstelle einer Antwort stierte Kock vor sich hin, er war ganz der bestürzte, trauernde, aber verwirrte Bruder des Opfers. Wenn das alles geschauspielert war, dachte Hufeland, dann hatte der Mann den Iffland-Ring für Schauspielkunst verdient. Oder einen ständigen Wohnsitz im nächstgelegenen Knast.
    Â»Kam es eigentlich häufig vor, dass Ihr Bruder Ihr Lokal besuchte?«, fragte Kevin leichthin.
    Kock schüttelte langsam den Kopf. »Nein, eigentlich kam das nur selten vor. Höchstens ein-, zweimal im Jahr. Und dann auch nicht unbedingt an … an Allerseelen.« Er senkte den Kopf.
    Â»Was war also der Grund, dass er jetzt plötzlich bei Ihnen auftauchte?«, verschärfte Hufeland etwas den Ton.
    Kock richtete sich wieder auf und hob die Stimme. »So plötzlich war das auch wieder nicht. In letzter Zeit kam er abends schon mal vorbei. – Aber meinetwegen bestimmt nicht!« Er machte ein schafsdummes Gesicht. Die letzte Bemerkung war ihm entschlüpft und offensichtlich peinlich. »Wir …«, reagierte er rasch, aber unbeholfen, »unser Verhältnis war so là là. Nicht ganz, wie es sein sollte unter Brüdern, meine ich.«
    Â»Warum verstanden Sie sich denn nicht?«, fragte Kevin Kuczmanik mitfühlend.
    Kock machte auf ehrliche Haut. Aber auch Kevin war kein schlechter Schauspieler, dachte Hufeland. Und hoffte, dass es geschauspielert war .
    Kock winkte schlaff mit der Hand ab. »Lange Geschichte«, sagte er. »Bei der Abfindung für den Hof, als unser Vater gestorben ist damals, hat er mich ziemlich übers Ohr gehauen, eigentlich. Ist mir nur zu spät aufgefallen. Eigene Dummheit. Ich war wohl zu naiv.«
    Kevin setzte sichtlich bereits zum Nachbohren an, doch Hufeland hielt ihn mit einem strengen Blick davon ab. Um die Motive konnten sie sich später kümmern. Zunächst mussten sie den gestrigen Abend rekonstruieren. Sie durften sich nicht verzetteln.
    Â»Ihr Bruder Wilhelm war also noch mindestens bis acht Uhr gestern Abend im Brooker Hof«, sagte Hufeland. »Mit wem hat er gesprochen? Was hat er gemacht?«
    Â»Hören Sie, es waren ja noch andere Gäste da!«, fuhr Kock plötzlich trotzig auf. »Ich hatte zu tun. Da konnte ich nicht drauf achten, was Wilhelm tat oder nicht tat. Abgesehen von den paar Bier, die er getrunken hat.«
    Â»Sie waren ja nicht der Hüter Ihres Bruders, stimmt’s?«, sagte Kevin mit biblischem Ernst.
    Kock kniff die Augen zusammen. Dass mit dem Bibel-Zitat in diesem Zusammenhang etwas nicht ganz koscher war, begriff er natürlich.
    Â»Ich hab nur gesehen, dass Wilhelm mit Bruno geredet hat«, stellte er klar. »Und das war schon eine kleine Sensation.«
    Â»Aha. Warum das?«, spielte jetzt auch Hufeland den Ahnungslosen.
    Â»Na, weil Wilhelm und Bruno seit Jahr und Tag zerstritten waren. Die sprachen praktisch kein Wort mehr miteinander.«
    Â»Und dann das«, setzte Hufeland den Gedankengang ironisch fort. »Kommt der Wilhelm wieder mal her und redet mit Sohnemann auf offener Bühne!«
    Â»Tja. Komisch war das schon.«
    Â»Noch komischer ist, dass er kurz darauf tot war, Ihr Bruder«, sagte Kevin. »Bisschen hoch der Preis für ein seltenes Gespräch.«
    Kock blickte den jungen, dicken Polizisten mit trotziger Miene an. »Darüber sollten Sie mit Bruno reden«, sagte er. »Mich geht das nichts an.« Und damit lag er zweifellos richtig.
    In diesem Moment klingelte Kevins Smartphone. Er zog es aus seiner Manteltasche wie einen kleinen Schatz, warf einen kurzen Blick aufs Display, kräuselte die Stirn und hielt es dann Hufeland direkt vor die Nase.
    Â»Link aus dem Präsidium«, bemerkte er dazu knapp. »Schauen Sie mal, die Website der WUZ.«
    Unter einer mit fettgelbem Balken unterlegten ›Eilmeldung‹ der Westfälischen Unabhängigen Zeitung und der Titelzeile: ›Mord an Hühnerbaron‹ waren zwei Fotos von Wilhelm Kock veröffentlicht. Auf dem linken lebte er noch, posierte lachend mit seiner zweiten Frau vor der heimischen Hühnerhalle. Auf dem Bild daneben war er schon tot, lag bäuchlings auf dem Grab seiner ersten Frau.
    Neben den Fotos blinkte ein Werbekasten.

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