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Hüte dich vor Dracula

Hüte dich vor Dracula

Titel: Hüte dich vor Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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malten sich im Gegenlicht der Sonne wie scharfe Scherenschnitte ab. Ein winterlich friedliches Bild mit wenig lauten Stimmen, keinem Krach und einer nahezu beschaulichen Ruhe.
    Inmitten des Parks liegt ›The Serpentine‹, ein See, der die Form einer krummen Wurst aufweist.
    Im Sommer tummelten sich auf dem Wasser Surfer und Ruderer. Zu dieser winterlichen Zeit jedoch lag der See ruhig im Licht derblassen Februarsonne.
    An einigen Stellen schimmerte blaugraues Eis, woanders wiederum kräuselten Wellen die Oberfläche oder schoben sich kleine Eissplitter wie breite Nadeln in das Wasser.
    Enten versteckten sich an den wärmeren Uferregionen. Nur die schwarzen Vögel kreisten unbeirrt über dem Wasser. Krähen und Möwen, die ihr Gebiet an der Themse verlassen hatten. Der Park atmete nur mehr langsam, nicht so hektisch wie im Sommer. Und viel langsamer bewegten sich auch die Spaziergänger in ihrer dicken Winterkleidung. Manche Menschen hatten zum Schutz gegen die Sonne dunkle Brillen aufgesetzt, um von den Strahlen nicht zu sehr geblendet zu werden. Wer hier seinen Weg ging, genoß die Ruhe und Beschaulichkeit, die er sonst nicht fand.
    Auch Eve Hunter und Jay Goodman gehörten zu denjenigen, die die Ruhe des Parks schätzten, um sich nur zu zweit unterhalten zu können. Die blonde Eve hatte sich vor drei Wochen mit ihrem Freund verlobt, und beide schmiedeten in der Stille des Parks Pläne für die gemeinsame Zukunft. Sie trugen beide gefütterte Wintermäntel und Schals, Eve einen roten, Jay einen grünen. Die Kälte hatte ihre Nasen gerötet, besonders Eve schnupfte hin und wieder, so daß ihr Jay schon einen besorgten Blick zuwarf.
    »Sollen wir nicht lieber gehen?«
    »Und wohin?«
    »In irgendein Pub. Dort trinken wir einen heißen Schluck…«
    »Nein, Jay, nicht.« Sie drückte sich noch enger an ihn. »Dort sind mir zu viele Leute.«
    »Okay. Ich will nur nicht, daß du dich erkältest.«
    »Es geht schon, die frische Luft tut gut.« Sie zog ihren Verlobten weiter und schaute dabei zu Boden, auf dem noch die dunklen Blätter vom letzten Herbst lagen. Das Laub zeigte an den schattigen Stellen eine helle Schicht aus kleinen Kristallen und knirschte, wenn es unter dem Druck der Schuhsohlen zerbrach.
    In den nächsten Minuten gingen sie schweigend weiter und stoppten erst an einer Wegkreuzung.
    »Was ist denn?« fragte Jay. Er schaute auf Eve hinunter, die einen Kopf kleiner war als er.
    »Ich möchte nicht mehr weiter.«
    »Hast du es dir überlegt?«
    »Das nicht. Laß uns bitte nach rechts gehen. Der andere Weg führt zum See. Dort sind mir einfach zu viele Menschen.«
    »Wie du willst.«
    »Wir können ja einen Bogen schlagen und an der Nordseite wieder zurückgehen. Da kommen wir bei Speaker's Corner heraus, steigen bei Marble Arch in die U-Bahn und…«
    »fahren zu dir!« rief Jay.
    »Genau.« Eve hob beide Arme. Sie umschlang den Nacken ihres Verlobten. »Ach, Jay, ich liebe dich«, flüsterte sie. »Ich liebe dich so.«
    Zwei kalte Wangen preßten sich aneinander.
    »Ich dich auch, Darling.«
    »Wann heiraten wir?«
    »Im Sommer.«
    »Ich freue mich darauf«, wisperte sie an seinem Ohr. »Werden wir dann auch spazieren gehen?«
    »Ja. Hier im Park, das verspreche ich dir. Dann haben wir auch eine größere Wohnung.«
    »Die ich nicht mit einer Freundin teilen muß?«
    »Richtig.«
    »Wendy hat mir gesagt, daß sie erst gegen Mitternacht zurückkehrt. Wir haben am Abend noch Zeit.«
    Jay Goodman mußte seiner Verlobten die Initiative überlassen, denn er lebte noch bei seinen Eltern. Das hatte zwar Vorteile, manchmal jedoch überwogen die Nachteile.
    Die Wohnung war ziemlich eng, zu klein für vier Personen, denn eine kleine Schwester beanspruchte ebenfalls ihren Platz. Der neue Weg führte sie in ein Gebiet, das besonders im Winter zu den einsamen des Parks gehörte. Im Sommer war dieses Areal als Platz für Liebespaare ein Begriff geworden. Dort gab es zahlreiche Verstecke, kleine Nischen, auch Bänke, umfangen von den schützenden Zweigen diskreter Büsche. Im Winter hatten die meisten ihr Laub verloren, die Sicht war freier geworden, zudem dachte bei dieser Kälte niemand an eine lauschige Liebesnacht. Auch Eve und Jay nicht. Sie kamen sich vor, als würden sie allein im großen Park sein, als sie in einen Hohlweg hineinschritten, der an der rechten Seite von einem künstlich angelegten Hügel begrenzt wurde.
    Jay, der sich mal für die Geschichte des Hyde Parks interessiert hatte, wußte, daß der

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