Hüte dich vor Dracula
Sinne.
Sie strahlte einen offene Erotik aus, gepaart mit einer großen Gefahr. Als sie lächelte, sah es aus, als würde sie die Zähne fletschen. Das tat sie nur, um etwas zu zeigen.
Ihre Augen weiteten sich, als sie das Unheimliche sahen. Die Frau besaß kein normales Gebiß im Oberkiefer. Dort war die Zahnreihe von zwei spitzen Vampirzähnen unterbrochen.
Eve schluckte, sie wollte eigentlich sprechen, doch es mußte einfach heraus. »Ein… ein… Vampir…«
»Sehr richtig, Süße. Ich bin ein Vampir.« Die Frau lächelte noch breiter. Dann machte sie wiederden Arm lang und zielte diesmal auf Eve Hunter. Die Mündung berührte das Mädchen an der Stirn. Jay, der neben seiner Verlobten stand, konnte alles genau erkennen. Und er sah auch, daß mit dem Arm plötzlich etwas Unfaßbares geschah.
Von der Schulter bis zur Hand verschwand die Haut, als hätte sie ein unsichtbares Messer abgeschält.
Bleiche Knochen schimmerten im Licht der Lampenkegel. Keine Reste hingen mehr an diesem Gebein. Weder Haut, Sehnen, Adern noch Blut. Es war nicht zu fassen.
Beide standen stumm vor Grauen und lauschten dann dem kalten Lachen der Person. »Das ist neu für euch, wie?«
Jay Goodman wunderte sich darüber, daß er noch sprechen konnte.
»Wer sind Sie?«
»Line Frau und eine Blutsaugerin.«
»Vampire, wie?«
»Ja!«
»Nein, Sie haben sich verkleidet. Nein, das kann ich nicht glauben, das gibt es nicht.«
»Doch, mein junger Freund. Ich bin eine Vampirin. Ich ernähre mich vom Blut der Menschen, wie auch die anderen.«
»Wieso? Welche anderen?«
»Ich bin nicht allein hier.«
»Wer ist noch da?«
»Dreh dich um!«
Jay tat es. Dabei streifte sein Blick das Gesicht seiner Verlobten, das nur mehr eine Maske war.
Noch nie hatte er diesen oder einen ähnlichen Ausdruck auf Lves Gesicht gesehen. Es war einfach grauenhaft. Sie war ebenso bleich wie die angebliche Vampirin und nicht in der Lage, ein Wort zu sagen. Der junge Mann drehte sich.
Im Hintergrund sah er sie. Sie standen innerhalb einer fahlgrauen Lichtquelle, die aus dem Boden zu dringen schien. Den Strahlen nach zu urteilen, mußte das Licht von Taschenlampen abgegeben worden sein, vor die man noch einen Filter gesetzt hatte, um die starke Helligkeit zu dämpfen.
Wie viele Gestalten es waren, konnte er nicht erkennen. Eines jedoch hatten sie gemeinsam.
Auf ihren Stirnen leuchtete ein blutrotes D!
Sie standen zusammen wie Soldaten, rührten sich nicht, und auch Jay wußte nicht, was er von ihnen halten und wo er sie einordnen sollte. Wie eine kleine Armee des Schreckens kamen ihm diese furchtbaren Gestalten vor.
»Na?« fragte die Frau.
Jay drehte sich wieder um. »Wer… ist das?«
»Meine Freunde.«
»Ihr seid Verbrecher?«
Sie zog die Mündung von Eves Stirn zurück. »Das stimmt nicht. Ich sagte dir schon, daß wir Vampire sind.«
»Die gibt es nur in…«
»Halt den Mund und hör mir genau zu, mein Junge! Ich weiß, daß du Angst hast, hätte ich auch an deiner Stelle, aber du hast Glück gehabt, denn du wirst dein Blut behalten.«
»Und Eve?«
»Sie vielleicht auch.«
Jay spürte, wie seine Beine schwach wurden. »Was soll dieses vielleicht heißen?«
»Es kommt auf dich an.«
»Ich soll…«
»Du sollst mir vor allen Dingen zuhören, mein Junge. Wenn du deine Freundin retten willst, wirst du genau das tun, was ich dir jetzt sage. Weigerst du dich, seid ihr beide verloren.«
»Tu es, Jay, tu es…!«
Er nickte nur.
Danach hörte er zwei Minuten zu, prägte sich jedes Wort ein, wurde gefragt, ob er alles verstanden hatte, nickte und durfte gehen, ohne von seiner Verlobten Abschied zu nehmen.
Er fand sich plötzlich im Hyde Park wieder, spürte die kalte Luft, den Wind und die Tränen auf seinen Wangen.
Alles hatte er nicht behalten. Das Wichtige allerdings, denn einen bestimmten Namen hatte er sich einprägen müssen.
John Sinclair!
***
Ich bin noch nie in meinem Leben zu meiner eigenen Hinrichtung gegangen, sonst wäre ich nicht mehr da, aber so ähnlich wie ich mußte sich ein Delinquent fühlen, der seinen letzten Weg in Angriff nahm. Nur kam ich nicht aus einer Zelle, sondern aus einer Wohnung. An der Tür drehte ich mich noch einmal um.
Jay Goodman saß in seinem Sessel und weinte. Hr hatte beide Hände gegen seine Wangen gepreßt, und er weinte lautlos. Das Schicksal hatte ihn ohne Warnung getroffen, er hatte es hinnehmen müssen und war bei mir eingetroffen.
Auch als ich die Wohnungstür schloß, schaute er nicht einmal
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