Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
Walter war so ruhig wie immer. »Keine Kämpfe. Du hast Ahira gehört.«
Wenn er schnell genug nach vorne ginge und gleichzeitig nach hinten ausschlug, konnte er … Nein, dachte Barak, die Chancen sind nicht gut. »Wie wäre es … «
Ahira hielt die Hand hoch. »Ich kümmere mich schon um Aristobulus.« Er wandte sich dem Magier zu. »Nimm die Arme herunter!«
»Ich … «
»Runter damit!« Der Zwerg baute sich vor dem alten Mann auf, ließ die Axt zu Boden fallen und kreuzte die Arme über der kräftigen Brust. »Wir klären das besser gleich jetzt. Bist du gewillt, Befehle wie alle anderen anzunehmen, oder willst du dich auf eigene Faust durchschlagen?«
Aristobulus lachte spöttisch. »Das ist eine leere Drohung. Du würdest es nicht wagen, mich wegzujagen.« Er zeigte auf Andy-Andy. »Dann bliebe sie dir als einziger Magier.«
Ahira drehte ihm den Rücken zu. »Dann mach, daß du wegkommst. Hakim, steck das Messer weg! Barak, bist du auch der Meinung, daß ich das Kommando führe?«
Barak rieb die Stelle, wo die Messerspitze gewesen war. Erstaunlicherweise entdeckte er kein Blut an seinem Finger. »Für jetzt.« Wollte der Zwerg wirklich Aristobulus loswerden? Nach dem Verlust der Schatzkiste würde das die Lage noch schwieriger machen. Aber er hatte recht. Sie steckten schon genug in der Klemme. Da war wirklich kein Platz für Querelen untereinander. »Solange du glaubst, daß du uns nach Hause bringen kannst, Ahira.«
Der Zwerg nickte. »Ich glaube das nicht nur, ich schwöre es.« Er drehte sich wieder zum Magier um und reagierte, als hätte er eine Spätzündung, und war ganz überrascht, Aristobulus immer noch dort zu sehen. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, daß du abhauen sollst?«
»Jetzt warte mal einen Augenblick. Du … «
»Nein. Entweder bist du einer von uns oder nicht. Du hast dich dagegen entschieden. Also, hau ab!«
»Aber … wie kann ich … was glaubst du, wie ich … «
»Ehrlich gesagt, erwarte ich, daß du stirbst. Ein Magier ohne Zauberbücher und ganz allein? Du hast keine Chance. Du brauchtest uns mehr als wir dich.« Ahira legte eine Hand gegen Aristobulus' Brust und versetzte ihm einen Stoß, daß er hinfiel. Dann wandte er sich an Karl. »Wenn er nicht in zwei Minuten weg ist, hast du Gelegenheit, zu sehen, ob du mit deinem Schwert schneller bist, als er mit seinem Maul.« Der Zwerg zwinkerte ihm mit einem Auge deutlich zu.
Gut gemacht! Ich hoffe, es klappt. »Verstanden.« Karl trat einen Schritt auf den am Boden liegenden Magier zu.
»Warte!« Die Furcht in Aristobulus' Stimme paßte sehr gut zu seiner aschbleichen Gesichtsfarbe. »Ich bin deiner Meinung. Du hast das Kommando.«
Karl sah Ahira nicht an, als er auf den Magier zuschritt. »Willst du ihm noch mal eine Chance geben?«
»Ja.« Der Zwerg ging fort. »Hilf ihm auf.«
Karl lächelte Ahiras Rücken zu. Ich bin mir nicht sicher, daß ich dich mag. Aber ich möchte mich ganz bestimmt nicht mit dir anlegen. Dann schaute er von Doria zu Flinkfinger und zu Walter, bis seine Augen auf Andy-Andy ruhten. Sie alle hatten kapiert, worum es ging.
Aber sorge bloß dafür, daß es klappt. Verdammt noch mal, sonst geht es dir schlecht.
Ahira hatte sich eine Zeitlang abgesondert und auf einem umgestürzten Baumstamm gesessen. Er starrte gerade auf einen Ameisenhaufen, als Doria zu ihm trat.
»James? Darf ich mich zu dir setzen?«
»Setz dich.« Er stieß mit dem Absatz gegen die rissige Borke und spürte, wie sie angenehm knackte. Er unterdrückte ein stilles Mißvergnügen über ihre Anwesenheit. Er hatte es genossen, allein zu sein und nicht sechs – oder vielmehr zwölf – Personen herumdirigieren zu müssen. Nein, vierzehn – seine beiden mitgerechnet.
Doria glättete ihr Gewand um die Beine und setzte sich anmutig vor ihm ins Gras. Ohne mit der Wimper zu zu ck en, schaute sie ihn aus ihren Augen mit den gelben Iris an.
Er sah weg. Die Umkehrung war merkwürdig. Sonst war sie es gewesen, die seinen Augen ausgewichen war. »Was ist?«
»Wir haben ein Problem.«
»Wirklich?« Er zog eine Augenbraue hoch. »Nur eins? Das wäre schön. Sehr schön sogar. Von welchem Problem redest du? Ich kaue gerade an den Fingernägeln wegen Flinkfinger und Hakim. Ich kann mir über ein Dutzend Sachen vorstellen, die alle da unten schiefgehen können und bei denen wir nicht viel tun können. Wie lange sind die beiden schon weg?«
»Ein paar Stunden. Aber ich meinte, daß wir ein neues Problem haben.« Sie rieb sich die
Weitere Kostenlose Bücher