Hüte dich vor Dracula
ohne sie direkt zu erreichen, denn er löste sich zuvor auf. Trotzdem nahmen wir seinen Geruch wahr.
Der Qualm roch nach Moder, nach Verwesung, möglicherweise auch nach altem Blut.
Widerlich…
Marek trat zurück. Er sagte nichts, seine Lippen zuckten nur. Wir drei schauten zu, wie das Bild allmählich zerfiel. Blut, Farbe und Qualm vermischten sich zu einem Konglomerat, von dem schließlich nur eine graue Masse zurückblieb.
Innerhalb des Rahmens fiel das Bild zusammen. Die Reste stäubten dem Boden entgegen, wo sie liegenblieben und irgendwann einmal weggefegt würden.
»Das habe ich gewollt!« flüsterte Marek, bevor er den Kopf schüttelte.
»Leider ist es zuwenig, viel zuwenig.«
»Keine Sorge, Frantisek. Es ist ein Anfang.«
»Ach, John. Ich freue mich, daß du mich trösten willst, aber es reicht nicht.«
»Wir packen ihn noch!«
»Mallmann?«
»Wen sonst?«
»Vergiß die Frau nicht«, warnte Suko. »Reva ist gefährlich. Nicht umsonst hat sie sich zur Anführerin der Aktion D hocharbeiten können. Wer so etwas schafft, der muß besser sein als andere. Das BKA hat sich geirrt, als es annahm, daß Reva die Anführerin einer Terrorgruppe ist. Tatsächlich hat sie Draculas Rückkehr insgeheim vorbereitet. Sie muß schon auf Will Mallmann fixiert gewesen sein.«
»Und weshalb gerade auf ihn?« erkundigte sich der Pfähler.
»Mit seinem Wissen, das ja als Vampir nicht verlorengeht, kann sie Einblick in die inneren Strukturen der Terrorabwehr bekommen. Das ist der eine Grund.«
»Seid ihr der zweite?«
»Ja.« Diesmal sprach ich. »Wir sind Todfeinde der Vampire. Was kann es Größeres für sie geben, als einen Freund von uns zu einem Vampir zu machen?«
Marek nickte. »Da gebe ich euch recht.«
»Zudem kennt Mallmann uns. Er weiß zwar nichts von unseren genauen Plänen, aber er kennt unsere Reaktionen. Er weiß genau, was wir in bestimmten Situationen unternehmen werden.«
»Dann müßt ihr umdenken!«
Ich gab eine lachende Antwort. »Da hast du schon recht. Nur darfst du nicht vergessen, Frantisek, daß wir letztendlich dem Gesetz gegenüber verpflichtet sind und nicht gleiches mit gleichem vergelten können. Das müssen wir immer voraussetzen.«
»Aber ich gehöre nicht dazu!« erwiderte er trotzig.
»Stimmt.«
»John, Suko!« Marek ballte die linke Hand zur Faust, in der rechten hielt er noch immer den Stab. »Ich verspreche euch, daß ich Dracula II jagen werde. Koste es, was es wolle. Er darf einfach nicht dazu kommen, Blutsauger am Fließband zu produzieren.«
»Okay, dann laß uns gehen.« Ich schob ihn vor, doch er stemmte sich gegen den Druck.
»Ist noch was?«
»Ja, der Laden ist mir nicht geheuer.«
Suko winkte ab. »Nein, Frantisek, ich glaube nicht, daß wir dort Spuren finden. Die Kunden sind harmlos. Jugendliche, die durch extravagante Kleidung und außergewöhliche Accessoires auffallen wollen. Mit den Vampiren haben sie nichts zu tun. Auch daran zu erkennen, daß sich Reva stets im Hintergrund gehalten hat.«
»Wenn ich einen derartigen Arm hätte, würde ich mich auch nicht in der Öffentlichkeit zeigen.«
»Den hat sie nicht immer!«
»Nein?« staunte Marek.
»Wir kennen sie anders.«
»Wie ist es möglich, daß sie einmal einen normalen, dann wieder einen Knochenarm hat.«
»Keine Ahnung.«
Der Rumäne grinste kalt. »Wenn der Eichenpflock in ihrem Körper steckt, wird sie es uns sagen.«
»Falls sie noch dazu kommt!« erklärte Suko trocken. »Ich kriege sie soweit.«
Wie immer konnten wir den alten Frantisek Marek nur bewundern. Trotz seines Alters gehörte er zu den Menschen, die auf keinen Fall aufgaben. Er kämpfte weiter, denn er hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Blutsauger zu vernichten.
Wir durchquerten das Büro und gelangten in den Laden. Im Geschäft herrschte der normale Betrieb. Was in den hinteren Räumen vorgefallen war, schien von keinem wahrgenommen worden zu sein. Sicherlich hatte der Stoff der schweren Vorhänge die Geräusche stark gedämpft. Auch der Verkäufer war noch da. Wir sahen ihn, als er aus einer Lücke zwischen zwei Verkaufsregalen auftauchte.
Uns erblickte er zur gleichen Zeit und starrte nur Frantisek Marek an. Er deutete mit dem Finger auf ihn. »Sie… Sie auch?« keuchte er. »Gehören Sie zu denen?«
»Sicher.«
»Auch als Bulle?«
»Nein, das bin ich nicht. Aber ein Freund. Weißt du nun Bescheid, du Spinner?«
»Ja, ja.«
Ich holte ihn mir heran, indem ich mit dem Zeigefinger winkte. Sehr vorsichtig
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