Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
Vom Netzwerk:
entschuldigend mit den Achseln, während auch ich Pistole und Wurfmesser wieder wegsteckte. »Tut mir leid.«
    Die beiden waren so freundlich, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    Es war ein schöner Tag. Warum mußte ich also bei jedem Geräusch beinahe aus der Haut fahren? Ja, es gab diese Gerüchte, daß Wesen aus Faerie hervorbrachen, aber wir befanden uns in den Mittelländern, weit weg von Faerie.
    Das war noch lange kein Grund. Es stimmte zwar, war aber keine Entschuldigung.
    Ich hätte argumentieren können, daß Tennetty und Jason genauso sprunghaft wie ich waren, aber das hätte nur zum Streit geführt. Die beiden handelten nach dem gesunden Prinzip, daß jemand, der schnell eine Waffe zieht, auch einen guten Grund dafür hat. Und den hatte ich nicht. Ein Kaninchen in Schußweite sollte ein Anlaß sein, eine Jagdwaffe langsam und vorsichtig zu ziehen, ohne die übrige Jagdgesellschaft aufzuschrecken. Es ist keinesfalls ein Anlaß, durch Wort oder Tat nahezulegen, daß die Kacke am Dampfen ist.
    Wir ritten schweigend weiter, und ich hielt meine Nervosität unter Kontrolle, während wir dem Pfad etwa eine halbe Stunde folgten - denk daran, jeden Schritt, den du hineingehst, mußt du auch wieder herausgehen -, bis wir zu einer kleinen Lichtung gelangten, wo ich mich für eine Pause aussprach.
    Ich saß steifer ab, als ich es zugeben mochte, und rieb mir das Ende meines Rückgrats.
    Man wird von J ahr zu Jahr älter, Walter.
    Tennetty hatte entweder keine Beschwerden, oder sie wollte es nicht zeigen. Auf beides hätte ich keine Wette abgeschlossen.
    »Die Pferde zurücklassen?« fragte sie, als sie aus dem Sattel glitt - wirklich elegant.
    »Sicher.« Ich löste den Sattel und legte ihn auf die ausgebreitete Pferdedecke, nahm das Zaumzeug ab und band das Pferd an einen Baum, wo es nur von Seil und Halfter gehalten wurde. Jason tat es mir nach.
    Tennetty löste einfach das Zaumzeug und ließ die Zügel fallen. »Steh«, sagte sie. Ich vermute, wenn ihr Pferd nicht mehr wie festgenagelt stehen konnte, wäre sie bereit, auch die Folgen zu tragen.
    Ich schlüpfte in meine Schießhandschuhe und den Lederschutz - notfalls schneide ich mir auch in die Finger und reiß mir den Arm auf, aber doch nicht bei der Übung, vielen Dank - und spannte dann meinen Compositbogen, eine schöne therranjsche Arbeit, die mich mehr gekostet hat, als ich mir ausmalen mochte. Den werde ich Lou zeigen müssen; ich bezweifle, daß sogar er etwas an ihm verbessern könnte. Hübsch und elegant zurückgebogen, bestand er aus drei Stücken beinahe schwarzem Holz. Ein langer Streifen rötlichen Horns war mit Sehnen um seinen Bauch gebogen, und das ganze Stück war mit geschmeidigem Lack überzogen. Der Griff war weich, aus dickem Leder, das sich mit jeder Benutzung immer mehr an die Form der Finger anpaßte. Ein Zug von ungefähr fünfzig Pfund - das ist schon allerhand.
    »Ich habe immer geglaubt, daß du eine Armbrust bevorzugst«, bemerkte Jason und spannte seinen Langbogen. Er schlang seinen Köcher über den Kopf und befestigte ihn dann an seinem Schwertgurt. Einen Augenblick dachte er darüber nach, hakte dann seinen Schwertgurt aus und ließ ihn über seinem Sattelknauf hängen.
    Ich nickte. »Normalerweise tue ich das«, erwiderte ich. »He, Jason?«
    »Ja?«
    »Was würdest du sagen«, fragte ich ruhig, »wenn ich dir sagen würde, daß sich hinter den Bäumen dort drüben sechs holtische Rebellen verstecken, die gerade über uns herfallen wollen?«
    Er stürzte zu seinem Pferd.
    Tennetty kicherte. »Du solltest sagen, ›Tut mir leid, holtische Rebellen, ich nehme mir die Freiheit, meine Hosen fallen zu lassen und mich vor euch zu verbeugen, damit ihr mir mein Schwert in den Hintern schieben könnt‹, das solltest du sagen.« Sie zeigte mit dem Daumen auf sein Pferd. »Trage das Schwert.«
    Er legte das Schwert gutmütig an. Ich habe Leute kennengelernt, die schlimmer auf eine freundschaftliche Belehrung reagiert haben als Jason. Viele von ihnen. Gelegentlich habe ich sogar einen von ihnen im Spiegel gesehen.
    Ich legte einen Übungspfeil auf die Bogensehne - ich verschwende keine tödlichen Pfeilspitzen an Bäume.
    Nun, ich mag Armbrüste. Du kannst sie mit einer Hand, aus dem Sattel oder aus einer abschüssigen Position abfeuern, drei Dinge, die du mit einem Langbogen nicht machen kannst. Mit einem kurzen Bogen kannst du zwei von diesen drei Dingen machen, aber auf Kosten der Reichweite und der Durchschlagskraft. Kein guter

Weitere Kostenlose Bücher