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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Wahrheiten, die weder für alle Menschen noch für alle Zeiten gelten.
    - VOLTAIRE -
    Ich habe meine Meinung geändert, okay?
    - WALTER SLOWOTSKI -
    Es tut gut, mit alten Freunden zusammen zu sein - wovon ich noch ein oder zwei Geschichten erzählen könnte, aber damit müssen wir noch ein wenig warten.
    Wir liefen in Artiven ein, um Handel zu treiben. Wir lagen etwas vom Ufer entfernt sicher vor Anker, während Erol Lyneian mit einer Barkasse und einigen Handelswaren zum Ufer fuhr - ein paar Bündel Sciforth-Eisenholz, einige große Fässer mit entsetzlich stinkendem Leim aus Fenevarian und, überraschenderweise, ungefähr fünfzig Pfund Waffenstahl aus Heim.
    Eigentlich war das gar nicht so überraschend. Artiven war schließlich für seine Messer und Schwerter berühmt. Es konnte keinen besseren Einstieg geben als den hochwertigen Waffenstahl, den Heim herstellte.
    Wir hätten vielleicht den direkten Weg fahren können, wenn wir nicht zwei Probleme gehabt hätten. Zum einen waren die Mannschaftsvorräte sehr knapp, da wir uns in Brae nicht die Zeit geno mmen hatten, sie an Bord zu neh men. Fersengeld zu geben führt eben dazu, wichtige Dinge zu vernachlässigen. Dies war vorrangig. Zweitens wollte Ahira Bast und Kenda möglichst schnell vom Schiff und aus unserer Nähe haben.
    Erol Lyneian hatte mich gedrängt, ihm mehr Einzelheiten über die Pulverherstellung zu verraten - also tat ich ihm diesen Gefallen.
    Momentan ging es Bast nicht besonders gut. Unser Heiltrank reichte nicht aus, um ihn und Kenda wieder völlig gesund werden zu lassen. Die Qualen, die er hatte ausstehen müssen, hatten ihn sehr geschwächt. Ruhe, Nahrung und Zeit würden den Rest erledigen, doch leider ließ er sich keine Zeit, um sich auszuruhen.
    Er unterbrach mich, als ich gerade von Vertum Barr eine Lektion im Auftakeln und Trimmen einer Ketsch erhielt. Ich bin kein Laie, aber ich lerne gerne neue Tricks dazu und poliere die alten auf. Tennetty und Jason trainierten auf dem Hinterdeck.
    Es tat gut, wieder Matrose zu spielen, nichts weiter als ein paar Pumphosen zu tragen und ein Kopftuch - na ja, und ein Messer, das ich an der rechten Wade, vom Hosenbein versteckt, befestigt hatte. Ich genoß es, mir über nichts weiter Sorgen zu machen als darüber, wie man durch die Form eines Segels ein wenig mehr Geschwindigkeit herausholt, Wann die Bilge ausgepumpt werden muß oder wie man eine komplizierte Segelkombination setzt.
    Die Ausrüstung der Delenia war recht ungewöhnlich, Sogar an den eigentümlichen Richtlinien zirrischer Segler gemessen. Sie bestand vorwiegend aus lackiertem Schichtholz und seltener aus Eisen (gut) oder Messing (besser). Die Schoten des Klüversegels waren unbeweglich verankert; die Reffklauen sahen eher wie Bärenpfoten aus. Seltsamer Kram, aber nicht schlecht.
    Tennetty hatte sich bis auf ein dünnes Baumwollhemd u nd Shorts ausgezogen, und Jason trug nur zerschlissene Heim-Jeans. Sie umkreisten einander und streckten die Arme aus, um den anderen an Unterarmen oder Hüfte zu packen.
    »Inzwischen«, erklärte Vertum Barr, der beim Sprechen auf einem Stück Trockenfleisch kaute, »hört man eine Menge darüber, daß der Besan die Geschwindigkeit einer Ketsch nicht wesentlich erhöht. Da ist was dran. Aber wenn man ganz eng wenden muß, ist man darauf angewiesen, sehr schnell zu sein - je schneller, desto sicherer. Aus diesem Grund widmen wir dem Trimmen des Besans besondere Aufmerksamkeit.« Er zog die Brauen zusammen und blickte in die Ferne. Seine Stirn erinnerte an runzliges Leder. »Wenn das Wetter so weitermacht, setzen wir wohl besser das Sturmsegel.«
    Am Horizont schien sich ein Sturm zusammenzubrauen - alle möglichen Stürme.
    Tennetty ließ sich von Jason an Hüfte und Armen packen, doch als er einen harten Wurf ansetzen wollte, trat sie ihm mit der Hacke gegen die Wade und schlug ihm das Bein weg. Beide fielen schwer aufs Deck. Tennetty lag obenauf, und ihre Finger stoppten kurz vor seinen Augen.
    Sie klatschte mit der Hand aufs Deck und erhob sich. »Noch mal.«
    »Wozu dann überhaupt eine Ketsch?« fragte ich.
    Er lächelte. »Die Delenia war früher ein Fischerboot und mußte deshalb eher wendig als schnell sein. Wenn es nach mir ginge, hätte ich sie schon längst mit neuer Takelage und einem anderen Mast zur Schaluppe umgerüstet. Aber Erol Lyneian mag sie, wie sie ist. Und sie ist sein Schiff, stimmt's?«
    Ich nickte. »So sieht's aus.«
    Ich hatte zwar gehört, daß Bast sich hinter mir näherte,

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